Jagd auf Kaffernbüffel

Die mythische Jagd auf den Kaffernbüffel ist meist im Leben ein einmaliges und daher auch unvergessliches Erlebnis.

Jagd auf Kaffernbüffel in Südafrika! Ein Gedanke, der allein schon den Puls des eingefleischten Afrikajägers zum Rasen bringt. Um kaum eine andere Wildart ranken sich derart viele Mythen. Begleiten Sie Gert G. v. Harling und gehen Sie mit ihm auf eine spannende Jagd.

Willkommen zur Jagd auf Kaffernbüffel

Sawubona!“ – willkommen in Afrika – empfängt mich mein Jagdfreund Carlo Engelbrecht am Flughafen von Johannesburg, ich fühle mich wieder zuhause. Die Fahrt geht durch Eukalyptuswälder, Zuckerrohrplantagen und Farmland, doch Zäune werden mit jedem Kilometer, den wir in der endlos erscheinenden Weite des Zululandes zurücklegen, weniger, je näher wir unserem über 20.000 Hektar großen Jagdgebiet an der Grenze zu Swasiland, 450 Kilometer südöstlich von Johannesburg in der südafrikanischen Provinz Kwazulu Natal, kommen. Zwei Tage lang suchen wir dann, noch bevor die Morgendämmerung anbricht bis in die Dunkelheit hinein, im subtropischen Busch nach einem alten Kaffernbüffel.

Keine Fährten und erste Zweifel

Am Abend des dritten Tages kommen Zweifel in mir auf: die Wasserlöcher sind trotz der Trockenheit kaum angenommen, frische Losung – Fehlanzeige, keine Fährten, gar nichts, was auf Büffel und damit eine erfolgreiche Jagd hindeuten würde. Selten sah ich so viele verschiedene Vogelarten, derart starke Warzenschweine, so viele Kudus und Impalas, aber nie so wenig, besser gesagt, keine Büffel. Drei Tage sind nicht viel im Vergleich zu der gesamten Zeit, die ich in meinem Leben während der Jagd auf Kaffernbüffel verbrachte. Zähle ich alle Tage zusammen, komme ich gut auf über ein viertel Jahr.

Der vierte Tag

Bei unserer Jagd ist der Himmel bedeckt. Die verschiedenen Grün- und Brauntöne lassen unsere Umgebung farblos wirken, als wir bei Tagesanbruch wieder losziehen. Die Zweige des Büffeldorns, bevorzugte Äsung für fast alles Wild im Zululand, versuchen uns wieder und wieder mit ihren Dornen zurückzuhalten. Meistens mit Erfolg. Eine Reihe Stacheln weist gerade nach oben, eine andere gebogen in entgegengesetzte Richtung, und alle krallen sich in unserer Kleidung fest. Nach knapp drei Stunden Pirsch, weist Carlo zwischen sattgrünen, dornigen Akazien, knapp zwei Kilometer vor uns, auf schwarze Punkte im Busch, die sich langsam fortbewegen. „Buffalo“, flüstert er. Ich hätte die dunklen Flecken ohne meinen Führer kaum wahrgenommen, geschweige denn, als Wild angesprochen. Meine noch ungeübten Sinne müssen sich erst wieder an die Spiele von Licht und Schatten, von Hell und Dunkel im afrikanischen Busch gewöhnen.

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Auf Tuchfühlung mit den Büffeln

Hügelauf, hügelab schleichen wir der Herde nach, bis wir sie am späten Vormittag eingeholt haben. Nach links und rechts schlagende Schwänze verraten die Hinterteile der gemächlich von uns fortziehenden Büffel. Nur Kühe und Kälber kann ich ansprechen, aber da raunt Carlo „there is a good bull“, und als ich mich in die Richtung wende, in die der Freund durch sein Glas starrt, erkenne auch ich den Bullen. Er hat sich abseits der Herde niedergetan. Eine gefühlte Ewigkeit lang äugt er zu uns herüber. Plötzlich erhebt er sich mit einem Ruck, und ich erkenne einen mächtigen Wildkörper mit einem eindrucksvollen Helm. Im selben Augenblick wendet sich der Bulle ab und schaukelt, so kommt es mir vor, in schwerfälligen Fluchten davon. Der Rest der Herde ist ebenfalls im Nu fort.

