Die Jagd mit Rhodesian Ridgebacks ist in Namibia weit verbreitet. Hier gilt es meist gefährlichem afrikanischen Wild, welches sich durchaus zu wehren weiß. Dementsprechend müssen die dortigen Jagdhunde dem rauen Umfeld angepasst und vor allem widerstandsfähig sein. Die Rhodesian Ridgebacks erfüllen diese Anforderungen auf beeindruckende Art und Weise.

Ridgy der Rhodesian Ridgeback

Als wir uns dem toten Zebra näherten, saß Ridgy bereits einige Zeit stolz daneben. Nur wenige Minuten zuvor bekämpfte er das krank geschossene Stück mit einer unbändigen Leidenschaft. Verzweifelt versuchte der Hund, das kranke Zebra niederzuhalten, damit wir Jäger einen waidgerechten Fangschuss geben konnten. Erst im Anschluss bemerkten wir die klaffende Fleischwunde auf Ridgys Rücken, die uns sofort zum Tierarzt zwang. Später stellte sich heraus, dass ein Geschoss des Kalibers.375, welches eigentlich für das Zebra bestimmt war, Ridgy in der Hitze des Gefechts erfasste. Dies war zweifellos ein dummer Unfall. Einer in der Art, der nie geschehen dürfte. Derjenige Mitjäger, der den fatalen Schuss abgab, war an diesem Abend kein gern gesehener Gesprächspartner am Lagerfeuer im Jagdcamp. Hätte der Schuss nur einen Zentimeter tiefer gesessen, wäre Ridgy vermutlich verendet. Das er hierzu nicht kam, ist wohl reine Glückssache gewesen.

Jagd mit Rhodesian Ridgebacks - Vollblutjäger

Rhodesian Ridgebacks sind speziell für die harten Anforderungen der Jagd in Afrika gezüchtet worden. Es ist wohl die einzige Hunderasse, die in letzter Zeit systematisch für die Löwenjagd in Afrika ausgebildet wurde. Die Hunde sind groß, hochläufig und übermäßig kräftig, verknüpft mit einem ausgeprägten Jagdtrieb. Heutzutage werden sie vor allem bei der Nachsuche auf kranke Stücke genutzt und dementsprechend ist die Hauptaufgabe das Stellen des kranken Wildes. Rhodesian Ridgebacks jagen mit allen Sinnen und können Wild mit starken Sprints teilweise einholen.

© Jens Ulrik Høgh

Mangelnder Kamm

Der Name „Ridgeback“ lässt sich auf den markanten Haarkamm auf dem Rücken des Hundes zurückführen, der entgegen der sonstigen Haarwuchsrichtung wächst. Dem internationalen Zuchtstandard zufolge, muss jeder anerkannte Rhodesian Ridgeback diesen Kamm aufweisen können. Als Ridgy gewölft ist, war er der einzige Welpe ohne den entsprechenden Kamm aus dem Wurf und sollte demzufolge unmittelbar eingeschläfert werden. Allerdings entstammte er einer optimalen Abstammung, sodass der Züchter Danene van der Westhuisen sich dazu entschloss, erst einmal abzuwarten, bevor unüberlegte Entscheidungen getroffen wurden. Ridgy zeigte bereits früh Zeichen seines ausgeprägten Jagdtalents und wurde dementsprechend schnell von einem afrikanischen Berufsjäger abgenommen. Einzige Bedingung war, dass Ridgy sich nicht fortpflanzen darf.

Einzigartiger Jagdhund

Ridgys neues Zuhause hieß „Veronika“ – eine Jagdfarm mitten in der Kalahari. Das Jagdrevier gehört ARU Safaris und mit dem hohen Wildaufkommen, war der junge Hund entsprechend schnell auf der Jagd im Busch dabei. Es stellte sich schnell heraus, dass Ridgy ein einzigartiger Jagdhund wird. Seine Sinne waren erstklassig ausgeprägt – ein wichtiger Faktor auf der Jagd mit Rhodesian Ridgebacks. Der Hund bleibt üblicherweise während der Jagd beim Führer und wird erst bei der Nachsuche auf krankes Wild geschnallt. In diesen kurzen Zeiträumen ist es wichtig einen extrem schnellen Hund zur Verfügung zu stellen, denn je schneller das Wild vom Hund gestellt wird, desto kürzer ist die Nachsuche. Mit Ridgys hohem Tempo konnte er oft Situationen entschärfen, die sich in Richtung einer langen und kräftezehrenden Nachsuche entwickelt hätten.

Jagd mit Rhodesian Ridgebacks – wehrhaftes Wild

Eine Vielzahl an namibischem Wild ist wehrhaft und nicht gerade ungefährlich, wenn es zu näherem Kontakt kommt. Warzenschweine beispielsweise verteidigen sich gegen jeden Gegner mit ihrem starken und scharfen Gewaff. Diese waren in der Vergangenheit für viele Hund tödlich. Oft von europäischen Jägern unterschätzt, sind die afrikanischen Antilopenarten nicht minder gefährlich. Zu den gefährlichsten Wildarten für die afrikanischen Jagdhunde zählen der Oryx und der Wasserbock. Sie haben eine beeindruckende Kontrolle über die Gehörne und nutzen diese in Notfällen geschickt als tödliche Waffe. Es ist überlebenswichtig für einen Rhodesian Ridgeback die Gefahrquellen zu kennen und realistisch einzuschätzen. Wie oftmals woanders auch, gibt es letztendlich nur den Pfad des „trial-and-error“. Als Ridgebackbesitzer kann man oftmals nur hoffen, dass der Hund die richtigen Entscheidungen trifft schnell dazu lernt. Einen Einfluss kann der Hundeführer in den kritischen Situationen meist nicht mehr nehmen.

