Pavianjagd in Namibia

Die Pavianjagd in Namibia erfordert eiserne Ausdauer. HuntInMotion durfte diese einzigartige Jagd hautnah miterleben.

Die effektive Pavianjagd in Namibia ist eine Kunst, die beherrscht werden muss. Dieses Wild ist sehr aufmerksam und intelligent, wie HuntInMotion lernen musste.

Ankunft in Namibia 

Windhoek International Airport Hosea Kutako. Es ist 7 Uhr morgens, als ich das Flugzeug der Air Namibia verlasse und über das Rollfeld in Richtung des kleinen Flughafengebäudes schlendere. Es ist noch recht kühl und ich bin froh, meinen langärmligen Pullover mit ins Handgepäck genommen zu haben. Die Passabfertigung ist schnell erledigt, selbst mein Koffer dreht bereits seine Runden auf dem Gepäckband und so begrüße ich schon wenige Minuten später meinen Berufsjäger und Outfitter Divan der mich am Flughafen abholt. Kurz darauf sitze ich bereits im PickUp, der mich zu der Farm bringt, auf der ich dieses Mal jagen möchte.

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Unbeliebte Paviane

Einige Tage vor meiner Ankunft hat eine Gruppe Paviane ein Windrad, welches eine Pumpe zur Wasserförderung antrieb, binnen einer Nacht fein säuberlich in seine Einzelteile zerlegt und völlig unbrauchbar gemacht. Was dem Mitteleuropäer ein leichtes Schulterzucken entlocken mag, ist für den namibischen Farmer existenziell, denn während der Trockenzeit zwischen März und November kann der Ausfall einer Wasserpumpe verheerende Folgen haben. Und so ist leicht einzusehen, dass Paviane bei den Farmern nicht sonderlich beliebt sind und bejagt werden, wann immer sich die Möglichkeit hierzu ergibt (was sehr selten ist). Die Geschichte, die man sich unter den Angestellten der Farm erzählte, nämlich dass eine Gruppe Paviane für das Verschwinden der 6-jährigen Ruusa, die alleine auf den Schulbus wartete, verantwortlich sei, verbannte ich indes ins Reich der Fiktion.

Große Gruppen auf der Pavianjagd in Namibia 

Paviane treten in Gruppen von etwa 15 Tieren, mitunter auch in sehr großen Gruppen mit bis zu 60-70 Exemplaren auf und werden von dem größten und stärksten Pavian, dem Alpha-Männchen, geführt. An eine solche Gruppe wagt sich selbst der hier einzige echte Fressfeind dieser Affen, der Leopard, ganz selten einmal heran, denn eine Horde Paviane ist gut organisiert und verteidigt sich und den Nachwuchs vehement und im Team. Überhaupt ist das Zusammenleben der Paviane in der Horde streng organisiert und es sind immer einige Tiere als Späher abgestellt.  

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Erster Anblick  

Eines Tages sitze ich am Wasserloch auf ein Warzenschwein an. Die Sonne brennt heiß an diesem Nachmittag und schon bei meiner Ankunft tummeln sich etliche Tiere am Wasser. Neben einer Gruppe Kudukühen mit Kälbern und einer Zebraherde stehen drei Oryx im Schatten eines Baumes unweit vom Wasserloch – dazu kommt die immerfort andauernde Betriebsamkeit der Kapturtel- und Senegaltauben und Hornbills, die Ihren  Durst zu dieser Tageszeit stillen. Selbst eine Riesentrappe – einer der schwersten flugfähigen Vögel der Welt – stolziert umher. Von Warzenschweinen fehlt allerdings jegliche Spur und so beobachte ich mit dem Fernglas aus meinem Versteck heraus das emsige Treiben. Im Augenwinkel erspähe ich eine Bewegung in einem Baum etwa 200 Meter vom Wasserloch entfernt. Im Fernglas kann ich gut erkennen, wie ein halbwüchsiger Pavian dort diesen Baum erklimmt und es sich in seinem Wipfel gemütlich macht.

Durchdachtes Vorgehen auf der Pavianjagd in Namibia  

Den ersten Instinkt auf der Pavianjagd in Namibia (Schießen!) sollte man tunlichst unterdrücken, denn zum einen ist die Entfernung doch recht hoch, zum anderen hat man hier einen Späher vor sich, welcher sofort die ganze Gruppe warnen würde, sollte er irgendetwas Verdächtiges eräugen. Ganz besonders gewarnt aber wären alle, sollte er tot vom Baum fallen. Also heißt es warten – warten auf das Alpha-Männchen, denn wenn man das erlegen kann, gibt man dem Leoparden für einige Wochen die Chance, sich vielleicht noch den einen oder anderen unvorsichtigen Pavian zu holen, da die Gruppenstruktur und damit der Zusammenhalt empfindlich gestört ist.