Keine Zeit für Enttäuschung während der Jagd auf Kaffernbüffel

Noch während ich enttäuscht auf die grüne Wand aus Blättern und Büschen schaue, hinter der die schwarzen und braunen Kolosse verschwanden, schleicht Carlo weiter und gibt mir ein Zeichen zu folgen. Zwischen hüft hohen Lala-Palmen galoppieren Zebras davon, bringen sich in Sicherheit und lassen mich zusammenzucken, als wir bergauf, bergrunter, während der Jagd auf Kaffernbüffel, den mir meistens unsichtbaren Spuren der Büffel nachhängen.

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Trittsiegel im roten Staub

Nur ab und an erkenne ich Trittsiegel im roten Staub. Aber Carlo hat sich, einem Schweißhund gleich, auf den Spuren festgesaugt und folgt ihnen. Gibt der trockene, harte Erdboden nicht Preis, wo die Büffel gezogen sind, verraten sie sich durch Losung, feuchte Stellen, wo sie genässt haben, oder abgeknickte Zweige neben dem Wechsel. Nach einer Stunde steigt mir intensiver Rindergeruch in die Nase und die Jagd auf Kaffernbüffel ist eröffnet. Die Büffel sind nahe vor uns. Unsere Schritte werden kürzer, langsamer, unsere Bewegungen behutsamer, spärlicher. Und dann! Wie aus dem Nichts gekommen, sind sie plötzlich da. 50 Meter vor uns, 60 Meter rechts und links ziehen Büffel kreuz und quer, vertraut auf uns zu, quer vorbei, von uns fort, aber durch dichten Bewuchs immer so getarnt, dass ich stets nur für wenige Augenblicke ein Tier erkennen kann.

Schnaufende Gnus

Wir liegen längst wieder flach auf der Erde, regungslos, atemlos, um uns nicht noch einmal zu verraten. Die Büffel ziehen gemächlich weiter. Ich habe noch nicht jedes Tier begutachtet, angesprochen, den Bullen noch nicht wiedererkannt, da trampeln, aufgeregt schnaufend, zwanzig, dreißig Gnus in einer großen Staubwolke vorüber. Sie waren in unseren Wind gezogen, und im selben Moment sind auch die Büffel fort. Resignation will sich breitmachen.

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Graue Geister

Im Schatten einiger Fieber-Akazien, Charakterbäume von Natal, machen wir kurze Rast. Wir genießen die Ruhe und das vielfältige Leben in dieser von der Zivilisation noch verschonten, urtümlichen Landschaft. Carlo zieht hörbar Luft durch die Nase ein, und da nehme auch ich den süßlichen Geruch wahr, den der leichte Wind herüberweht. „Wasserbock“, flüstert mein Führer. Kurz darauf erspähe ich vier Wasserböcke. Es sind nur Sekunden, die der dschungelähnliche Busch die grauen Geister freigibt, bevor sie wieder eintauchen in das Gewirr aus Bäumen, Blättern und Zweigen, Stacheln, Stauden und Gräsern. Unglaublich, wie sich die großen Tiere verbergen, kaum sichtbar werden. Zwei kleine, gelbe Schmetterlinge flattern vorüber, und ich lausche der typischen Musik des afrikanischen Busch: dem Gurren der allgegenwärtigen Tauben. Eine vollkommenere Jagd auf Kaffernbüffel konnte ich mir nicht erträumen.

