Mit der Schwarzwildjagd in der Türkei hat sich Jens Ulrik Høgh einen lange gehegten Traum erfüllt. Die Drückjagden in den türkischen Bergen sind urig und versprechen hohe Strecken. Auch grobe Sauen kommen hier in großem Maße vor und die Chance, einen Lebenskeiler zu strecken, ist nicht gerade gering.
Kapitales Schwarzwild
Nur 400 Meter vor mir im Tal wechselte ein kapitales Stück Schwarzwild. Aufgrund der großen Entfernung konnte ich das Stück nicht hören, dafür aber bestens sehen. Sofort ging mein Puls in die Höhe und ich spürte das Schwarzwildfieber, welches mich ergriff. Leider war diese Sau eindeutig außerhalb meiner Schussreichweite und ich konnte noch nicht einmal souverän ansprechen, ob es sich um einen starken Keiler oder eine einzelne Bache handelt. Über mehrere hundert Meter konnte ich beobachten, wie das Stück langsam Richtung sicherem Bestand trollte, um sich jeglicher gefährlicher Drückjagdsituation zu entziehen. Die Dickung, in welche das Stück wechselte, war allerdings auch auf dieser Drückjagd mit Schützen abgestellt. Dementsprechend wartete ich nur auf den Schuss meines Nachbarstandes. Einige Zeit verging, doch nichts dergleichen geschah. Anscheinend hatte sich das Stück doch tatsächlich erfolgreich aus der Gefahrensituation bugsiert. Wie so oft auf der Drückjagd, wussten die Sauen auch hier, in welche Richtung sie ziehen müssen.
Schwarzwildjagd in der Türkei – lehmiger Boden
Auch auf der Schwarzwildjagd in der Türkei ist die Jagd im Allgemeinen also immer noch die Jagd, die wir auch von Zuhause kennen. Zum entsprechenden Waidmannsheil muss auch hier einiges zusammenkommen und vor allem zusammenpassen. Fernab davon war es ein wunderschöner Tag in den türkischen Bergen nahe dem Städtchen Ermenek. Sobald die versammelte Jagdgesellschaft hier die Wege und Straßen der Zivilisation verlässt, eröffnet sich eine traumhafte Berglandschaft mit sensationellem Panorama. Hier findet der Jagdreisende noch wahrlich unberührte und raue Natur. Auch die Jagdbedingungen sind hier – wie auch heute – üblicherweise hervorragend. Absolut kein Wind, Temperaturen um den Nullpunkt und kristallklare Luft sprachen genug für sich. Der lehmige Boden der türkischen Berge war mit einer kleinen Schicht Schnee bedeckt und wirkte verdächtig instabil. Entsprechend der Umgebung waren auch die Stiefel schnell schienbeinhoch mit Schlamm und Schnee bedeckt und das anstrengende Treiben muss einem einzigen Kampf geglichen haben.
Kriechende Kälte
Immer wieder bewegte ich meinen Körper rhythmisch hin und her, um die Kälte einigermaßen abschütteln zu können. Mein Ansteller hatte mich auf einem kleinen, schlammigen Geländeweg abgesetzt. Ich stand auf einem halbwegs steilen Hügel und konnte ein relativ weitläufiges Tal unter mir betrachten. Die Berglandschaften der Türkei können im Februar klimatisch äußerst kalt werden und laden geradezu zu Thermounterwäsche ein. Darüber hatte ich mehrere Schichten im gewohnten Zwiebel-Prinzip an, um der Kälte einige Stunden standzuhalten. Doch wie so oft, kroch auch hier langsam die Kälte in die Füße.
Regionale Probleme mit den Sauen
Im Tal unter mir, so berichteten zuvor meine türkischen Jagdführer, wird in kleinem Rahmen Landwirtschaft von den hiesigen Bauern betrieben. Nächtlich gehen die Schwarzkittel hier in den kleinbäuerlichen Regionen in den Feldern zu schaden. Dies stellt für die Bauern eine echte Belastung dar, geht es doch um deren Existenzgrundlage. Insofern ist nahezu jeder, der die Schwarzwildjagd in der Türkei betreibt, auf dem Land gerne gesehen und wird ausdrücklich willkommen geheißen. Die Landwirte selbst verfügen über keine Waffen und sind dementsprechend auf die Jägerschaft angewiesen.
Gefährliches Terrain
Wahrscheinlich stand ich bereits seit über einer Stunde auf diesem Flecken Erde, ohne etwas - außer der starken Talsau - gesehen zu haben. Kontinuierlich bewegte ich mein Körpergewicht von der einen auf die andere Seite und spürte so immer wieder Schmerzen aus meinem rechten Bein. Dieser Schmerz rührte von einem Sturz, welchen ich einige Tage zuvor erlitt. Ich musste zwangsweise die Erfahrung machen, dass es auf dem rutschigen türkischen Bergschlamm durchaus schnell bergabwärts gehen kann. Nach einigen Metern mehr oder weniger freiem Fall fiel ich auf eine Gesteinsformation und verstauchte mir den rechten Fuß. Glücklicherweise trug ich hiervon keine langfristigen Schäden und auch meine Ausrüstung überlebte zu meiner Erleichterung. Aus dieser Erfahrung lernte ich jedoch schnell, dass eine Jagdreise zur Schwarzwildjagd in der Türkei durchaus körperlich anstrengend und dementsprechend kein Zuckerschlecken ist.