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Heiseres Bellen als Warnung  

Ich hatte schon häufiger auf meinen Pirschfahrten und –gängen Paviane in Anblick bekommen, wie sie entweder vor mir durch den Dickbusch liefen oder aus sicherer Entfernung von einem erhöhten Posten das Gelände absicherten – jedes Mal war an einen Schuss nicht zu denken, weil alles entweder viel zu schnell ging oder die Entfernung einfach zu groß war. Paviane haben ein sicheres Gespür für Schussentfernungen, so scheint es mir. Unvergessen bleibt mir auch dieses heisere Bellen auf der Pavianjagd in Namibia, das Paviane ausstoßen, um zu demonstrieren, dass sie mich längst entdeckt haben, weit bevor ich ihrer gewahr werde – und das so herrlich grollend in den Hügeln widerhallt.  

Intelligente Paviane  

Paviane sind schlau – und sie haben Geduld, sehr viel Geduld. In meiner Zeit in Afrika habe ich nicht selten erlebt, dass der Späher bis zu zwei Stunden auf seiner Warte im Baum hockt und das Wasserloch sowie das umliegende Gelände beobachtet, bis er sein Okay gibt und die ganze Herde zum Wasser kommt.

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Das Alpha-Männchen  

Auch auf der heutigen Pavianjagd in Namibia wird meine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Über 90 Minuten lang bietet sich mir das gleiche Bild: Der halbwüchsige Pavian in seinem Baum 200 Meter entfernt von mir, der es sich in einer Astgabel gemütlich gemacht hat und sich ab und zu den Bauch kratzt. Doch ganz plötzlich, wie auf eine geheimes Zeichen hin, klettert er von seinem Aussichtsposten und keine Minute später erscheint die ganze Gruppe auf der Bildfläche. Etwa 30 Tiere mag dieser Trupp zählen, Jungtiere, Halbwüchsige und erwachsene Tiere, teilweise den Nachwuchs unter ihrem Bauch oder auf dem Rücken tragend. Auch einige erwachsene Männchen gehen hier mit, aber unverkennbar erscheint nun das Alpha-Männchen: Körperlich den anderen Affen dieser Gruppe weit überlegen ist es fast so groß wie ein Warzenschwein, langsam und erhaben nähert es sich inmitten seiner Herde dem Wasserloch. Immer wieder bleiben einige Tiere stehen, sichern in alle Richtungen während der Nachwuchs unbekümmert fangen spielt.

Gähnen und Bauchkratzen

Längst habe ich mich auf der Pavianjagd in Namibia schussfertig gemacht – sehr vorsichtig und langsam, denn immerhin scannen sehr viele Augenpaare dort vor mir auf der Fläche das Gelände ab. Die Herde drängt es zum Wasser, aber ich bekomme das Alpha-Männchen nicht frei. Irgendein anderer Pavian verdeckt ihn oder steht direkt hinter ihm und macht so einen sicheren Schuss unmöglich. Quer durch die Zebraherde marschiert der Trupp und da passiert es – ein Zebra eräugt irgendeine Bewegung, wirft auf und geht im Galopp ab, zieht alle anderen Tiere mit sich und binnen weniger Sekunden ist die Bildfläche vor mir leer. Verdammt! Die Pavianherde hat sich allerdings zu meiner Erleichterung nur bis zu den ersten Bäumen zurückgezogen und langsam beginnt das Schauspiel von vorn: Der Späher erklimmt den Baum, schaut umher, gähnt, kratzt sich den Bauch. Aber zu meiner Überraschung dauert es diesmal nur wenige Minuten, bevor sich die ganze Gruppe wieder auf das Wasserloch zu in Bewegung setzt.

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Pavianjagd in Namibia - kapitale Reißzähne

Ich verfolge das Alpha-Männchen im Zielfernrohr und als die Truppe fast das Wasserloch erreicht hat, steht er plötzlich einen Moment frei und auch breit – ich bin auf dem Blatt und schieße. Durchs Feuer sehe ich, wie der Affe im Schuss zusammenbricht und verendet. Dann hüllt ihn der Staub ein, den die abspringende Herde aufwirbelt, und erst einige Minuten später kann ich ihn wieder sehen. Die Fläche vor mir ist ansonsten leer, die Stille ist fast gespenstisch, denn auch die Tauben und Lärmvögel schweigen nun auf der Pavianjagd in Namibia. Ich verlasse meinen Ansitz, sammle auf dem Weg zum Anschuss ein paar Steine ein, die ich, das Gewehr durchgeladen, aus ca. 4-5 Metern in Richtung Pavian werfe, der sich aber keinen Millimeter mehr bewegt. Afrikanisches Wild ist sehr schusshart und auch Paviane – besonders so ein großes Exemplar wie dieses – machen da keine Ausnahme. Ich schaue auf die Reißzähne dieses Affen, die fast 8 cm messen und denen eines Leoparden absolut ebenbürtig sind – und ganz plötzlich halte ich die Geschichte von der 6-jährigen Ruusa für nicht mehr ganz so abwegig.

© HuntInMotion
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