Drückjagd in Bulgarien

Auf bulgarischen Drückjagden besteht eine reelle Chance auf kapitale Hauptschweine, wie Philippe Jaeger erfahren durfte.

Drückjagd in Bulgarien – das bedeutet verschneite und größtenteils unberührte Natur. Ein aufregendes und anforderungsvolles Abenteuer, dem sich Philippe Jaeger mit Freude gestellt hat.

Jagdtouren in Bulgarien

Nach knapp drei Stunden landet unser Flugzeug in Sofia. Es sind die ersten Januartage, und als wir unsere Uhren eine Stunde vorstellen, begrüßt uns ein eisiger Wind. Nach wenigen Minuten ist auch der Zoll befriedet, alle Papiere und Waffen stimmen überein. In manchen Situationen hat die Europäische Union so ihre Vorteile. Schon kommt eine lächelnde, schlanke, junge Frau auf uns zu, ohne Zweifel unsere Übersetzerin Milena. Nach über zwölf Jahren als Angestellte einer Jagdreiseagentur in Frankreich entschied sich die großgewachsene Blondine für eine Rückkehr in ihr Heimatland. Mit der langjährigen Erfahrung als Organisatorin von Jagdreisen im ganzen Ostblock richtet sie nun eine Drückjagd in Bulgarien aus.

Begrüßungsritual

Unser Gepäck wird ins Auto verladen, und über 240 Kilometer rumplige Straßen geht es ins Herz des Balkans. „Stara Planina“ wird der Balkan in Bulgarien genannt, von Osten nach Westen formt die Bergkette eine natürliche Grenze zwischen dem nördlichen und südlichen Teil Bulgariens. Endlich ist der Nachmittag angebrochen, und wir erreichen unser Ziel. Im Haus werden wir mit Brot und Wodka begrüßt. Die Tradition verlangt ein gemeinsames Brotbrechen mit den Gästen. Jeder muss sein Brot in Akazienhonig dippen und es mit Wodka verfeinert essen.

© Philippe Jaeger
© Philippe Jaeger

Drückjagd in Bulgarien – Aufbruch zur Jagd

Der nächste Tag beginnt, Milena und ihre Jagdführer stehen mit einem Fahrzeug bereit. Der noch düstere Himmel ist voller Schneeflocken, die sich schnell zu den bereits vorhandenen 30 Zentimetern Schnee gesellen. Die weiße Landschaft wird durch runde, mit Wald bedeckte Berge geprägt, um die sich kleine Dörfer und Gehöfte ducken. „Hier leben die kapitalen bulgarischen Wildschweine!“ verkündet Milena. Nach einer Stunde über Schotterpisten erreichen wir „unseren“ Berg. An die dreißig Treiber und mehrere Hunde warten schon. Schnell geht es weiter. Unser nächstes Gefährt ist ein Militärtruck, extra ausgerüstet, um das schwierige Terrain zu durchqueren und uns sicher zu unseren Drückjagdböcken zu bringen. Um maximale Sicherheit zu gewährleisten, beträgt die Entfernung zwischen den Schützen etwa 400 Meter. Die Jagdführer erklären uns unsere Schussschneisen, generell kann aber im 360 Grad Winkel geschossen werden. Unser erster Stand – unser deshalb, weil ich nicht mitjage, sondern Jagdfreund Cyril begleite – ist am Berghang. Über mehrere hundert Hektar erstreckt sich die Flanke des Bergs. Schnee fällt in großen Flocken, die Natur hält regelrecht ihren Atem an. Schon nach wenigen Minuten Drückjagd in Bulgarien sind wir mit Schnee bedeckt.