Kein tödlicher Schuss

Ridgy war zwar noch sehr jung, allerdings keinesfalls unerfahren. Eines Tages schoss ein externer Jagdgast eine starke Rappenantilope krank und diese floh hochflüchtig. Ridgy wurde im Anschluss sofort geschnallt und konnte außer Sichtweite der Jäger schnell zum kranken Stück aufholen. Deutlich zu hören, gab Ridgy Sichtlaut und verfolgte die Rappenantilope in einem enormen Tempo. Schnell waren die beiden außer Hörreichweite der Jäger und diese konnten nur anhand des Fährtenbilds nachsuchen. Anhand des Anschusses konnte schnell erkannt werden, dass der Schuss höchstwahrscheinlich nicht tödlich war und insofern konnte nur darauf gehofft werden, dass Ridgy das Stück stellen kann.

Lange Nachsuche

Stunden vergingen, bis die Jagdgruppe zu ihrem Hund aufschließen konnte. Er hatte aufgehört Sichtlaut zu geben und lag neben der männlichen Rappenantilope im Sand. Glücklicherweise konnte das Stück mit einem platzierten Schuss schnell und waidgerecht abgefangen werden. Sofort viel der Blick auf Ridgy. Dieser lag mit einer kritischen Verwundung im roten Wüstensand. Die Rappenantilope hatte im verzweifelten Todeskampf ein Horn in Ridgys Brustkorb gerammt. Hier klaffte jetzt eine offene Wunde, die wohl in den meisten Fällen hätte tödlich sein müssen. Viele afrikanische Jagdführer hätten Ridgy nun unmittelbar den Fang- und damit Gnadenschuss angetragen, um ihn von seinem Leid zu erlösen. Nicht so Danene van der Westhuisen – er wollte um das Leben seines Hundes kämpfen.

© Jens Ulrik Høgh
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Eiserner Überlebenswille

Namibia ist ein riesiges Land und Entfernungen werden von ausländischen Jägern oft unterschätzt. Hinzu kommt, dass in den ländlichen Gebieten die Bevölkerungszahl sehr gering ist. Der Hundeführer brauchte ein paar Fahrtstunden, um den Tierarzt überhaupt erst zu erreichen. Dort angekommen, empfahl der örtliche Tierarzt sofort die Einschläferung. Der Hundeführer hingegen wehrte sich vehement gegen diese Maßnahme. Nach einiger Überzeugungsarbeit konnte der Hundeführer den Tierarzt davon überzeugen, es doch noch einmal zu versuchen. Zuerst musste das immer höher ansteigende Fieber bekämpft werden, welches durch die verdreckte Wunde entstand. Zunächst musste der Hund 24 Stunden mit Antibiotika behandelt werden, ehe operiert werden konnte. Letztlich sagte der Tierarzt, es würde ihn wundern, wenn Ridgy die Nacht überleben würde.

Schmerzhafte Zukunft

Entgegen aller Erwartungen überlebte Ridgy die Nacht. Das Antibiotikum schlug ebenfalls an und dementsprechend konnte der Hund aufgeschnitten werden, um die Brüche zu behandeln. Zu diesem Zeitpunkt gab es allerdings schlechte Nachrichten, denn das Gehörn der Rappenantilope hatte einen Teil der Kammer verwundet und diese Öffnung war zu groß, um sie wieder zusammenzunähen. Es folgte eine schlechte Prognose des Tierarztes. Das Leben schlug zwar, dennoch war es wohl nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis Ridgy sterben würde. Dieser Zeitraum würde für den Hund schmerzhaft werden. Wieder empfahl der Tierarzt nun die Einschläferung. Wieder wehrte sich der Hundeführer gegen diese Maßnahme. Es grenzte bereits jetzt an ein Wunder, dass Ridgy alles überlebt hatte. Der passionierte Hundeführer wollte dem Hund die Chance geben, um sein Leben zu kämpfen. Schließlich nähten sie Ridgy wieder zu und hofften das Beste für den Hund.

Ein Wunder

Am nächsten Morgen ruf der Tierarzt aufgeregt an und meldete das Überleben von Ridgy. Er zögerte nicht vor der inflationären Nutzung des Wortes „Wunder“ und erzählte, dass alle Tierärzte im Umkreis ebenso gedacht hätten, dass die Überlebenschancen von Ridgy bei null lagen. Der Hundeführer konnte Ridgy nach einiger Zeit mit nach Hause nehmen und baute für ihn eine neue Hundehütte. Ridgy sollte alle Möglichkeiten haben, sich bestens zu erholen. Doch Ridgy wollte sich diesem Schicksal nicht fügen. Bereits 10 Tage nach dem Unfall lief er wieder bereits 15 Kilometer an einem Tag und war nur schwer von einem Jagdeinsatz abzuhalten.

Jagd mit Rhodesian Ridgebacks – für Afrika geschaffen

Nach nur einigen Wochen war Ridgy also wieder auf Nachsuchen dabei. Diese Geschichte spricht Bände über die Widerstandsfähigkeit der Rhodesian Ridgebacks – eine Hunderasse, die wahrlich für die gefährliche Jagd in Afrika geeignet ist. Wieder einmal ist es allerdings interessant zu sehen, wie wenig die äußeren Merkmale eines Hundes über die innere Jagdqualität Aufschluss geben.

© Jens Ulrik Høgh