Fühlbare Nähe zu den Büffeln

Nach einer guten Viertelstunde müdet mich Carlo wieder auf, und wir schleichen weiter ein ausgetrocknetes Bachbett entlang. Die nun unter unseren Füßen bei jedem unvorsichtigen Schritt aufwirbelnden Staubwölkchen verraten, dass der Wind gut steht. Deutlich sind Büffelfährten an der steilen Böschung zu erkennen, und wir folgen ihnen eine weitere Stunde über Stock und Stein. Der Busch wird undurchsichtiger, immer undurchdringlicher, trotzdem geht es unbeirrt weiter. Ich bewundere die Sicherheit meines Begleiters, mit der er aus dem trockenen Untergrund liest, was sich vor kurzer Zeit hier abgespielt hat, wo die Büffel geäst, später geruht haben und wohin sie nach ungefähr zwei Stunden weitergezogen waren. Zwölf Kudus stehen, nur durch das Fernglas auszumachen, dicht beieinander am Gegenhang unter einem hohen Baum. Ein Gelbschnabel Toco segelt vorüber, ohne dass er seine Schwingen bewegt. Plötzlich wieder Rindergeruch, ich fühle förmlich, dass Büffel in unmittelbarer Nähe sind.

Inmitten der Büffel

Während Carlo längst wieder am Boden liegt, erkenne ich, als ich in die Knie gehe, schemenhaft, keine sechzig Meter entfernt, drei, vier Silhouetten dunkler Wildkörper. Vor und neben uns, manchmal im Abstand von nur 50 Schritten, ziehen sie umher, ohne Wind zu bekommen. Wir scheinen uns mitten in der Herde zu befinden. Zufriedenes, fast beruhigend klingendes Brummen, Schnaufen, Schnauben und regelmäßige, mahlende Kaugeräusche zeigen, dass sich die Wildrinder ungestört und sicher fühlen. Ich kann nicht viel weiter als 70 Meter sehen. Neben mir bewegen sich ruckartig Zweige. Als ich versuche, unter dem verfilzten Buschwerk hindurchzuspähen, stockt mir beinahe der Atem. Fast zum Greifen nah erscheinen zwei Läufe, dann vier, und mein Herz schlägt noch schneller, als ich zwei weitere Läufe ausmache. Augenblicklich sind sie wieder verschwunden. Dann wird es still um uns herum.

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.375 Holland & Holland

Nur beißender Gestank erinnert daran, dass es nicht die Hitze ist, die mir Schweiß auf die Stirn treibt, meine Handflächen feucht werden sowie den Schaft der .375 Holland & Holland fester umfassen lässt, sondern dass die Büffel mir beträchtliches Herzklopfen bereiten, obwohl sie, verdammt nah, fast nur zu erahnen sind. Angespanntes Lauschen, angestrengtes Starren. Die leichte Bewegung eines Blättchens lässt mich zusammenzucken. Carlo neben mir verspürt die Spannung ebenso, wahrscheinlich abgeklärter, es ist schließlich sein täglich Brot, mit der Gefahr im Busch zu leben, ihr während der Jagd die Augen zu sehen.

Vom Busch verschluckt

Die Kaffernbüffel sind langsam weitergezogen. Tiefe Ruhe ist um uns herum. Der Wind steht nach wie vor günstig, und wir kriechen der Herde nach. Erst auf allen Vieren, dann laufen wir tief geduckt weiter. Von einem Busch geht es im Kriechgang zum nächsten, unsere Tritte werden wieder besonders vorsichtig, und dann kauern wir hinter einem grünen Akazienstrauch und starren zwischen langen, silbernen Dornen und grünem Blattwerk auf die 100 Meter vor uns durch allerlei Strauchwerk verdeckten, friedlich äsenden Kaffernbüffel. Und dann entdecken wir abseits der Herde den alten Bullen im dichten Gestrüpp.

Ein Koloss

Die Hälfte seines Körpers ist noch von dunklem Morast aus der Suhle behaftet. Doch nur wenige Augenblicke sehen wir den Koloss, zwei, drei Gänge macht er, und ist schon wieder weg, scheinbar vom Erdboden verschluckt. Da das nicht sein kann, rasen meine Blicke nach rechts und links, verharren kurz an einem Strauch übersät mit schwarzen Fruchtschoten und wandern weiter. Nicht einmal den Schatten eines Wildkörpers kann ich ausmachen, dabei stand der Bulle eben noch vor uns, erstaunlich, wie diese großen Tiere sich verbergen, die schweren Körper fast lautlos durch den dichten Busch schleichen können, eins werden mit ihrer Umgebung. Die Jagd auf Kaffernbüffel ist wahrlich nicht leicht zu meistern.

