Jagd auf Schwarzwild in Australien

Für die meisten von uns unbekannt, gibt es in Australien wahre Sauenfluten im unbewohnten Teil des riesigen Kontinents.

Durch die Liebe des Menschen zum Schweinefleisch entstand auch die Jagd auf Schwarzwild in Australien. Deshalb gibt es fast überall dort, wo es Menschen gibt, auch wilde Schweine. Hätten Sie gedacht, dass Australien da keine Ausnahme bildet und man dort, mehr noch als bei uns, von einer wahren Sauenflut spricht? Ein Insider verrät, wie auf der anderen Seite des Erdballs auf Sauen gejagt wird.

Keine Lizenz notwendig

Ohne Zweifel sind Sauen das häufigste und meist gejagte Wild in Australien. Der Gesamtbestand bewegt sich zwischen zehn und 20 Millionen Stück, die sich auf etwa 38 Prozent der australischen Landmasse finden lassen. Für die Jagd ist keine Lizenz notwendig, es gibt auch keine Jagd- und Schonzeiten, und die Farmer sind dankbar, wenn Jäger die Sauenpopulation wenigstens versuchen, unter Kontrolle zu halten; denn in Australien werden Sauen als Schädlinge betrachtet.

Heiß und trocken

Australien ist ein sehr trockener Kontinent, das Fehlen von Wasser beherrscht die Landwirtschaft und auch das Leben des Wildes. Ein großer Teil des Landes ist Wüste mit sehr wenig Niederschlag. Hier können auch wilde Schweine nicht leben. Es gibt aber Landstriche, die einer Halbwüste ähneln und in denen Sauen in einer anständigen Zahl vorkommen. Vor allem, weil Menschen hier das wenige vorkommende Wasser für das Vieh aufstauen und speichern. Auch gibt es hier einige Bäche und Flüsse, die allerdings in den Sommermonaten austrocknen. Es gibt aber auch solche Landstriche,
in denen Wald und Viehfarmen einen Überfluss an Deckung, Fraß und Wasser bieten. In den Sommermonaten muss Schwarzwild in der Nähe von Wasser leben, denn die Tagestemperaturen übersteigen locker die 40 Grad Celcius. Die Sommer sind zwar extrem trocken, das restliche Jahr wartet dafür mit einem milden Klima auf – selbst in der Halbwüste. Unter diesen Bedingungen frischen Bachen häufig zweimal im Jahr.

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Frühes Problem

Wildschweine kamen bereits mit den ersten Siedlern 1788 nach Australien, wo sie schon 1860 zu einem ernsten Problem wurden, nachdem einige aus der Gefangenschaft geflohen waren. Heutzutage erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet vom tropischen Norden bis in den gemäßigteren Süden. Die Schäden an Zäunen, Weiden und Feldern kosten den Landwirten jährlich umgerechnet über 60 Millionen Euro. Die größten Sauen gibt es im tropischen Norden des Kontinents, wo sie fernab von Menschen leben, durch die Regenzeit ein ausreichendes Fraßangebot finden und nur geringen Jagddruck durch die Jagd auf Schwarzwild in Australien erfahren. Die australischen Sauen werden nur selten gegessen, da es einigen Untersuchungen bedarf, um sie für den menschlichen Verzehr freizugeben. An eine veterinärmedizinische Beschau ist aber im australischen Busch nur schwerlich heranzukommen.

Auf eigene Faust

Obwohl es kommerzielle Jagdorganisationen gibt, die Jägern den üblichen Service wie Transport ins Jagdgebiet, Führung und Unterkunft bieten, werden die meisten Sauen in Australien von Individualjägern erlegt, die Jagdmöglichkeiten auf privatem Land haben. Dies ist jedoch mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden – die besten Jagdreviere befinden sich weitab von Städten und Siedlungen, oft muss man 500 oder gar 1.000 Kilometer fahren. Die Straßen in das als Outback bezeichnete Hinterland bestehen vielerorts aus endlosen, wenig befestigten Pisten, die schon nach leichteren Regenfällen heimtückisch sein können oder gar völlig unpassierbar werden, manchmal für mehrere Tage.

Das derzeitige Revier

Seit 35 Jahren jagen wir in den entlegensten Gebieten Sauen. Zu unserem derzeitigen Revier, einer 41.000 Hektar großen Farm, müssen zwölf Stunden Fahrtweg zurückgelegt werden. Hier werden 15.000 Schafe und einige Rinder bewirtschaftet. Über das gesamte Land verteilt sind daher künstliche Wasserstellen angelegt. Mit Rücksicht auf die Beweidung steht uns aber nicht immer die gesamte Fläche zur Bejagung zur Verfügung. Obwohl es sich hauptsächlich um offenes Gelände handelt, finden sich auch hier und da einige kleine Waldstücke und Sümpfe, die aber immer wieder zwischen den Regenfällen trockenfallen.

