Jagd auf den Braunbären

Bei der Bärenjagd gilt es noch wahrlich wehrhaftem Wild. Diese erfordert Erfahrung und eine gewisse Risikobereitschaft.

Einmal zur Jagd auf den Braunbären – der Traum vieler Auslandsjäger. Wo auf der nördlichen Halbkugel dies
zu welchen Konditionen möglich ist, weiß Insider Nikolaus Brockmann von Globus Jagdreisen. Außerdem verrät er, mit welcher Stärke man in den jeweiligen Regionen rechnen kann.

Das größte Landraubwild der Erde

Kodiak Island, Wild Creek Area, Tag sieben, leichter Schneeregen – der Moment ist gekommen: Etwas oberhalb im Hang auf gute 120 Meter steht das größte Landraubwild der Erde und äugt
ins Tal. Nicht nur aufgrund der Perspektive, sondern auch wegen der Tatsache, dass sich sein 600 Kilogramm schwerer Körper vom Schnee abhebt, wirkt er gewaltig. Mein Guide Mike und robben unter Erlensträuchern hindurch zu einer kleinen Bodenwelle. In der letzten Phase der Pirsch behindern uns die Schneeschuhe eher, aber wir trauen uns nicht, sie abzuschnallen. Jetzt darf nichts mehr schiefgehen.

© Pixabay
© Pixabay

Erleichterung und Freude

Vorsichtig schiebe ich die Büchse über den Rucksack, den Bären im Blick. Ein kurzes Verständigen mit Mike, der ist ebenfalls im Anschlag und hebt den Daumen. Ich entsichere, ziehe die .338 Win. Mag. fest ein – jetzt keinen Fehler! – und wie das Absehen auf dem Blatt steht, schieße ich. Deutlicher Kugelschlag des 16,4 Gramm Geschosses. Der Bär schnaubt, dreht sich im Kreis und der Schnee stiebt. Schnell schieße ich zweimal nach, bis der Bär liegt, und bleibe noch eine Minute im Anschlag. Nur langsam lässt die Anspannung nach und weicht der Erleichterung und Freude.

Deutliche Vorbesprechung

Spätestens bei der Vorbesprechung der Jagd mit dem Guide wird einem klar, dass es sich bei einer Jagd auf den Braunbären, und insbesondere bei der Jagd auf einen sogenannten Küstenbraunbären in Alaska, um eine Jagd auf äußerst wehrhaftes Wild handelt, die nach einem schlechten Schuss und in unübersichtlichem Gelände plötzlich sehr gefährlich werden kann. Zwar ist eine .30-06 gesetzlich zugelassen, erfahrene Jagdführer akzeptieren aber keine Kaliber unter .338 Winchester Magnum und lassen den Gast nur schießen, wenn der Bär frei steht und die Möglichkeit zum Nachschießen gegeben ist.

© Pixabay
© Globus Jagdreisen

Jagd auf den Braunbären in Nordamerika

Die Nordamerikaner unterscheiden einfach zwischen dem Grizzly, der im Inland vorkommt und dem Braunbären, der an der Küste und auf den vorgelagerten Inseln lebt. Der Grizzly (ursus arctos horribilis) ist aufgrund seines kargeren Lebensraums in den Tundren sowie Bergen der USA und Kanada mit bis zu 300 Kilogramm und 7,5 Fuß (230 cm) Deckenlänge deutlich kleiner als der Küstenbraunbär, der durch aufsteigende Lachse zeitweise einen Überfluss an Fraß vorfindet. Der größte dieser Art ist der Kodiak- Braunbär (ursus arctos middendorf), der Körpergewichte bis 800 Kilogramm und Deckenlängen von über zehn Fuß (305 cm) erreicht. Da die Jagd auf den Braunbären über ein Lizenzsystem reguliert und streng kontrolliert wird, sind die Bestände gesichert und die Trophäenqualität sehr gut.

Russische Braunbären

Nur durch die Beringsee getrennt, lebt auf der Halbinsel Kamtschatka der sogenannte Kamtschatka-Braunbär (ursus arctos piscator), der ähnliche Maße wie der alaskanische Küstenbraunbär erreicht. Da die Jagd auf den Braunbären in Russland deutlich günstiger als in Nordamerika ist und Transportmittel wie Motorschlitten und Helikopter eingesetzt werden, mancherorts sogar feste Camps stehen, ist diese Jagd einem größeren Kreis und auch weniger fitten Jägern möglich. Obwohl es keine bestätigten Zahlen gibt, kann man aus Jagdberichten den Eindruck gewinnen, dass die Trophäen derzeit etwas geringer als die aus Alaska sind.

