Jagd auf Schneeziegen in Alaska

Die Jagd auf Schneeziegen in Alaska ist wohl eine der weltweit härtesten Jagden, die ein Jagdreisender erleben kann.

Die Jagd auf Schneeziegen in Alaska beginnt in einer der unwirtlichsten Landschaften des Planeten. Die Jagd auf einen reifen Devil, wie die Böcke genannt werden, ist die vielleicht reinste Form der weltweiten Bergjagd. JÄGER-Autor Carl Gremse hat sie erlebt. Hier sein spannender Bericht.

Unwirtliche Gegenden

Schneeziegen leben in der Felswüste. Zwischen schroffen Zinnen, nicht umweht von Sand, sondern Schnee. Diese Gegenden sind von einer solchen Unwirtlichkeit, dass die Begegnung mit ihnen jedes Mal überrascht.

Das gleiche Ritual

In den ersten Tagen einer jeden Jagd auf Schneeziegen das gleiche Ritual: Der Jäger zweifelt an Geschick und Sachverstand seines Führers, dieser am Gemüt seines Gastes. Wie packt man es an? Ähnlich der Jagd auf Dallwidder wird zunächst mit Spektiv und Fernglas gejagt. Der Gast kann nicht glauben, dass in den prächtigen, aber lebensfeindlich wirkenden Gipfeln wirklich Ziegen zu entdecken sind und tendiert ständig dazu, tiefer entlang der Baumlinie abzuglasen – meist ohne Erfolg. Wohl sucht einmal eine „Nanny“ (Geiß) mit ihrem „Kid“ (Lamm) hier Zuflucht, doch einen „Devil“, einen Teufel, wie die Böcke bei der Jagd auf Schneeziegen in Alaska auch genannt werden, wird man hier nicht sehen. So behält letztendlich der Guide Recht. Nun fällt auch dem Gast auf, dass knapp unter dem Kamm die Farben nicht so ganz stimmen: zwischen all dem Weiß ein Tupfen Gelb! Und noch einer! Ganz oben, nur knapp unter der Kuppe des Grades und damit aus dem Wind haben sich einige „Billies“ niedergetan.

© Carl Gremse
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Jagd auf Schneeziegen in Alaska – Große Entfernungen

Nun gilt es, das Zelt abzubrechen und die Stiefel zu schnüren. Mit Sack und Pack in den Hang! Gamsjäger kennen die Problematik des Ansprechens reifer Trophäen. Bei Schneeziegen ist es ganz ähnlich. Aus zwei bis drei Kilometer Entfernung kann das Spektiv zwar enthüllen, ob es sich um einen Trupp Billies handelt, doch bevor Genaueres gesagt werden kann, gilt es, diese Entfernung drastisch zu reduzieren.

Gemeinsame Strapazen

Zur Trophäe zählt man bei der Jagd auf Schneeziegen in Alaska nicht nur die Krucken, sondern auch den reifen Pelz. Zu Beginn des Winters ist dieser in Haarlänge und Haarfülle am schönsten. Und so jagt man die Teufel am besten in den letzten Oktobertagen und im November. Zu dieser Zeit haben sich die Bären längst für den Winter zurückgezogen. So wirkt die Landschaft sehr einsam, denn außer den Ziegen, auf ihren Zinnen unangreifbar wirkend, kommt kaum Wild in Anblick. Das Land ruht. 
Durch Wind und Schnee kommt man nur langsam voran. Immer wieder sind beim Aufstieg brusthohe Schneewehen zu überwinden. Hier müssen Führer und Jäger abwechselnd vorangehen, um mit ihren Körpern dem anderen den Weg zu bahnen. Die gemeinsam erduldeten Strapazen schweißen zusammen.

Die Basis des Vertrauens

Die Gäste Jesse und Matt haben schon zuvor bei Jagdführer Ben gejagt. Ein Elch von 64 Zoll Auslage und ein reifer Dallwidder – beide erlegt im Vorjahr im Zuge einer zehntägigen Jagd – sind die Basis des Vertrauens in Bens Fähigkeiten. Nach etwa sechs Stunden Aufstieg, zunächst durch dicht bewaldete Hänge, bestanden mit Fichte und einem Unterbau aus „Teufelskralle“ (Devilsclub), und dann durch meterhohen Schnee, wird endlich an der Baumgrenze ein Lager errichtet. Während dieser Strapazen, so Jesse, habe er sich des Öfteren gefragt, ob das alles
 so richtig sei.

© Carl Gremse
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B&C und SCI

Am nächsten Morgen geht es weiter zur Jagd auf Schneeziegen in Alaska. Zwar sind wir dem Wild schon viel näher, es ist aber nicht mehr zu sehen. Es gilt nun, genau die Kuppe zu finden, auf der tags zuvor die Billies gesichtet wurden. Dabei werden die Jäger immer wieder daran erinnert, dass Berge im Spektiv stets weniger steil und unzugänglich wirken. Insbesondere die räumliche Tiefe des Bildes täuscht oft gewaltig. So mag es, wie auch in unserem Fall, im Spektiv aussehen, als lägen zwei Rücken nur knapp hintereinander, wobei auf dem hinteren die Billies zu erkennen sind. Kaum haben wir den ersten Grad erreicht und hinübergespäht, als klar wird, dass ein tiefes Tal zwischen uns und den Billies liegt. Die beiden Schenkel eines Halbtals hatten den täuschenden Eindruck erweckt, zu einer Kuppe zu gehören. Doch sind wir den Billies nun schon so nah, dass wir sie genauer ansprechen können. Reif sind sie, und zwei von ihnen übertreffen sogar die für amerikanische Jäger so wichtigen Schwellenwerte für Einträge in die Bücher von Boone and Crocket (B&C) und SCI mit großer Sicherheit.

