Sofern sich einmalige Chancen bieten, auf ausländisches und daher eher unbekannteres Wild zu waidwerken, sollten sie auch wahrgenommen werden. HuntInMotion konnte die außergewöhnliche Gelegenheit realisieren, einen Kojoten per Lockruf in Texas zu bejagen.
Spezialisten für Lockrufjagd
Dallas Fort Worth International Airport. Es ist 14 Uhr nachmittags, als ich das Flugzeug der United Airlines verlasse und über das Rollfeld in Richtung Flughafengebäude schlendere. Selbst für texanische Verhältnisse ist es erstaunlich warm für Anfang Februar und ich bin froh, meine dicke Jacke im Handgepäck verstaut zu haben. Die Passabfertigung zieht sich ein wenig in die Länge, so dass mein Koffer bereits etliche Runden auf dem Gepäckband absolviert hat, als ich ihn einsammle, um dann freundlich und unbehelligt durch den Zoll gewunken zu werden. Draußen werde ich von meinem Jagdkumpel Jeff in Empfang genommen, einem langjährigen und erfolgreichen Raubwildjäger und Spezialisten für Ruflockjagd. Jeff hat sich in Nord-Ost-Texas als Jäger einen Namen gemacht und wird gerufen, wann immer Probleme mit Kojoten auftreten. Ich habe die Ehre, die nächsten 5 Tage mit ihm auf eben diese zu jagen und von ihm zu lernen, wie die extrem spannende Kojotenjagd in Texas betrieben wird.
Endlich angekommen zur Kojotenjagd in Texas
Nach 3 Stunden Autofahrt kommen wir in Jeffs Heimatstadt New Boston an und ich falle, geschafft von der Reise und der Zeitverschiebung, müde ins Bett. Morgen werde ich meine Lizenz lösen und die Waffe einschießen, die Jeff mir für die Zeit meines Aufenthaltes zur Verfügung stellt – dann geht es los!
Schwierigkeiten mit der Lizenz
Die Kojotenjagd in Texas basiert auf dem Lizenz-System, was bedeutet, dass alles Wild dem Staat gehört und daher auch vom Staat eine Lizenz für unterschiedliche Wildarten erstanden werden muss. Möchte man auf Privatland jagen, benötigt man darüber hinaus natürlich noch die Zustimmung des Eigentümers. Um Kojoten zu bejagen, brauche ich eine Ausländer-Niederwild-Lizenz, die mir erlaubt, neben Kojoten auch Opossums, Waschbären, Kaninchen, Hasen, Gürteltiere, Rotluchse und sogar Pumas zu bejagen, und die gegen 48,- $ (etwa 36,- €) im lokalen Walmart-Supermarkt erstanden werden kann. Das gestaltet sich dann aber doch etwas schwieriger als gedacht, da ich keine Sozialversicherungsnummer vorweisen kann und mein Führerschein keine Adresse aufweist. Auf die Idee, mich einfach mal nach meinem Personalausweis oder Reisepass zu fragen, kommt die Verkäuferin, die neben Jagdlizenzen eben auch Getränke, Kleidung, Nahrungsmittel und Zahnpasta verkauft, nicht, denn so was trägt der durchschnittliche Amerikaner ohnehin nicht mit sich herum. Aber schließlich haben wir auch dieses Problem gelöst, ich habe meine Lizenz in der Tasche und es kann losgehen.
Zwischen Fuchs und Wolf
Jeff kennt alle Ranchbesitzer in der Region und hat von fast allen die Erlaubnis, auf Ihren Feldern und Wiesen der Raubwildjagd nachzugehen, so dass uns eigentlich nur die Qual der Wahl bleibt und wir unsere Aktivitäten und Orte gut den Windverhältnissen bzw. der Windrichtung anpassen können. Kojoten erreichen hier in Texas ein Gewicht von 15 bis 25 kg und sind größenmäßig zwischen Fuchs und Wolf anzusiedeln, welchem sie vom gesamten Erscheinungsbild her sehr ähnlich sehen. Ich kenne Kojoten bisher eigentlich nur aus der Comicserie „The Roadrunner Show“, in der sich selbiger und ein Rennkuckuck – ähnlich wie Tom und Jerry - heftige Gefechte liefern, bei denen der Kojote stets den Kürzeren zieht. Dass dieser aber bei weitem nicht so schusselig ist wie im Comic, erklärt mir Jeff während der Fahrt zu unserem „Spot“, also dem Ort, an dem wir als erstes locken wollen.