Das erste Treiben

Eine halbe Stunde später erklingt Hundegeläut in unserer Nähe. Schnell zeigt sich die hervorragende Arbeit der Hunde. Ein schwarzer Schatten drückt sich wie ein Eisbrecher durch die Schneedecke. Der starke Keiler wird durch das Fernglas bestätigt, der integrierte Entfernungsmesser zeigt 170 Meter an. Cyril springt in den Schnee und bereitet sich auf den Schuss vor. Plötzlich bleibt der Keiler stehen und sichert zu seinen Verfolgern. Knallend bricht der Schuss, der Keiler jedoch zeigt keine Reaktion. Er führt seine Flucht in Richtung Tal fort und verschwindet in der Vegetation. Die nächste Kugel ist schon im Lauf, und das Absehen folgt dem Keiler. Nur selten ist jedoch der Rücken des Keilers über dem dichten Gestrüpp zu erspähen. Plötzlich ergibt sich unsere letzte Chance, als der Keiler auf eine andere Schneise wechselt. Im letzten Moment verhofft er noch einmal und springt in eine andere Richtung ab. Unmöglich unter diesen Bedingungen auf weite Entfernungen einen Schuss anzubringen.

© Philippe Jaeger
© Philippe Jaeger
© Philippe Jaeger

Das zweite Treiben

Nach einer Stärkung werden wir auf der Drückjagd in Bulgarien unter dem Überhang einer Schlucht platziert, mit Schussentfernungen um die 200 Meter, wie es sich uns bald offenbart. Die Kugel ist kaum in der Kammer, da erscheint schon eine dunkle Gestalt am Boden der Schlucht, rund 180 Meter entfernt. Ein starker Keiler versucht gerade, die Schlucht zu überwinden, als die Kugel ihn trifft. Er macht noch eine halbe Wende und verschwindet wieder in den Tiefen der Vegetation. Ein paar Minuten später fängt einer der Hunde aufgeregt an zu bellen, der Keiler ist gefunden, gestreckt mit einem perfekten Blattschuss. Noch während das Echo des Hundegeläuts in der Schlucht verhallt, erscheint eine weitere Sau an der gleichen Stelle wie zuvor. Erneut wird das Stück durch das Absehen erfasst, die zehnfache Vergrößerung lässt ihm keine Chance. Das Adrenalin fließt, dabei hat es gerade erst angefangen. Rund zwanzig Minuten vergehen, und der Schneefall lässt nach, als ein plötzliches Krachen unseren Blick nach rechts lenkt. Ein riesiger Keiler, mit Waffen weit über sein Gebrech ragend, wechselt uns direkt an.

Passende Vergrößerung

Die Vergrößerung auf 2,5-fach gestellt, wird das Absehen auf seinem Haupt platziert. Hier zeigt sich die Stärke des intelligenten Aus- und Einschaltens des Rotpunkts. Zeit für ein manuelles Aktivieren der Zielhilfe wäre nicht mehr gewesen. Die erste Kugel ist ein Treffer, doch noch zwei Kugeln sind nötig, um den Keiler zu stoppen. Schwer bricht die etwa 200 Kilo wiegende Sau zusammen. In Erwartung weiterer Überraschungen wird schnell wieder das Magazin befüllt. Lange müssen wir nicht warten, da zeigt sich erneut eine starke Sau. Im gemütlichen Tempo bewegt sich das Stück in unsere Richtung, durch Gestrüpp wird allerdings ein Schuss verhindert. Schlussendlich eräugt uns das Stück und nimmt Reißaus. Es beschleunigt und versucht, über die Kante der Schlucht zu fliehen. Die erste Kugel scheint ihr Ziel zu verfehlen, doch die zweite bindet das Stück am Ort. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass auch der erste Schuss gut platziert war. Die 7x64 ist für die bulgarischen Monster etwas zu schmalbrüstig. Ergebnis des heutigen Jagdtags: vier kapitale Keiler, alle auf demselben Stand erlegt. Einer mit über 24 Zentimeter langen Waffen.

