Eine Büchse für die Elefantenjagd stellt etwas Besonderes dar. Wer auf Elefanten jagt, wird dies mit einer speziellen Waffe tun. Welche Anforderungen an eine Elefantenbüchse zu stellen sind, beschreibt ein Waffenexperte.

Wichtiger zweiter Schuss  

Nicht wenige Gastjäger haben auf kurze Entfernungen einen Elefanten glatt vorbeigeschossen. Oft löste der Professional Hunter das Problem durch einen sogenannten Back-Up-Schuss. Zumindest beim „Brainshot” sollte der beschossene Elefant auf der Stelle blitzartig zusammenbrechen. Beim Herzschuss geht er normalerweise nicht mehr als 100, selten mal 200 Meter. Elefantenjagd erfordert einen hochpräzisen Schuss. Entweder ins Kleinhirn oder in die obere Hälfte des Herzens, allenfalls knapp darüber. Alle anderen Treffer führen schnell zu Problemen. Für eine Elefantenbüchse gelten daher folgende Forderungen:  

Entscheidende Schäftung

Die Schäftung muss passen wie ein perfekter Schuh bzw. wie bei einer maßgeschäfteten Flinte. Andernfalls wird man die Finger davon lassen. Fliegt die Büchse an die Schulter, dann muss der Anschlag perfekt stimmen. Die Visierung ist ohne jegliche Anschlag- oder Kopfkorrektur perfekt zu sehen. Die Schaftlänge und die -schränkung werden dem Schützen entsprechen. Nur bei optimaler Schäftung kann man von einer geeigneten Waffe sprechen. Sie wird ferner eine sehr gute Balance aufweisen. Leichte Vorderlastigkeit ist eher von Vor- als von Nachteil, da dies im Anschlag mehr Ruhe gibt. Das Gewicht wird aber größtenteils zwischen den Händen liegen. Sie muss ruhig im Anschlag bleiben und darf beim Mitziehen nicht auf und ab springen. Weiterhin wichtig ist ein nicht zu steiler Pistolengriff. Je stärker das Kaliber, desto langgezogener und flacher wird er ausfallen. Deutlicher Fingerabstand wird zum Abzugsbügel gegeben sein.

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Büchse für die Elefantenjagd – griffiges Material  

Als Schäftung kommt nur ein gerader Hinterschaftrücken in Frage. Seine Senkung wird auf die offene Visierung oder ein niedrig montiertes Zielfernrohr mit 24 Millimeter Objektivdurchmesser abgestimmt sein. Man muss beim schnellen In-Anschlag-Gehen sofort das korrekte Zielbild im Zielfernrohr erhalten. Eine Backe ist sicherlich unnötig, sieht aber schön aus und schadet nicht. Gut ist eine Monte Carlo Backe. Eine nicht zu weiche, geschlossene Gummischaftkappe ist ideal. Sie kann ruhig etwas dicker sein. Auch ein Schweinslederüberzug ist empfehlenswert. Wer viel im Dickbusch jagt, wird schnell feststellen, dass er nach ein paar Jagden die in Mitleidenschaft gezogene Schaftkappe ersetzen muss. Der Vorderschaft wird griffig sein. Je nach Kaliber wird der Schaft stärker oder schlanker sein. Bei starken Kalibern wird die Anschlagsfläche (Schaftkappe) vergrößert sein. Je mehr Fläche, desto besser verteilt sich die Kraft des Rückstoßes auf die Schulter. Der Vorteil einer geraden Schäftung ist unter anderem, dass eine größtmögliche vollflächige Anlage der Schaftkappe an der Schulter gewährleistet wird.  

Das richtige Gewicht  

Wichtig ist, dass der unangenehme Waffenhochschlag bei der Büchse für die Elefantenjagd minimiert wird. Ganz wichtig ist, dass das Waffengewicht dem Kaliber angepasst ist. Ein Repetierer in .450 Rigby darf keinesfalls dasselbe Gewicht haben wie ein Repetierer in .375 H&H Magnum. Das Gewicht wird über die Lauf- und Schaftstärke gesteuert.  

Zuverlässigkeit – das A und O  

Hinsichtlich höchster Zuverlässigkeit dürfen keine Kompromisse eingegangen werden. Patronenzufuhr und Hülsenauswurf beim Repetierer müssen problemlos funktionieren. Auch bei hoher Verschmutzung oder extremer Hitze muss das Repetieren wie geschmiert funktionieren. Patronenklemmer darf es nicht geben. Ideal ist hier das Mauser 98er System mit seiner Lockerungskurve für die Hülse, dem langen, nicht rotierenden Auszieher und manuellem Auswerfer. Abstand nehmen wird man davon, eine große Patrone in ein Standardsystem zu zwängen. Bei Doppelbüchsen werden nur Randpatronen gewählt. Die Hülsen müssen ausgekippt werden können oder zuverlässig von einem Ejektor ausgeworfen werden. Die Zufuhrbahn beim Repetierer muss für die Patrone angepasst werden.

