Bockjagd in Spanien

Begleiten Sie Pedro Ampuero auf eine spannende Bockjagd in das, für seine Rehböcke noch relativ unbekannte, Spanien.

Die Bockjagd in Spanien gilt als absoluter Geheimtipp unter Rehwildjägern. Der passionierte Bockjäger Pedro Ampuero ist dort aufgewachsen und verrät Ihnen mehr über dieses gut gehütete Geheimnis.

Ein wunderschönes Land

Spanien ist ein wunderschönes Land mit vielen Jagdmöglichkeiten, auch auf Rehwild. Dies ist jedoch weniger bekannt, weil sie von der Steinbockjagd in den Schatten gestellt wird. Ich selbst bin passionierter Rehwildjäger, der damit aufwuchs, diese unglaubliche Wildart jede Saison in der Heimat bejagen zu können. Fast schon besessen von dem Willen, diese kleinen Kreaturen besser zu verstehen, fand ich mich immer wieder in der Situation wieder, in der ich der Überraschte war und mir zu verstehen gegeben wurde, wie unwissend ich immer noch bin. Ich bin kein Jagdreiseveranstalter, aber ich helfe gerne beim Kontaktieren der richtigen Leute, sollte das Interesse an der Bockjagd in Spanien geweckt worden sein.

Rehwildpopulation

Da Rehwild sehr territorial ist und es sich in den letzten Jahrzehnten in Spanien auf dem Vormarsch befindet, muss es immer wieder neue Gebiete erobern. Mittlerweile bevölkert es weite Teile des Landes. Die größten rehleeren Gebiete befinden sich im Süden, wo das Rotwild dominiert. Spanien hat eine breite und reiche Palette an unterschiedlichen Ökosystemen zu bieten – von dichtem Wald über Buschlandschaften und landwirtschaftliche Flächen bis hin zu Gebirgszügen –, in denen Rehwild vorkommt und es auch bejagt werden kann. Die Trophäenqualität und die Populationsdichte hängen dabei immer mit der Art des Lebensraums zusammen – welche und wie viel Äsung verfügbar ist, wie das Terrain beschaffen ist, wie hoch der Jagddruck ist und wie ein Revier gemanagt wird. Es ist daher schwierig, generelle Aussagen über Regionen zu treffen. Ich habe dennoch versucht, eine kleine Übersicht über die Bockjagd in Spanien zusammenzustellen.

© Pedro Ampuero
© Pedro Ampuero

Bockjagd in Spanien – im Ausland unbekannt

Obwohl Spanien die vielleicht stärksten natürlichen Rehbock-Trophäen in Europa hervorbringt, ist die Jagd für ausländische Jäger kaum erschlossen und kommerzialisiert. Vermutlich, weil die Spanier selbst leidenschaftlich gerne auf die Jagd gehen. Der größte Teil der bejagbaren Fläche ist Privatland, und es gibt keine öffentlich zugänglichen Gebiete wie etwa in Amerika. Die jeweilige Stadtverwaltung besitzt das Jagdrecht für die Ländereien, die dem entsprechenden Verwaltungsgebiet zugeordnet sind. Das Jagdrecht wird auf Auktionen für mehrere Jahre an einzelne Jäger oder Jagdvereine verpachtet.

Die spanische Jagderlaubnis

Abhängig von der Bestandsgröße und der Lebensraumbeschaffenheit werden amtliche Abschusspläne für jedes Revier festgesetzt. Die Abschusserlaubnis ist nicht personengebunden und kann an Dritte weitergegeben werden. Ich habe beispielsweise mit einigen Freunden das Jagdrecht nahe einer Stadt in Burgos für zehn Jahre gepachtet. Die Verwaltung erlaubt uns, X Böcke und Y weibliche Stücke zu erlegen. Ich kann nun losgehen und sie selbst erlegen, ich kann aber auch Freunde einladen oder die Abschüsse verkaufen – ich kann aber auch weniger erlegen, wenn ich den Bestand aufbauen möchte. Diese Abschüsse können auch ausländische Jäger erwerben, und es gibt einige Anbieter, die das Jagdrecht in mehreren Jagdgebieten gepachtet haben und Abschüsse kommerziell verkaufen. Aber wie überall gibt es eine gewisse Geheimniskrämerei um die besten Gebiete. Es kann recht teuer werden, in einem der begehrten Reviere zur Bockjagd in Spanien an einen Abschuss zu kommen – für sehr brave Trophäen werden schon mal einige Tausend Euro verlangt. Aber es gibt viele Angebote, und es ist kein Problem, sich eine Bockjagd zu sichern, wenn man sich früh genug in der Saison bewirbt.

