Schwarzwildjagd in Schweden

Früher war die Saujagd in Schweden nahezu nicht existent. Das hat sich innerhalb weniger Jahre radikal geändert.

Vor 25 Jahren gab es kaum Sauen, daher auch kaum eine regelmäßige Schwarzwildjagd in Schweden. Heute sollen dort schon über 300.000 ihre Fährten ziehen. Unter Schwarzwild-Kennern und Drückjagd-Liebhabern gilt das skandinavische Land mittlerweile schon als Geheimtipp, nicht zuletzt der dicken Keiler wegen.

Halbwilde Sauen

In den 1970er Jahren streiften nur einige halbwilde Sauen durch die schwedischen Landschaften, aus denen sich jedoch schnell eine jagdbare Population entwickelte. Heutzutage sollen es schon mehr als 300.000 sein, und die Population wächst weiter rasant. 2020 werden es sicher über eine halbe Million sein.

Rätselhafter Ursprung

Es ist immer noch ein Rätsel, wie sich aus ein paar entkommenen Schweinen in so kurzer Zeit eine kaum mehr zu beherrschende Population entwickeln konnte. DNA-Analysen zeigen, dass so einige Hausschweine in die Freiheit entlassen worden sein müssen. Wie überall in Europa sind Sauen auch in Schweden schwer zu kontrollieren. Mehr als 300 Wildunfälle im Jahr mit Schwarzwild und ernstzunehmende landwirtschaftliche Schäden sind die Folge. Im letzten Jahr gingen 42.700 Tonnen Getreide auf das Konto von Schwarzwildschäden. In einigen Gegenden im Süden des Landes haben die Landwirte es gar aufgegeben, Mais oder Erbsen anzubauen, einfach weil es sich aufgrund der Schäden nicht mehr lohnt. Die schwedische Universität für Landwirtschaft kam zu dem Schluss, dass eine einzige Sau in ihrem Leben einen Schaden in Höhe von 13.500 Euro verursachen kann. Nicht nur durch Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen, sondern auch auf Golfplätzen, in Parks und privaten Gärten.

Ausbreitung von Süden

Sauen erschienen zunächst im südschwedischen Skåne. Die Landschaft dort ist der in Dänemark und Norddeutschland sehr ähnlich. Felder wechseln sich mit Feuchtgebieten und Waldflächen aus Eichen sowie Buchen ab. Ideale Bedingungen also für Sauen. Damals glaubte man noch, dass sich Schwarzwild nicht an die großen und fast endlosen Kiefernwälder der Taiga gewöhnen könne, einfach weil es dort nichts für sie zu fressen geben würde. Doch mittlerweile haben sich die Dinge geändert, und man trifft Sauen auch noch hunderte Kilometer weiter nördlich an. Sie haben es also nicht nur geschafft, in der Taiga zu überleben, sondern auch noch, sich hier kräftig zu vermehren.

© Pauline v. Hardenberg
© Pauline v. Hardenberg

Immer mehr Sauen

Die steigenden Zahlen bedeuten allerdings nicht eine Zunahme der Populationsdichte, denn die anpassungsfähigen Schwarzborstler breiten sich immer weiter in Richtung Norden aus. In einigen Provinzen, in denen Sauen schon länger beheimatet sind, haben die Jäger es annähernd geschafft, Kontrolle über das Populationswachstum zu erlangen. So sind die Zahlen in Skåne, Kongsberg, Blekinge und Kalmar über Jahre hinweg stabil. Ob dies nach den letzten warmen Wintern so bleiben kann, ist ungewiss. Momentan sieht es so aus, dass die Population wieder kräftig gewachsen und eine Kontrolle nicht mehr möglich ist.

Nicht überall beliebt

In den meisten schwedischen Provinzen mit wachsenden Schwarzwildzahlen werden Sauen als Bedrohung angesehen, aber nicht überall. Diese Haltung ist das Resultat der skandinavischen Denkweise, was die Natur betrifft. In einem Land, dass 100.000 Quadratkilometer größer als Deutschland ist und nur 9,5 Millionen Menschen beherbergt (von denen 300.000 Jäger sind), ist der Platz, welcher der Natur eingeräumt wird, ein anderer als im Rest von Europa. Aus der Sicht der Jäger ist das Schwarzwild und damit auch die Schwarzwildjagd in Schweden mehr als willkommen. In einem Land, in dem die Jagd zur Fleischbeschaffung eine nationale Tradition hat, sind Sauen eine gern gesehene Ergänzung zu den 100.000 Elchen, die jede Saison erlegt werden – und sie machen die Jagd deutlich spannender.