Vier aus einer Rotte

Am zweiten und letzten Tag der Drückjagd in Bulgarien ist der graue Himmel verschwunden, und die Sonne scheint, die Kälte jedoch ist geblieben. Unsere Jagdführer weisen uns einen Stand am Boden der Schlucht zu. Sonnenstrahlen wärmen unseren Rücken, während sich große Schneebrocken von den Tannen lösen und klatschend den Boden erreichen. Die Temperaturanzeige steht bei minus 15 Grad Celsius. Plötzlich erscheint ein Schatten am Rande des Waldes und wechselt zielstrebig in unsere Richtung. Der junge Keiler stoppt in 50 Meter Entfernung, misstrauisch überprüft er die Lage. Langsam führt er seinen Weg fort. In der Zwischenzeit sind allerdings vier weitere Sauen aufgetaucht. Die Spannung liegt wie Blei in der Luft. Cyril lässt die erste Sau auf 25 Meter heran, bevor der Schuss bricht. Die anderen Sauen stieben in alle Richtungen davon, eins der Stücke flüchtet nur drei Meter entfernt direkt an uns vorbei. Eine schlechte Wahl, die Kugel erwischt auch ihn. Der dritte verendet nach 50 Metern, während die vierte Sau im Bunde versucht, hinter uns entlang zu fliehen. Keine gute Idee, auch diese liegt nach kurzer Flucht. Vier Sauen aus einer Rotte!

© Philippe Jaeger
© Philippe Jaeger

Drückjagd in Bulgarien - die zweitägige Strecke

Den Nachmittag verbringen wir im Wald, geschützt vor Wind und Wetter. Vor uns schränkt eine Dickung unsere Schussmöglichkeiten ein. Wir hoffen, die Sauen entscheiden sich für die offene Schneise nur wenige Meter entfernt. Doch Diana ist uns diesmal nicht hold. Zwar zeigen sich drei kapitale Sauen, doch ohne freies Schussfeld ist ein waidgerechter Schuss unmöglich. Jerome, ein paar hundert Meter entfernt, profitiert von unserer Besonnenheit. Er kann seine siebte und stärkste Sau dieses Trips erlegen. Wie am vorherigen Tag findet die Jagd mit dem Streckelegen seinen Abschluss. 19 brave Keiler liegen auf dem Platz mit Gewehren zwischen 19 und 24 Zentimetern, erlegt von sechs Jägern über zwei Tage. Darauf kommen noch mal die gleiche Zahl geringerer Sauen. Wölfe, obwohl zahlreich in der Gegend vertreten, sind den Jägern nicht kommen. Ein Ärgernis für die Revierinhaber. Auf dem Rückweg finden wir die Überreste eines Rotspießers. Wölfe haben ihn direkt am Pfad gerissen. Dieser Fund lässt die Lust anwachsen, noch mal wiederzukommen und zu jagen, im schönen Bukovetz!

Jagdgebiet Bukovetz

  • Revier: In Sowjetzeiten nur der Elite des Regimes zugänglich, ist das Jagdgebiet Bukovetz heute allen offen, die die bewaldeten Hügel im nördlichen Teil des Balkans erkunden wollen. Größtenteils im Privatbesitz wird in dieser Region vornehmlich Obst und Gemüse angebaut. Das 29.000 Hektar umfassende Jagd- und Waldgebiet besteht überwiegend aus Eiche, Buche und Kiefer. Regelmäßig unterbrechen bewirtschaftete Lichtungen den Wald, die Flüsse und Bäche sind voller Forellen. Die Höhe variiert zwischen 200 und 1.200 Metern, im Durchschnitt hält man sich bei 800 Metern auf. Diese Höhe vereint zweierlei: im Sommer angenehme Kühle, im Winter wunderschöne Schneelagen.

Jagdbare Wildarten und Kosten

  • Wildarten: Rot- und Damwild können vom 1. September bis zum 31. Januar bejagt werden. Rehwild vom 1. Mai bis 31. Oktober. Schwarzwild ist das ganze Jahr bejagbar, organisierte Drückjagden gibt es vom 1. Oktober bis zum 28. Februar. Auch Muffelwild kann das ganze Jahr über bejagt werden, vom Ansitz aus oder auf der Pirsch.
  • Unterkunft: Gäste, die es gerne rustikaler
    mögen, werden in einsamen Cottages auf dem Lande untergebracht. Die Unterbringung im Haupthaus bietet jeglichen Komfort.
  • Kosten: 3 Tage Drückjagd inklusive Sauen ohne Begrenzung 3.300 Euro.
© Philippe Jaeger