Elchjagd auf Neufundland

Die Elchjagd auf Neufundland ist physisch belastend, lohnt sich allerdings aufgrund der hohen Elchpopulation fast immer.

Jens Ulrik Høgh hatte das Glück, auf eine Jagdreise zur Elchjagd auf Neufundland eingeladen zu werden. Schnell stellte sich heraus, dass dies eine der körperlich anstrengendsten Jagden seines Jägerlebens werden würde. Doch viele Chancen, auf diese kapitalen Geschöpfe zu waidwerken, gibt es im Leben nicht.

© Jens Ulrik Høgh

Dichte Elchpopulation

Neufundland beheimatet die dichteste Elchbesiedlung des ganzen Planeten. Dementsprechend optimistisch gestimmt war ich, als ich im Herbst zu dieser spannenden Jagd mitten in der kanadischen Wildnis eingeladen wurde. Ich wurde von Stefan, einem schwedischen Jäger, welchen ich auf der Jagdreise kennengelernt hatte und von Bernie, unserem erfahrenen Guide, zur Elchjagd auf Neufundland begleitet.

Schwedischer Humor

Erlauben Sie mir direkt zum fesselnden Teil meiner Jagdgeschichte zur Elchjagd auf Neufundland zu springen. Wir waren bereits halbwegs durch den zweiten Jagdtag und ich kam bereits an mein körperliches Limit. Das ständige Durchqueren von knie- und hüfthohen Bächen arbeitete immens an meiner physischen Ausdauer und zwang mich langsam aber sicher in die Knie. Zur Abwechslung bestiegen wir zwischenzeitlich immer wieder kleinere und größere Hügel um die Gegend entsprechend abzuglasen. Stefan, der den Körper eines schwedischen Baumfällers besaß, machte sich immer wieder über meine körperlichen Unzulänglichkeiten lustig. Zwischenzeitlich bot er mir sogar an, meine Büchse zu tragen, damit die Gruppe schneller vorankam. Ich nahm es gelassen und verbuchte es unter dem speziellen schwedischen Humor. Als die Hügel allerdings immer steiler wurden und mein Atem stetig schneller wurde, nahm ich das Angebot von Stefan sogar tatsächlich noch an. Es machte keinen Sinn, die komplette Jagdgruppe aufzuhalten und entschloss mich dazu meinen Stolz außen vor zu lassen. Ich bedankte mich herzlich und hoffte, dass ich dadurch etwas Luft gewann.

Hochkapitale Trophäen

Als wir den bisher größten Hügel erfolgreich bestiegen hatten, stand endlich die von mir lang ersehnte Mittagspause an. Ich genoss mein Hühnchen-Sandwich, aber viel mehr noch die längere Pause von den Strapazen der vorherigen Pirsch. Immer wieder ging der Griff in Richtung Fernglas, um möglichst keine einzige Wildbewegung in der Umgebung zu verpassen. Die raue neufundländische Wildnis war beeindruckend und für mich in dieser Form völlig neu. Schließlich erspähten wir sogar einen jungen Elchhirsch in nicht allzu weiter Entfernung. Wir suchten allerdings ein älteres Stück und wurden schließlich auf fünf Kilometer Entfernung fündig. Hier konnten wir eine Gruppe aus mehreren Stücken ausmachen. Am gestrigen Tag hatten wir in etwa in der Gegend einen hochkapitalen Elchhirsch bestätigen können und dementsprechend hoch war die Motivation, diese lange Strecke auf uns zu nehmen. Wir entschlossen uns also, die langwierige Pirsch anzutreten.

© Jens Ulrik Høgh
© Jens Ulrik Høgh

Elchjagd auf Neufundland – leise Pirschgänge

Wie es fast auf jeder Jagdreise immer ist, setzt neu gefasste Motivation wieder ungeahnte Kräfte frei. Mit einigermaßen frischen Beinen nahm ich meine Büchse wieder an mich – falls der erhoffte Fall der Fälle doch schneller als erwartet eintreten sollte. Teilweise waren die Hänge nun so steil, dass ich sie nur noch auf dem feuchten Schlamm herunterschlidderte. Von einem leisen Pirschgang hatten wir uns nun weit entfernt. Natürlich war es angenehm, beim Herunterrutschen die Schwerkraft endlich auf unserer Seite zu haben. Allerdings mussten wir enorm aufpassen, nicht alles Wild in der näheren Umgebung damit zu vergrämen. Nach knapp zwei Stunden Marsch waren wir endlich am Fuße des letzten Hügels angekommen. Bernie gönnte uns, beziehungsweise eher mir noch eine Pause vor dem letzten Anstieg des Tages. Spaßeshalber frage ich Bernie ob wir denn noch auf Neufundland seien, denn solche langen Pirschgänge hatte ich selten zuvor erlebt.