Aufbruch in der Dunkelheit
Noch bei Dunkelheit fahren wir an diesem Morgen los. Besonders wichtig bei der Kojotenjagd in Texas ist der Wind. Auf ihn zu achten ist das A und O und entscheidet über den Erfolg. Kojoten versuchen im Normalfall immer die Geräuschquelle gegen den Wind anzugehen. Es ist also extrem wichtig zu wissen, wo die Tiere etwa sind, und dann seinen Platz so zu wählen, dass man dem anwechselnden Kojoten, der versuchen wird zu kreisen, um in den Wind zu kommen, gut sehen kann. Denn hat er dies erst einmal geschafft und hat menschliche Witterung in der Nase, wird er aller Regel nach ohne zurückzublicken das Weite suchen. Über Nacht hat es ein wenig geregnet, so dass ein leichter Nebelschleier über den Feldern liegt, als die Morgendämmerung einsetzt. Wir haben uns mit dem Rücken zu einer Hecke hin postiert, die eine Weide begrenzt, deren gegenüberliegende Seite in ein Waldstück übergeht, in dem wir die Kojoten vermuten.
Passender Wind
Der Wind weht direkt von diesem Waldstück zu uns herüber, so dass ein Kojote versuchen wird, uns entweder rechts- oder linksherum zu umschlagen, um die Geräuschquelle von hinten angehen zu können – das jedenfalls hoffen wir und das ist der Plan! Neben etlichen verschiedenen Lockinstrumenten benutzt Jeff auch einen Raubwildmagneten. Dieses kleine Gerät wird durch einen Motor angetrieben, der in unregelmäßigen Zeitabständen einige Fell-Lappen rotieren lässt und damit ein krankes oder verletztes Stück Haarwild simuliert. Wir postieren es zur optischen Unterstützung ca. 40 Meter vor uns mitten auf der Wiese, wo es einerseits das Interesse von anwechselnden Kojoten wecken, andererseits aber auch von uns ablenken soll.
Kommunikationsheulen der Kojoten
In Tarnkleidung mit Handschuhen und Gesichtsmaske – immerhin sitzen wir nicht auf einem Hochsitz, sondern einfach nur auf dem Boden vor einer Hecke – lassen wir noch einige Minuten verstreichen, bevor es losgeht. Die Gewehre haben wir samt Zweibein neben uns in Griffweite postiert und ausgerichtet, um sie so jederzeit schnell und ohne viel Bewegung in Anschlag bringen zu können. Jeff startet die Lockjagd mit einem Lokalisierungs-Ruf, einem Kommunikationsheulen der Kojoten. Prompt kommt die Antwort aus dem Waldstück gegenüber, ebenfalls ein lang gezogenes Heulen, wie man es aus einigen alten Wildwestfilmen kennt. Ob es ein oder mehrere Kojoten sind, die da im Wald stecken, können wir nicht ausmachen, aber wir wissen, dass wir mit unserer Vermutung, wo sie sein könnten, richtig lagen.
Herzzerreißende Hasenklage
Während der Raubwildmagnet vor sich hin flattert, beginnt Jeff mit dem eigentlichen Locken. Er setzt eine herzzerreißende Hasenklage ab, aber viel länger und intensiver, als wir in Deutschland den Fuchs locken. Fast zwei Minuten lockt Jeff und dann nach einer kurzen Pause gleich noch einmal. Innerhalb von 20 Minuten „sterben“ sicher 5 Hasen und ich bin etwas verwundert, denn solch aggressives Locken habe ich nicht erwartet.