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Die Präzision  

Dicke Großwildkaliber erbringen eine sehr hohe Präzision. Eine .450 Rigby, bei der fünf Schuss auf 100 Meter auf drei bis 3,5 Zentimeter zusammenliegen, ist keine Seltenheit. Eine Doppelbüchse als Büchse für die Elefantenjagd sollte auf 50 Meter bei drei Schusspaaren aus kaltem Lauf nicht mehr als maximal sechs Zentimeter streuen.  

Büchse für die Elefantenjagd – die Sicherheit  

Ideal ist eine Dreistellungs-Schlagbolzensicherung beim Repetierer. Bei Montage eines Zielfernrohrs muss sie horizontal arbeiten. Vor filigranen Sicherungen – etwa im Sicherungsflügel gegen unbeabsichtigtes Entsichern – halte ich gar nichts. Sie fallen schnell aus und erwiesen sich als empfindlich. An Doppelbüchsen ist eine Stangen- oder gar Schlagstücksicherung gut. Eine wechselseitige Fangstangensicherung gegen Doppeln wird eine Selbstverständlichkeit sein. Solide Handspannerschlosse sind ebenfalls geeignet. Handspannervorrichtungen an Mauser 98er Schlossen erwiesen sich als sehr empfindlich und sind abzulehnen.  

Abzugsgewicht – mehr als ein Kilo

Der Abzug ist ein entscheidender Faktor für einen präzisen Schuss. In Afrika darf die Rast nicht zu kurz stehen, da es infolge des feinen Staubs dann zu Selbstauslösern kommen kann. Ideal sind bei einem Repetierer Abzugswiderstände zwischen 1.000 und 1.300 Gramm. Bei Doppelbüchsen zwischen 1.700 und 2.100 Gramm. Widerstände von über 2.600 Gramm sind nicht mehr tolerierbar. Der Abzug wird sehr trocken stehen und brechen wie Glas.

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Optimale Visierung  

Grundsätzlich wird man bei der Afrikajagd immer ein Zielfernrohr wie 1,1 - 4x24, 1 - 6x24 oder 1,5 - 6x42 benutzen. Einzige Ausnahme ist die Büchse für die Elefantenjagd. Bei ihr kann man gut auch die offene Visierung benutzen. Empfehlenswert ist eine weite, flache Schmetterlingskimme mit weißem Mittelstrich und ein weißes Perlkorn auf Stahlträger. Eingeschossen auf 50 Meter Fleck. Elefanten werden in der Regel sehr nahe (15 - 35 m) geschossen. Dafür reicht ein offenes Eisenvisier (Fiberglasstäbe sind zu empfindlich). Ansonsten ist ein abnehmbares Zielfernrohr geeignet. Das Swarovski Z6 1 - 6x24 EER hat ein riesiges Sehfeld und zwölf Zentimeter Augenabstand. Eine gute Wahl für dicke Kaliber.  

Die Kaliberfrage  

Es gilt, nur das Kaliber zu wählen, das man beherrscht und mit dem man präzise schießen kann. Man muss die Büchse schießen wie ein KK-Gewehr. Es zählt der präzise Treffersitz und nicht die ins Wild gebrachten Joule. Mindestkaliber ist .375 H&H Magnum. Besser sind Kaliber wie .416 Rigby, .500/416 N.E., .450 Rigby/Dakota, .458 Lott, .470 N.E., .500 N. E., .500 Jeffery oder .505 Gibbs. Übertrieben rasante Kaliber wie .378 oder .460 Wby. Mag. sind nicht gefragt. Der Gasdruck wird niedrig sein (Beispiel .416 Rigby maximal 3.250 bar zu .416 Rem. Mag. mit maximal 4.300 bar). Es sei erwähnt, dass ein Schuss auf einen breit stehenden Elefanten das Beste ist. Als ich einen alten Bullen mit Frontal-Brainshot erlegte, drang das Vollmantelgeschoss aus der .416 Rigby gerade mal bis zum letzten Drittel des Kleinhirns vor. Es sind nur Solids oder Vollmangelgeschosse zu verwenden.

Teaser- und Seitenkopfbild: Hans Raum