Schwarzwildjagd in der Türkei – erster Anlauf
Zurück im hier und jetzt vergewisserte ich mich noch einmal, dass mit meiner Optik alles stimmte. Ich erwartete jederzeit einen gehörigen Sauenanlauf, wie so viele Auslandsjäger aus der Türkei zuvor berichtet hatten. Der Blick schweifte zu meinem Nachbarn auf der anderen Seite. Durch die dichten Zweige konnte ich gerade mal seine orangene Kopfbedeckung ausmachen, welche sich markant von übrigen Farben abhob. Gerade, als ich meinen Blick wieder ins Tal werfen wollte, fielen mir zwei Überläufer auf, die direkt auf den Stand meines Nachbarn zuwechselten. Mein Nachbar stand mit seinem Rücken zu dem anwechselnden Stücken und konnte sie dementsprechend nicht sehen. Erst einige Momente später nahm er die hochflüchtigen Stücke wahr und ging in den Anschlag. Mehr als überrascht, befanden sich die Sauen nun keine zehn Meter von seinem Stand entfernt. Von meiner Position aus konnte ich das Schauspiel bestens beobachten und sah, wie mein Nachbarschütze zwei Kugeln im wahrsten Sinne des Wortes in den Schlamm setzte.
Langsame Flucht
Die beiden Schwarzkittel kamen mit einem Schrecken davon und brachen hochflüchtig durch die Schützenlinie. Immer noch auf Anlauf hoffend, realisierte ich, dass es einfach nicht mein Tag war. Just in diesem Moment erblickte ich eine weitere geringe Sau, die in Richtung des gleichen Nachbarn wechselte. Dieser war gerade vehement mit Nachladen beschäftigt und rammte das Magazin mit einem lauten „Klick“ in die Büchse. Dieses Geräusch war derart markant, dass es den Überläufer zur Kursänderung nötigte. In voller Fluchtgeschwindigkeit richtete sich der Überläufer in Richtung meines Standes aus und wechselte auf mich zu. Die Sau war immer noch um die hundert Meter von meinem Stand entfernt, kam jedoch stetig näher. Nun begann die Sau einen Gang runter zu schalten und wurde langsamer. Die bergige Landschaft ist auch für das Schwarzwild schwieriges Fluchtterrain.
Saubere Schüsse in der Türkei
Langsam sah ich meine Schusschance näher kommen. Ich persönlich schieße auf der Schwarzwildjagd in der Türkei, wie auch auf jeder anderen Drückjagd, nur, wenn ich ein gutes Gefühl bei dem Schuss habe. Solange der Schütze optimistisch ist, das Stück sauber zu treffen, ist dies bereits die halbe Miete für einen tödlichen Schuss. Ein krankes Stück Wild und gerade ein krankes Stück Schwarzwild, kann eine deutliche Gefahr für alle Jagdbeteiligten sein und muss natürlich so gut es geht vermieden werden. Als das Stück die 60-Meter-Marke überschritt, bereitete ich mich auf den Schuss vor. Oftmals sind die Schüsse die schwierigsten, die sich schon langwierig ankündigen. Nun hat der Puls genug Zeit hochzufahren und der Schütze spürt das Jagdfieber deutlicher. In einer glatten Bewegung ließ ich den Schaft an meine Wange gleiten und ließ bei der ersten sauberen Möglichkeit, ohne lange zu überlegen, fliegen.
Schwarzwildjagd in der Türkei – lohnende Jagdreise
Das Stück zeichnete jedoch nicht im geringsten Maße. Dennoch war ich gut abgekommen und der festen Überzeugung, dass ich einen tödlichen Treffer gelandet habe. Glücklicherweise hatte die Sau nicht an Tempo verloren bzw. die Fluchtrichtung geändert und wechselte so weiter schräg auf mich zu. Nun ließ ich zum zweiten Mal fliegen und das Stück rollierte vorbildlich im Knall. Mit dem Puls am absoluten Limit, konnte ich es kaum abwarten, bis das Treiben abgeblasen wurde und ich an das Stück herantreten konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich nun wieder abgeholt und konnte den Überläufer in Besitz nehmen. Hierbei stellte sich heraus, dass bereits der erste Schuss voll im Leben saß und die Sau hätte verenden lassen müssen. Stolz auf meine sauberen Schüsse, kehrte ich nach dem Bergen zurück zur Jagdgesellschaft. Die Drückjagd in der Türkei war für nahezu alle Beteiligten ein voller Erfolg und die lange Reise auf jeden Fall wert.