Ein Schatten im Fernglas auf der Kojotenjagd in Texas
Der Nebel hängt immer noch über dem Feld, als ganz plötzlich und schemenhaft halbrechts von uns am Waldrand ein dunkler Schatten sichtbar wird, auf der Kojotenjagd in Texas. Ich greife zu meinem Minox 8x56, um mir den Schatten genauer anzusehen. Knapp 200 Meter entfernt ist er zwischen den Bäumen zunächst kaum zu erkennen, setzt sich aber langsam in Bewegung und steuert vorsichtig aufs offene Feld hinaus. Jeff bedeutet mir, mich schussfertig zu machen und startet dann eine neue Rufserie. Der Kojote – als solchen konnte ich den Schatten durchs Fernglas zweifelsfrei ansprechen – beschleunigt seinen Schritt, kommt zwar näher, driftet von mir aus gesehen aber immer weiter nach rechts ab, um unter den Wind zu kommen. Eine Richtung, in die ich ihm mit dem Gewehr nicht mehr folgen kann. Ich muss mich neu nach weiter rechts ausrichten und diese Bewegung bekommt der Kojote mit.
Leicht federnde Sprünge
Eine Sekunde lang stutzt er, äugt zu uns herüber. Das reicht mir aber nicht, um im Absehen mein Ziel zu finden. Der Kojote scheint allerdings noch nicht wirklich begriffen zu haben, wer wir sind und wo die Gefahr lauert, so dass er zwar wendet, aber nur in halbschnellem Tempo und leichten federnden Sprüngen zurück in den Wald wechseln will. Ich habe ihn inzwischen im Fadenkreuz und ein lautes Bellen von Jeff bringt den Kojoten noch einmal blitzartig zum Stoppen und dazu, sich noch einmal zu uns umzudrehen. Diesmal bin ich drauf und die Kugel im Kaliber .243Win findet ihr Ziel. Wir verfolgen die kurze Flucht des Kojoten, der nach 10 Metern verendet zu Boden geht. Ich will grade aufstehen und zu meiner Beute gehen, als Jeff mit einem zweiten Locker anfängt, das klagende Gejaule eines Kojoten zu imitieren. Denn trotz des Schusses kann es passieren, dass dieser Stressruf noch einen weiteren Kojoten anlockt, der wissen will, was seinem Artgenossen passiert ist. Aber es rührt sich nichts mehr und so beenden wir unseren Ansitz an dieser Stelle 10 Minuten später.
Gute Erfahrungen mit der Hasenklage
Auf dem Weg zum Anschuss frage ich Jeff nach seiner Lockmethode, frage ihn, ob er keine Bedenken hat, dass die Kojoten dieses lange und intensive Klagen durchschauen. Denn in Deutschland bei der Lockjagd auf den Fuchs heißt es, dass dieser ganz genau weiß, dass nicht mehrere Hasen hintereinander an der gleichen Stelle sterben. Jeff berichtet, er habe grade mit dieser Art zu locken gute Erfahrungen auf der Kojotenjagd in Texas gemacht. Da er es ja gegen den Wind tut, was die Chancen gehört zu werden deutlich mindert, lockt er lang und viel, manchmal sogar mit Klagerufen mehrerer verschiedener Beutetiere einander. Die größten Erfolge aber, so sagt er, hat er mit der Hasenklage, was umso erstaunlicher ist, als es in dieser Region überhaupt keine Hasen gibt.
Guter Schuss, kurze Flucht
Dann stehe ich endlich vor meinem ersten Kojoten, einem jungen Weibchen von 17 kg. Jeffs Glückwünsche kommen von Herzen und ich muss mich erst einmal hinsetzen, um die ganze Jagd noch einmal Revue passieren zu lassen. Der Schuss sitzt gut und die Flucht war kurz. Was für eine klassische Lockjagd auf Kojote. In den nächsten Tagen jagen wir morgens und abends intensiv auf Kojoten, insgesamt kommen noch 6 Tiere zur Strecke. Einer überrumpelt uns sogar, denn er nähert sich völlig überraschend komplett gegen den Wind und steht plötzlich direkt hinter uns. Meinen ersten Kojoten aber lasse ich gerben und ich kann es kaum erwarten, bald mein Paket aus Texas in Empfang zu nehmen.