© Pedro Ampuero

Trophäen-Qualität der Bockjagd in Spanien

Einige von Ihnen werden sich nun fragen, was man von der Bockjagd in Spanien er- warten kann. In den meisten Regionen wird man durchschnittliche Trophäen erbeuten können, die nur selten die 130 CIC-Punkte überschreiten. In den besseren Gebieten sind Trophäen von 150 CIC- Punkten keine Seltenheit und in Ausnahmeregionen sogar darüber. Alle Gebiete in Spanien sind wild und werden jagdlich nur wenig genutzt. Gefüttert wird nicht, die starken Trophäen sind das natürliche Resultat verschiedener günstiger Faktoren. Der Hauptgrund ist die gute Genetik, aber auch die geringe Rehwilddichte und kalziumreiche Böden spielen eine Rolle. Die stärksten Trophäen werden in Gebieten erlegt, in denen sich das Rehwild noch auf dem Vormarsch befindet, denn die starken Individuen nehmen die Strapazen auf sich, neue Territorien zu erobern, in denen die Ressourcen gut sind und es wenig Konkurrenz gibt. In diesen Gebieten wird meist wenig gejagt, da sie nicht zu den klassischen Rehrevieren zählen. Hier findet man oft alte Böcke und so manche Überraschung.

© Pedro Ampuero

Nützliches Wissen

Die jagdlichen Bestimmungen zur Bockjagd in Spanien unterscheiden sich je nach Verwaltungsgebiet etwas voneinander, mit einem deutschen Jagdschein und einem Europäischen Feuerwaffenpass ist es aber für den spanischen Jagdherrn kein großartiges Problem, eine Jagderlaubnis für einen deutschen Gast zu beantragen und zu erhalten. Typische Rehwildkaliber unterscheiden sich nicht von denen in Deutschland verwendeten, bevorzugt werden 7 mm Mag., .270 und .30-06. In Spanien ist die Jagd mit dem Bogen erlaubt und findet immer mehr Begeisterte. Mit einem Jagdschein kann jeder, egal welchen Alters, mit dem Bogen auf Rehwild jagen. Diese Jagdart gilt für viele als die ultimative Herausforderung an den Jäger, denn die Schussdistanz ist deutlich geringer als mit der Büchse. Der Umgang mit dem Bogen und die Schießfertigkeit sollte vorher ausreichend geübt werden. Die Erinnerungen an das Jagderlebnis werden aber unvergesslich bleiben – schon der geringen Distanz wegen.

Die Jagdzeiten

Obwohl sich die Jagdzeiten zwischen den Provinzen leicht unterscheiden, beginnt die Bockjagd allgemein im April und endet Ende Juli. Nur in der Provinz Aragon ist die Jagd auch während der Blattzeit möglich. Mit dem Wiedereröffnen der Jagdsaison im September ist auch weibliches Rehwild frei, deren Jagdzeit sich bis in den Januar erstreckt. Böcke sind ab Ende Oktober wieder geschont. Insgesamt also eine recht lange Jagdzeit, vergleicht man sie mit der in anderen europäischen Ländern. Es gilt immer zu bedenken, dass in den kühlen Höhenlagen und im heißen Süden einige Verhaltensweisen später oder früher stattfinden.

