Gamsjagd in Rumänien

In den rumänischen Karpaten auf Gams zu pirschen, wird als Jagderlebnis wohl ewig in Erinnerung bleiben.

Die Gamsjagd in Rumänien ist an Reiz kaum zu übertreffen. Erst recht nicht, wenn’s dem Brunftbock in den rumänischen Karpaten gilt. Philippe Jaeger ist seiner Fährte durch den ersten Schnee gefolgt – eine Herausforderung, bei der der Jäger plötzlich selbst zum Gejagten werden kann.

Das Gamswild der Karpaten

Obwohl es reichlich vorkommt, wird das Gamswild in Rumänien, genauer den Karpaten, nur wenig bejagt. Deren Hauptfeind ist hier nicht der Mensch, sondern der Wolf der Steinadler und in geringerem Maße auch der Luchs und der Braunbär. Daher werden in dem 8.000 Hektar Revier der Forstverwaltung Romsilva nur einige reife Böcke und Geißen bejagt. Auf jedes erlegte weibliche Stück kommen auf der Gamsjagd in Rumänien vier Böcke.

© Phillippe Jaeger
© Pixabay

Esel als Packhilfe

In der Ebene von Sibiu, wo wir die erste Nacht verbracht hatten, hing noch der letzte Hauch des Sommers in der Luchs, vom Fuße der Karpaten sahen wir aber bereits die ersten Schneefälle auf den Spitzen der Berge. In diese Richtung brachte uns das allradgetriebene Fahrzeug an diesem Morgen. Nach etwa 20 Kilometern erreichte unser Auto einen Weg, der durch den Regen der vergangenen Tage unpassierbar geworden war. Hier hieß es nun, abzusitzen und zu Fuß weiter zu marschieren – mit all unserem Equipment ein wirkliches Aufwärmspiel. Am Treffpunkt wartete eine Gruppe Esel auf uns, die unsere Rucksäcke tragen sollte. Mit jeder Windböe flogen tausende Laubblätter durch die Luft, denn auf dieser Höhe hatte sich der Herbst bereits niedergelassen und war in vollem Gange.

Steile Hänge auf der Gamsjagd in Rumänien

Die Hänge wurden steiler, und auch die Esel kamen an ihre Grenzen, als Valy und Daniel uns auf den Pfaden ihrer Kindheit führten. Der Ruf der Raben war der einzige Laut in der Stille, als plötzlich ein zweites Geräusch unsere Aufmerksamkeit erregte. Hirsch oder Sau, fragte ich mich. Niemand bewegte sich. Valy griff nach seinem Gewehr und sah sich nervös um. Als das Geräusch zum zweiten Mal ertönte, nahm auch Daniel seine Büchse und bedeutete uns, still stehen zu bleiben. Äste brachen, und das Rascheln trockener Blätter erklang, als ein großes, braunes Haupt in etwa 50 Metern Entfernung erschien. Die Spannung war zum Zerreißen, als kurz darauf drei kleine, braune Kugeln erschienen – eine Bärin mit ihren Jungen!

© Phillippe Jaeger

Willkommen in Rumänien

Die meisten Unfälle auf der Gamsjagd in Rumänien passieren bei der Begegnung mit Bärinnen und ihrem Nachwuchs. Schnell verstanden wir, wie gefährlich die Situation war, in der wir uns befanden. Niemand bewegte sich. Zwei Gewehrläufe richteten sich auf die Bärin, die vorgab, uns nicht zu sehen. Sie nahm ein paar Brombeeren auf, bevor sie sich, ohne den geringsten Ausdruck von Unbehagen, umdrehte. Sie war von uns keine 20 Meter entfernt, und der kleinste Funke hätte zu einer Eskalation der Situation führen können, die tödlich für eine der Parteien geendet hätte. Willkommen in Rumänien!

Rumänische Unterkünfte

Nach diesem dramatischen Beginn erreichten wir unsere Unterkunft am Berg Negoiu auf 1.546 Metern Höhe – ein einfacher, aber komfortabler Ort. Es war früher Nachmittag, und Valy schlug vor, noch auf die Pirsch zu gehen. Die Sonnenstrahlen lockten uns, und wir folgten den Bergpfaden für zwei Kilometer, bevor wir das Spektiv aufbauten und die Hänge absuchten. Nicht lange und wir entdeckten die ersten Stücke Gamswild. Die Brunft hatte bereits begonnen. Es war jedoch unmöglich, die brunftenden Böcke in Schussentfernung zu bekommen, also beschlossen wir, am nächsten Tag auf der Gamsjagd in Rumänien einen neuen Versuch zu wagen.