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Kein sichtbares Zeichnen

Da erscheint der Alte in einer Lücke wieder, verhofft und wendet sich im Zeitlupentempo zu uns. An seinem Halsansatz bilden sich dicke Speckfalten, als er starr, eher gelangweilt als grimmig oder gar bedrohlich, wie ich es oft erlebte, zu uns heräugt. Die Enden seiner Hörner glänzen schwarz wie Ebenholz. Nur die zerfetzten Ohren zucken, sonst ist keine Bewegung in diesem, wie ein kraftvolles Monument dastehenden Wildkörper. Nur ein Schritt, schon ist er wieder verschwunden. Und plötzlich zieht er breit vor uns vorüber. Mein Puls wird schneller. Ich fühle den Herzschlag bis in den Hals. Der Schuss auf diese kurze Distanz ist keine besondere Leistung mehr. Ohne sichtbares Zeichnen, nicht das geringste Zusammenzucken des schweren Wildkörpers erkenne ich durch das vierfache Zielfernrohr, zieht der Bulle weiter.

Ein gefällter Recke

Als ich repetiert habe, verbirgt er sich bereits wieder hinter fast undurchsichtigem Buschwerk. Vorbei? Sekunden später, besser 30 Gänge weiter, erscheint der Alte erneut. Auch der zweite Schuss ist todsicher, der Bulle stoppt abrupt, macht mit gekrümmtem Rücken vier, fünf Gänge rückwärts, strauchelt und bricht zusammen. Als ich durch das Fernglas versuche, den gefällten Recken ausfindig zu machen, ist dort, wo er niederging, lediglich ein dunkler Strich über dem trockenen Gras zu erkennen. Da springt mir, fast gespenstisch, ein rötlicher Fleck ins Gesichtsfeld. Hellroter Schweiß steigt in einer kleinen Fontäne aus dem Ausschuss, die Jagd auf Kaffernbüffel sollte erfolgreich enden. Gleich darauf erklingt das bewegende letzte Stöhnen des verendenden alten Büffels durch den afrikanischen Busch.  

© Gert G. v. Harling

Büffeljagd in Südafrika

Wichtige Eckdaten für diejenigen, die die Jagd auf Kaffernbüffel nacherleben möchten:

Anreise: Flug bis nach Johannesburg (auch Durban ist möglich), von hier erfolgt die Abholung durch Outfitter.

Einreisedokumente: Flugticket plus Kopie, Waffenbesitzkarte plus Kopie sowie Reisepass plus Kopie.

Waffeneinfuhr: Vergewissern, ob gewählte Fluglinie Waffen transportiert; Waffe bei Buchung bei der Fluggesellschaft anmelden; den Anbieter jeweils Kopie vom Flugticket, von der Waffenbesitzkarte und vom Reisepass sowie Namen, Geburtsdatum und Adresse zukommen lassen.

Klima: Subtropisch; Tagestemperaturen im Winter zwischen 15 und 23 Grad Celsius, Nachttemperaturen bis null Grad Celsius; Tagestemperaturen im Sommer (Oktober bis März) 23 bis 35 Grad Celsius; ab November fällt Re- gen, der Busch wird schlagartig grün.

Revier: 450 Kilometer südöstlich von Johannesburg, 350 Kilometer nördlich von Durban in der Provinz Kwazulu Natal, bekannt als „Zululand“, etwa zwei Stunden Autofahrt vom Indischen Ozean entfernt; die Region ist malariafrei.

Waffe: Mindestkaliber 7 mm, empfohlen .375 H&H oder .300 Win. Mag.

Wildvorkommen: Fast alle klassischen afrikanischen Wildarten inklusive Großwild wie Büffel, Flusspferd, Leopard, Elefant oder Löwe und Flugwild.

Jagd: Ganzjährige Trophäenjagd, die besten Monate liegen in der Trockenzeit (Winter) von April bis September, da nun die Bäume größtenteils laublos und die Grasflächen abgegrast sind, so dass die Sicht weniger eingeschränkt ist.

Unterkunft: Typisch afrikanisch eingerichtete Gästehäuser und Camps mit modernen Sanitäranlagen, 220 V Stromanschluss und überwiegend mit Pool.