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Frühjahr

Für die Bockjagd ist der April mein Lieblingsmonat. Die älteren Böcke verfegen Ende März und besetzen ihre Einstände, daher sind sie jetzt besonders aktiv, um ihre Territorien zu markieren und Konkurrenten zu vertreiben. Im Mai zieht sich das Rehwild in die Wälder zurück, um dort frisches Grün zu äsen. Der Aktionsradius wird zunehmend kleiner, denn Ende des Monats sind alle Territorien vergeben und die Ricken beginnen zu setzen.

Sommer

Im Juni und Juli wird das Jagen kompliziert. Die Vegetation im Wald ist voll entwickelt und schränkt die Sicht ein, auf den offenen Flächen verbrennt das Grün regelrecht und wird unattraktiv. Die Ackerfrüchte sind nun so hoch, dass man Rehwild nur noch schwer in Anblick bekommt. Ende Juli bis Anfang August beginnt die Brunft. Sie ist sehr wetterabhängig und hält meist nicht lange an, daher ist sie kaum planbar. Aber sie überrascht immer wieder mit unbekannten Böcken. Das Blatten ist unglaublich spannend, leider aber nur in der Provinz Aragon jagdlich nutzbar.

Herbst

Im September und Oktober warten die späten Gelegenheiten, da sich die meisten Jäger nun auf die Rotwildbrunft und Niederwildjagd konzentrieren. Das Rehwild ist nun recht inaktiv und das Wetter unbeständig. Die offenen Landschaften sind nach dem langen Sommer sonnenverbrannt und die Ernte bereits eingefahren. Dies ist zwar nicht die beste Zeit zum Jagen, aber man weiß nie, ob nicht doch noch ein starker Bock auftaucht. Allerdings ist es jetzt schwierig, noch eine Jagdlizenz zu bekommen, denn die meisten Böcke werden in der Frühjahrssaison erlegt.

© Pedro Ampuero
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Geografische Übersicht

Nördliche Provinzen

Die ganze nördliche Region Spaniens, inklusive Gallizien, Asturias, Cantabriens und Pais Vasco, hat eine recht hohe Rehwilddichte. Da das Bodengestein hier arm an Kalzium ist, ist die Trophäenqualität typischerweise nicht überragend. Die Landschaft setzt sich aus Wiesen, Weiden sowie Graslandschaften zusammen, die sich mit dichtem Wald abwechseln.

Pyrenäen

Hier finden sich die schönsten Jagdreviere Spaniens, vielleicht sogar in ganz Europa. Rehwild ist hier bis in die größten Höhen zu finden. Die Population ist allerdings nicht sehr hoch, und das raue Klima mit anhaltenden Schneefällen im Winter begrenzt die Ressourcenverfügbarkeit und damit auch die Gehörnqualität. Sie ist eher durchschnittlich.

Zentral-Spanien

Hier befinden sich die besten Rehwildreviere Spaniens, zum Beispiel die Provinzen Burgos, Soria, Guadalajara, Zaragoza, Teruel und Cuenca. In manchen dieser Gegenden ist die Dichte an starken bis sehr starken Trophäen außergewöhnlich hoch, teils werden sogar Gehörne mit über 150 CIC- Punkten erbeutet. Andere Gebiete wie Aragon, in denen sich das Rehwild erst noch ausbreitet, bringen wirkliche Ausnahmeböcke hervor. Dort ist das Vorkommen zwar gering, es werden in den gut gepflegten Revieren jedoch kapitale Rehböcke erlegt.

Südliche-Provinzen

Hier gibt es eine kleine Population in Cadiz und Malaga, die als „Corzo Morisco“ (maurische Böcke) bekannt ist und die die am südlichsten gelegene Rehwildpopulation Europas darstellt. Dieses Rehwild ist deutlich geringer und weist auch noch einige andere Besonderheiten auf. So sind die Termine für das Abwerfen, das Verfegen und das Brunften etwa einen Monat früher als im restlichen Europa. Da die Vegetation sehr dicht ist, sind Treibjagden im Frühjahr eine beliebte Jagdmethode.

© Pedro Ampuero