Große Schussentfernungen

Am folgenden Morgen der Gamsjagd in Rumänien führte Daniel uns also in ein ähnliches Tal. Eine junge Geiß nutzte hier elegant den Vorteil dieses geschützten Fleckens und äste, wo das Gras noch grün war. Sie wurde von einem Bock bewacht. Sie waren noch gut 500 Meter entfernt. Trotz der wenigen Deckungsmöglichkeiten schafften wir es, die Distanz auf 300 Meter zu verringern, bis uns eine weitere Geiß entdeckte und einen gellenden Pfiff ausstieß. Daniel wusste, dass auch die anderen Stücke in wenigen Sekunden verschwinden würden und bedeutete mir, mich schussbereit zu machen. Der Bock war laut Entfernungsmesser immer noch 312 Meter entfernt. Er stand still, den Bart zu einem faszinierenden, stummen Spektakel aufgestellt, das von der .270 Win. jäh beendet wurde. Obwohl die Kugel durch die Lunge tödlich war, begann er noch einen kurzen Aufstieg, bevor er in eine Felsspalte abstürzte. Nach dem Versorgen machten wir uns erschöpft auf den Rückweg zu unserer Unterkunft.

© Phillippe Jaeger

Geröll und Felsbrocken

Am nächsten Morgen war alles mit Raureif überzogen. Wir nahmen denselben Beobachtungsposten wie am Tag zuvor ein, und schon bald kamen zwei Silhouetten den grasbewachsenen Hang hinab. Die eisige Kälte tat dem Treiben keinen Abbruch. Geißen und Kitze beobachteten das Geschehen, während der Platzbock immer wieder Rivalen von den Hängen jagte. Die Sonne kam über die Kuppe des Berges, und das Schauspiel endete. Wir mussten 300 Meter absteigen und den Fluss überqueren, der beide Talseiten trennte, um auf der anderen Seite einen steilen, schroffen Hang hinauf zu steigen. Drei Stunden später waren wir bereit für ein neues Abenteuer auf der Gamsjagd in Rumänien. Die frischen Fährten im Schnee kündigten Wild an, und am Horizont sahen wir nun auch ein Stück Gamswild. Wir kletterten weiter, bis wir eine Stunde später endlich gebogene Krucken über den Bergkamm ragen sahen. Da waren sie, 200 Meter vor uns, verdeckt hinter Geröll und Felsbrocken. Wir suchten nach einem starken Bock, doch vergebens. Trotzdem war Daniel zuversichtlich.

© Phillippe Jaeger

Gefährliche Brunftkämpfe

Die Szenerie war atemberaubend, und wir hatten noch einen aufregenden Nachmittag vor uns. Wir saßen im Gras, als ein riesiger Geröllbrocken von oben herabfiel und uns nur um Haaresbreite verfehlte. In Gang gesetzt wurde dieser von einem starken Bock, der einen jüngeren Rivalen zu vertreiben versuchte. Christophe griff nach seinem Gewehr, suchte sich eine passende Auflage auf dem Granitblock, der uns als Deckung diente, und wartete auf Daniels Anweisungen.

© Phillippe Jaeger

Goldmedaillenbock auf der Gamsjagd in Rumänien

Beide Böcke setzten ihren höllischen Brunftkampf fort, der sie immer weiter hinabtrieb, mit Schlägen und Stößen in die Luft, als der jüngere Bock plötzlich verhoffte – hatte er uns mit? Auch sein Kontrahent verhoffte bewegungslos in etwa 200 Metern Entfernung. Christophe setzte den Schuss perfekt aufs Blatt, der den Bock keine zehn Meter mehr machen ließ. Er rutschte uns entgegen. Erst als wir an ihn herantraten, begriffen wir, was für einen starken Bock Christophe erlegt hatte. Daniel vermutete sogar eine Goldmedaille. Eine Vermutung, die am nächsten Tag durch eine offizielle Beurteilung bestätigt wurde.

© Phillippe Jaeger
© Phillippe Jaeger