Kleine, feine Jagden

Die schwedischen Jäger haben ihre eigene Art der Bewegungsjagd erfunden, die ein Mix aus der traditionellen Elchjagd mit nordischen Hunden und anderen Varianten der Drückjagd aus ganz Europa ist. Das Resultat sind kleine, sehr flexible Schwarzwildjagden in Schweden, mit häufig nicht mehr als zehn Schützen. Auch wenn die Schwarzwildpopulation in den südlichen Regionen stabil gehalten wird, sind hier doch die Regionen, in denen die besten Saujagden statt finden. An guten Jagdtagen kommen dort ebenso viele Sauen zur Strecke wie in Zentraleuropa. Obwohl die schwedischen Wälder wild sind, ebenso wie das Wild in ihnen.

© Pauline v. Hardenberg

Schwarzwildjagd in Schweden – Nähe zu Dänemark

Ein weiterer Grund, warum die besten Jagden im südlichen Schweden zu finden sind, ist die Nähe Dänemarks. Die dänische Hauptstadt Kopenhagen ist nur etwa 100 Kilometer von den besten Saujagden entfernt, und Dänemark und Schweden sind durch eine Brücke und eine Fährverbindung zu erreichen. Mit dem Resultat, dass jedes Wochenende eine Menge Dänen nach Schweden zur Saujagd fahren. Darüber sind nicht alle schwedischen Jäger glücklich, denn seither sind die Preise explodiert. Waren die Jagden noch vor einiger Zeit völlig kostenlos, muss heute vielerorts eine Gebühr bezahlt werden. Trotzdem ist Schweden vermutlich noch das günstigste Land in ganz Europa, um Sauen zu bejagen.

Mehr Drückjagden

Die dänischen Jäger mit ihrem Geld haben auch Gutes für die Jagd in Schweden bewirkt. Die Landbesitzer verstehen langsam, dass Sauen nicht nur Schädlinge sind, die Geld kosten, sondern auch etwas, womit sich Geld verdienen lässt. Daher bieten mehr und mehr Gutsbetriebe Drückjagden an, auf denen meist auch noch Rot-, Dam- und nicht selten Elchwild in Anblick kommt. Seit die Landbesitzer erkannt haben, dass sich mit Sauen Geld verdienen lässt, werden die Jagden zunehmend professioneller organisiert. Zwar sind die Jagden auf den großen Ländereien nicht gerade günstig, aber dafür kann man wahrlich guten Anlauf erwarten.

Verschiedene Jagden

Persönlich bevorzuge ich mittelgroße Jagden, weil bei diesen immer mal ein reifer Keiler kommen kann. Auf den größeren Jagden wissen die Beständer häufig, ob und wie viele Keiler sich in der Gegend bewegen. Bei den kleinen und mittleren Jagden gilt meist derselbe Preis für einen 200- Kilo-Keiler wie für einen Überläufer.

© Pauline v. Hardenberg
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Viele starke Keiler

Wo wir gerade von starken Keilern sprechen: Auch wenn es keine offiziellen Statistiken gibt, wie viele Keiler mit 200 Kilogramm in Schweden alljährlich erlegt werden, gibt es davon offensichtlich hier mehr als in jedem anderen europäischen Land. Zwei Faktoren scheinen dabei eine große Bedeutung zu haben. Erstens ist die schwedische Sauenpopulation noch jung und viele verwilderte Hausschweine haben sich unter sie gemischt. Der Jagddruck auf Sauen ist in Schweden zweitens sehr gering und die Wälder sind groß. Ein reifer Keiler kann also ein langes Leben hinter sich haben, wenn er eines Tages tatsächlich an ein paar Sauhunde gerät. Gene und Zeit scheinen also der Schlüssel zu sein.

Freunde finden auf der Schwarzwildjagd in Schweden

Und bekanntlich werden Keiler mit den Jahren immer schlauer. Die wirklich Großen schaffen es also meistens, den Hunden und Treibern ungesehen zu entkommen und unbemerkt aus dem Treiben zu verschwinden – wären da nicht die Jäger auf den bekannten Wechseln. Häufig werden Rekordkeiler aber auch an der Kirrung erlegt. „Åteljakt“, wie die Schweden diese Jagdart nennen, wird auch von den meisten Estates angeboten und
ist recht erfolgversprechend. Die besten Chancen auf einen dicken Keiler bestehen, wenn man sich ein gutes Netzwerk in Schweden aufbaut. Mit ein paar schwedischen Freunden ist es normalerweise nicht allzu schwierig, Jagdgelegenheiten zu einem fairen Preis zur Schwarzwildjagd in Schweden zu bekommen. Und wer weiß, vielleicht erlegen auch Sie bald den Keiler ihrer Träume.

© Pauline v. Hardenberg