Zwangspause bei der Jagd auf Schneeziegen in Alaska

Wenn nur nicht der Tagesmarsch entlang der Kuppe auf den gegenüberliegenden Schenkel wäre! Die Entfernung vom Zelt ist zu weit, um sich einfach ohne die Last auf den Weg entlang des Grades zu machen. In dieser Höhe mit launischer Witterung geht Ben kein Risiko ein, so verführerisch es auch wäre. Es sieht im Fernglas ja auch ganz einfach aus. Sich hier jedoch zu verschätzen, bedeutet, die Nacht im Windschatten einiger Felsen frierend zu verbringen – oder Schlimmeres. Alaska ist unerbittlich – also heißt es, wieder das Lager abzubrechen, und wir machen uns mit Sack und Pack auf den Weg. Es stellt sich als die richtige Entscheidung heraus. Der Marsch entlang des Tals wird stellenweise zur echten Kletterpartie. Immer wieder sind kleinere Vorsprünge und Schluchten zu überwinden. Doch am Abend dann sind wir endlich nah genug, dass eine Bejagung für den nächsten Tag ohne Lasten möglich ist.

Genaue Planung

Natürlich bleibt die Befürchtung, die Billies könnten weitergezogen sein. So versuchen wir noch kurz, einen Blick zu erhaschen. Diese Sorge ist verständlich, meist aber unbegründet. „Das ersehnte Stück ins Bett bringen“ nennen die Guides diese Technik bei der Jagd auf Schneeziegen in Alaska – und sie funktioniert bei Dallschafen und Schneeziegen erstaunlich gut. Ohne die Stücke zu stören, gilt es, sich am Vorabend die Position der Stücke möglichst genau anzusehen. Dabei kommt es auf Hänge und Entfernungen an. So wird die morgige Jagd geplant.

© Carl Gremse
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Weite Schüsse

Am nächsten Morgen dann nur noch ein schneller Blick, ob die Stücke nicht doch weitergezogen sind, dann geht es los. Von der Last des Camps befreit und in freudiger Erwartung der Beute, klettern die Beine viel leichter als am Vortag. Bei günstigem Wind und geschützt vor den Blicken der Böcke kommen wir auf etwa 150 Meter an diese heran. Jesse ist als erster an der Reihe. Ein Schuss aus der .300 Remington Ultra Magnum lässt den Bock verenden. Das TTSX-Geschoss von Barnes leistet ganze Arbeit, ebenso wie im Jahr zuvor, als Jesse auf mehr als die doppelte Entfernung mit selber Waffe den Dallwidder schoss. Die Notwendigkeit von Schüssen auf weitere Entfernung wird in der Regel für die Jagd im Gebirge überbewertet. Zwar sollte man unbedingt mit Ausrüstung und Können in der Lage sein, auch jenseits von 300 Meter zu treffen, doch sind solche Schüsse auf unverletztes Wild auch hier in Alaska absolute Ausnahmen.

Doppelter Jagderfolg

Auf Jesses Schuss hin sind die zwei verbleibende Böcke hochgeworden und ziehen, ihres Anführers beraubt, ziellos umher. Sie warten wohl auf ihn. Nun macht sich Matt bereit. Als sich der zweitstärkste der Gruppe breitstellt, schießt er – auf 200 Meter – mit der .338 Remington Ultra Magnum. Auch er hatte ein TTSX-Geschoss geladen, und so gibt es auch auf seinen gut platzierten Schuss keine Überraschungen. Zwei reife Billies liegen nach der Jagd auf Schneeziegen in Alaska. Die grandiose Szenerie der Chugach Range in Eis und Schnee bildet einen passenden Hintergrund für die nun folgenden Erlegerfotos. Als wir diese später betrachten, wird uns klar, dass sie nicht nur die Beute zeigen, sondern auch, wie hart die Jäger für diese haben arbeiten müssen. So wie es sein soll.

© Carl Gremse

Reisetipps

  • Flug: Internationaler Flughafen ist Anchorage.
  • Planung: Zusätzlich zu zehn Jagdtagen sind drei bis vier Tage für An- und Abreise ins/aus dem Jagdgebiet ideal.
  • Führung: Jagd mit Guide/Outfitter ist für alle Nicht-Alaskaner vorgeschrieben. Der Berufsjäger besorgt auch die Lizenz (Tag).
  • Ausrüstung: Bergstiefel von Markenfirmen – am besten steigeisenfest, gut einlaufen. Warme, atmungsaktive Winterbekleidung, Funktionsunterwäsche. Fernglas 8x40 oder 10x40 – das beste ist gerade gut genug. Spektiv nicht notwendig – hat der Jagdführer.
  • Gewehr: Verlässliche Repetierbüchse. Kunststoffschäfte haben sich im rauen Einsatz bewährt. Standardkaliber mit mittelschweren Geschossen und hohen Formwerten (BC) sind ausreichend. Gestreckte Flugbahnen wie bei .300 Win. Mag., 8 x 68 S oder 8,5 x 63 sind ideal. Üben ist Pflicht.
  • Geschosse: Keine einfachen Teilmantel! Die Schneeziege muss liegen – man schießt, wenn möglich, auf einen Knochen. Deformationsgeschosse verwenden.
© Carl Gremse