© Ross Oehms
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Lieblingsbusch

Ein buschiger Strauch, der sich Lignum nennt, ist in Australien weit verbreitet und wird von den Sauen buchstäblich geliebt. Sie suchen Deckung und Schatten in ihm, brechen an seinen Wurzeln und suhlen in seiner Nähe, da er meist in Feuchtgebieten wächst. Solche Gebüsche können sehr dicht wachsen – so dicht, dass sie für Menschen undurchdringbar werden. Eines ist immer sicher, Wasser und Lignum bedeuten stets Sauen in der Nähe. Die Pirsch in feuchten oder ausgetrockneten Lignum-Sümpfen kann also sehr erfolgreich sein – mit absoluten Nahbegegnungen.

Auf offener Fläche

Obwohl Sauen deckungsreiches Areal bevorzugen, stehen sie in der kühleren Jahreszeit und nachts auch häufig auf größeren Freiflächen im Gebräch, wenn sie nicht zu intensiv bejagt werden. Aber selbst bei starker Bejagung sieht man sie regelmäßig in offener Landschaft.

Ansitz und Pirsch zur Jagd auf Schwarzwild in Australien

In den Wintermonaten brechen sie auch in sandigeren Gebieten. Jede Dickung in und an Feuchtgebieten ist generell einen Besuch wert, denn hier finden Sauen Deckung und Schatten während der heißesten Stunden des Tages. Klettern die Temperaturen im Sommer erst einmal über 30 Grad Celsius, kann es am effektivsten sein, an entlegenen Tränken anzusitzen und darauf zu warten, dass die Sauen zum Schöpfen kommen – meist am frühen Morgen oder späten Nachmittag bevor die Sonne auf- oder untergeht. Dies hat sich als sehr effektive Methode herausgestellt, bei zu viel Jagddruck ändern die Sauen jedoch schnell ihren Tagesablauf. Die Jagd in der Sommerhitze ist sehr beschwerlich, daher bevorzugen wir die Jagd im Frühling und Herbst. Früher haben wir auch im Winter gejagt, aber zu dieser Jahreszeit entfernen sich die Sauen zunehmend weiter von den Wasserstellen, und man muss selbst weit wandern und ein gutes Fernglas haben, um ihnen zu begegnen.

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Ausrüstung

Die richtige Waffe und das beste Kaliber sind Gegenstand ständiger Diskussionen zur Jagd auf Schwarzwild in Australien. Ich habe während der letzten 35 Jahre eine Menge Sauen gesehen, die mit einer großen Kaliberbandbreite erlegt wurden – von der .22 lfB bis hin zu .450/.400 British double und einigem dazwischen. Natürlich gibt es eine Menge brauchbarer Kaliber und genauso viele, die es nicht sind. Was richtig ist, hängt auch vom Terrain ab. In dichtem Busch sind Unterhebelrepetierer in .30-30 Win. oder .45-70 kaum zu schlagen. Wenn die Sauen aber in offenes Gelände fliehen, ist ein Kaliber mit gestreckter Flugbahn notwendig. Um diesem Dilemma zu begegnen, sollte man sich mit jemandem zusammentun, der eine 6,5x55 oder .270 Win. führt. Generell sind aber Kaliber zwischen .25-60 Rem. und .30-06 in den meisten australischen Landschaften brauchbar. Als Zieloptik ist ein variables Glas, das Schüsse in Dickungen auf kurze Distanz und auf Plänen auf weitere Entfernung erlaubt, das Ideale.

Munitionsverbrauch

Die meisten australischen Jäger laden selbst und wieder, unsere Jagdgruppe bildet da keine Ausnahme. Der Munitionsverbrauch zur Jagd auf Schwarzwild in Australien ist hoch, besonders wenn man großen Rotten begegnet. Flüchtiges Wild wird häufig zu weit hinten getroffen, und in dichtem Buschwerk ist es entscheidend, ein krankes Stück schnell zu finden. Deshalb verwenden wir Projektile, die schnell aufpilzen und ein Höchstmaß an Energie abgeben.

Je mehr, desto besser

Da Schwarzwild überall in Australien als Schädling klassifiziert ist, bekommt man von jedem Farmer die gleiche Anweisung: Schießt so viele Sauen wie möglich! Die Jagd auf Schwarzwild in Australien könnte daher vermutlich nicht weiter von der europäischen Schwarzwildjagd entfernt sein. Mittlerweile nehmen sich auch vielfältige Regierungsprogramme der unzähligen Probleme an, die die Sauen verursachen, mit dem Ziel, die Zahlen der Borstentiere zu reduzieren. Trotzdem scheint dies kaum Einfluss auf die Population zu haben. Daher besteht weiterhin die Möglichkeit, dieses Wild überall dort zu bejagen, wo es Probleme verursacht.
Und das ist vielerorts der Fall.  

© Ross Oehms
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