Pure Willenskraft

Schließlich gingen auch unsere Wasservorräte zuneige. Durch das ständige Schwitzen verbrauchten wir einige Liter auf dem kräftezehrenden Pfad. Schlussendlich entschlossen wir uns aber den letzten Teil der Pirsch anzutreten. Nur noch ein steiler Hügel trennte uns von dem erhofften Standort des kapitalen Elches auf der anderen Hangseite. Eine weitere Stunde verging und ich musste körperlich bereits den Reservegang einlegen. Nur noch mit meinem puren Willen schleppte ich mich den schlammigen Hügel hoch und keuchte bei jedem Schritt. Mittlerweile ging es auch meinen Begleitern nicht anders. Nach einiger Zeit merkte der schweigsame Bernie an, dass auch er noch nie so weit weg vom Camp gepirscht ist. Darüber, ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war, vermochte ich nicht nachzudenken. Schließlich gelangten wir kurz vor die Hügelkuppe. Stefan sollte den ersten Schuss bekommen und bereitete sich dementsprechend vor.

Elchjagd auf Neufundland – junge Gämse

Bernie, der nahezu den ganzen Tag wie eine junge Gams umhergehüpft ist, musste auch nun nochmal kurz pausieren. Tatsächlich plagten ihn nun kleinere Wadenkrämpfe und Stefan musste ich aushilfsweise massieren. Nach zehn weiteren Minuten drängte er allerdings darauf, dass wir uns weiter in Richtung des Marathon-Elchs vorarbeiteten. Nach einigen weiteren Metern Pirsch, signalisierte uns Bernie halt zu machen. Er hatte den Elch durch einige Zweige erblickt. Nun leuchteten auch wir die Umgebung ab und konnten den Elch schnell ansprechen. Es handelte sich tatsächlich um einen kapitalen Elchbullen. Das Stück hatte sich einige Höhenmeter unter uns niedergetan und äste nun auf einem Plateau. Nach näherer Betrachtung fiel allerdings auf, dass dieser Elchhirsch nicht der hochkapitale war, der zuvor gesichtet wurde.

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Letzte Vorbereitungen

In Anbetracht dieser Situation bat mich Stefan, dass ich dieses Stück schießen solle. Er wollte in den nächsten Jagdtagen lieber weiter nach dem anderen Elchhirsch Ausschau halten. Ich ließ mich allerdings nicht lange bitten und nutzte die Situation gerne. Man weiß nie, ob überhaupt noch ein weiteres Stück in Anblick kommt, geschweige denn ein kapitalerer Elchhirsch. Ich kroch mich also neben Bernie und Stefan vor und bereitete mich auf den Schuss vor.

Überschwängliche Freude

Der Elch hatte sich auf etwa 150 Meter Schussentfernung niedergetan. Leise passte ich die Schnellverstellung der Optik an und wartete auf eine Regung des Elches. Nach einigen Minuten machte sich der Elch tatsächlich auf, seinen Standort zu wechseln. Genau in diesem Moment nutzte ich meine Möglichkeit und ließ fliegen. Der zerreißende Knall der .338 hallte durch die Hügelketten und bannte den Elch schlagartig an seinen Platz. So wie er sich hochgemacht hatte, brach er nun auch wieder zusammen. Ich war überglücklich – besser hätte es nicht laufen können. Viele Elchhirsche müden sich wieder hoch und gehen noch einige Meter. Dieser tat es nicht – zur Freude aller Beteiligten.

Ein großes Abenteuer

Ich hatte zwar keinen ostkanadischen Elch der Weltklasse geschossen, aber dennoch ein stattliches Exemplar. Tatsächlich überwog ohnehin das Erlebnis der Reise und Pirsch. Diesen Elch hatten wir uns wahrlich erarbeitet. An diesem Tag waren wir 28 Kilometer gewandert und hatten über 10 Bergketten überquert. Wahrscheinlich die längste Pirsch meines bisherigen Jägerlebens. Überglücklich bargen wir nun den Elch mit motorisierter Unterstützung aus dem nächsten Dorf. Gegen meine Erwartungen schafften wir es sogar vor Sonnenuntergang zurück ins Camp. Dort angekommen sank ich sofort in mein provisorisches Bett. Hinter mir lang nun ein riesiges Jagdabenteuer auf Neufundland. Eine Jagdreise nach Kanada, die ich so nur empfehlen kann.

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