© Rafal Lapinski
© Pixabay

Der asiatische Teil

Auf dem Festland des asiatischen Teils Russlands lebt der Sibirische Braunbär (ursus arctos beringianus), der nur wenig kleiner als der Kamtschatka-Braunbär ist. Auf ihn wird zum Beispiel in der Region Chabarowsk (Amur Braunbär) im Osten sowie im Raum Krasnojarsk nahe der Grenzen zur Mongolei und Kasachstan gejagt. Der Mittelasiatische Braunbär (ursus arctos syriacus) kann in der Region des Schwarzen und Kaspischen Meeres bejagt werden, spielt aber eine eher untergeordnete Rolle. Die Bärenbestände im westlichen Teil Russlands gehören zur Gattung des Europäischen Braunbären (ursus arctos arctos) und erreichen in der Regel Gewichte bis 350 Kilogramm und Deckenlängen bis 250 Zentimeter, selten mehr. In Westrussland werden im Vergleich zu den übrigen europäischen Bärenjagdländern relativ günstige Jagden angeboten, die nicht weniger aussichtsreich sind. Allerdings sollte der Gast auch selbst auf die Trophäenqualität achten, um einen reifen Bären zu erlegen.

Jagd auf den Braunbären in Europa

Unter den europäischen Jagdländern rangiert zweifellos Rumänien ganz vorn, wenn es um die Jagd auf den Braunbären geht. Der Bestand und die Trophäenqualität sind sehr gut, und der Erfolg in der gewünschten Trophäenklasse kann fast garantiert werden. Gejagt wird vornehmlich vom Ansitz am Luder, aber es werden auch Treibjagden auf Bären arrangiert. Kapitaltrophäen mit über 500 CIC-Punkten stammen überwiegend aus Rumänien und wurden bis auf wenige Ausnahmen vom rumänischen Diktator Ceausescu erlegt, der mit seinem bulgarischen und russischen Amtskollegen wetteiferte. Mittlerweile hat sich aber auch Kroatien unter Bärenjägern einen Namen gemacht, da dort in den letzten Jahren kapitale Bären erlegt wurden und weiterhin sehr erfolgreiche Ansitzjagden angeboten werden. Länder wie Bulgarien oder Estland spielen bei der Bärenjagd eine eher untergeordnete Rolle, da sie bedingt durch EU-Regularien nur niedrige Quoten oder Jagden über Ausnahmegenehmigungen anbieten können.

© Rafal Lapinski
© Globus Jagdreisen

Vor der Jagd

Im Unterschied zu Nordamerika und Russland, wo die Bärenjagden zu Festpreisen angeboten werden, wird in Europa überwiegend nach Trophäenstärke abgerechnet, und so kann die Jagd auf den zwar kleineren, aber vielleicht kapitalen Europäischen Braunbär den Jäger teurer kommen, als eine logistisch aufwändigere Jagd auf einen Giganten in Alaska oder Kamtschatka. Man ist daher gut beraten, hier vertraglich eine maximale Trophäengröße mit dem Veranstalter zu vereinbaren. Auch sollte man sich vor einer Jagd über die Einfuhrbestimmungen für Braunbärtrophäen in sein Heimatland informieren. Innerhalb der EU ist die Ein- und Ausfuhr zwar problemlos, für die Einfuhr aus Drittländern benötigt man aber Aus- und Einfuhrgenehmigungen (CITES), die nicht für jedes Land erteilt werden, auch wenn die Jagd auf den Braunbären dort legal ist. Derzeit können zum Beispiel Schädel und Decke von Braunbären aus Alaska, Northwest Territories, Yukon oder Russland nach Deutschland eingeführt werden, nicht aber etwa aus Britisch Kolumbien. Grizzlies nur aus den USA und dem Yukon.

Bärenstarke Kaliber

Wie oben erwähnt, handelt es sich bei jedem Braunbären, ob auf der Pirsch in Alaska oder dem Ansitz in Rumänien, um schusshartes und wehrhaftes Wild. Selbst die Nachsuche auf einen weich geschossenen 150-Kilo-Bären kann im dichten Busch und erst recht bei schlechtem Licht zu einem lebensgefährlichen Unterfangen werden. Daher gilt hier umso mehr die Maxime, nur sichere Schüsse abzugeben und ausreichend starke Kaliber zu verwenden. Für den Europäischen Braunbär sind Kaliber ab .300 Win. Mag., 9,3 oder 8x68 angebracht, auf Bären in Übersee darf es gern noch etwas mehr sein, wie .338 Win. Mag. oder .375 H&H Mag. Der Schuss auf den breit stehenden Bären sollte möglichst auch die Motorik (Blattschaufel) treffen. Ob man sich nun für eine Frühjahrs- oder Herbstjagd, eine Jagd am Luder (wo erlaubt) oder eine Pirschjagd entscheidet, in Europa bleibt oder nach Übersee reist, eine Jagd auf den Braunbären ist immer spannend und aufregend und gehört sicherlich zu den letzten jagdlichen Herausforderungen in der nördlichen Hemisphäre.

© Pixabay