Die Jagd auf Rehwild in Polen ist nicht nur im Sommer zur Bockjagd interessant. Auch im polnischen Herbst können hier einzigartige Jagderfahrungen gemacht werden, wie Jens Ulrik Høgh nachfolgend berichtet.
Polnischer Herbst
Im wunderschönen europäischen Herbst wurde ich zu einer Jagd auf weibliches Rehwild in Polen eingeladen. Natürlich ging es hier nicht um großartige Bocktrophäen, sondern um die Wildbretgewinnung und notwendige Reduktion der Bestände. Aus diesen Gründen freute ich mich über die Einladung meiner polnischen Kollegen und fieberte der Jagd auf Rehwild in Polen regelrecht entgegen. Alleine die Reviere in der Gegend um Maniszewo mussten ihren Rehwildbestand jährlich um 170 bis 200 weibliche Stücke reduzieren. Es wartete also eine Menge Arbeit auf uns.
Jagd auf Rehwild in Polen – bestes Wildbret
Eins nach dem anderen wurden die aufgebrochenen Stücke gewogen und mit Erkennungsmarken versehen. Parallel dazu wurden das Gewicht und das Geschlecht der jeweiligen Stücke penibel notiert. Wir waren insgesamt zwei Jäger und hatten gerade in drei Tagen insgesamt 286 Kilogramm bestes Wildbret erlegt. Zu unserem Erstaunen bildet dies allerdings nur 15% der Gesamtstrecke des Revieres, in dem wir jagten. Nicht zu unterschätzen, was aus diesem Revier jährlich an Wildbret exportiert wird und auf dem regionalen und europäischen Markt landet.
Erfahrene Rehwildjäger
Die Möglichkeit zur Jagdreise nach Polen hatte sich kurzfristig erst vor einer Woche ergeben. Die Reviere um Maniszewo suchten händeringend nach erfahrenen Rehwildjägern und so stießen sie auf uns. Ohne lang zu überlegen sagten wir zu – eine Jagdreise nach Polen im Herbst ist immer etwas Besonderes, egal auf welche Wildart gejagt wird. Als „Bezahlung“ durften wir einiges an Wildbret mit nach Hause nehmen – ein weiterer, unverzichtbarer Anreiz zur längeren Reise nach Westpolen. Also machten Eric, ein alter Jagdkumpane von mir und ich uns kurzerhand auf den Weg über Deutschland in Richtung Polen. Ein weiterer Aspekt der Reise war für mich ein gewisses Training, denn mir stand eine größere Jagdreise nach Afrika bevor und ich wollte vorher unbedingt meine neue Büchse im Feld testen. Dies war die perfekte Gelegenheit.
Gute Infrastruktur
Erstmal vor Ort angekommen waren wir erstaunt über die gute Infrastruktur der Reviere. Nahezu an jeder Ecke gab es eine 100-Meter-Schussbahn, auf der umsonst geschossen werden konnte. Dieses Angebot nahmen wir nach der längeren Fahrt gerne an und gaben einige Probeschüsse ab. Zu unserer Zufriedenheit passte soweit alles, die Fahrt hatte die Büchse und die Optik nicht in Mitleidenschaft gezogen. Nun durfte die Jagd auch schon beginnen.
Äsungsarme Landschaft
Bereits eine halbe Stunde später befanden wir uns neben Zbigniew, unserem Jagdreiseführer, in dessen winzigen Suzuki-Geländewagen. Das bejagbare Gebiet umfasste sensationelle 18.000 Hektar, auf denen in jeweils fünf Teilgebieten, mehrere Jäger jagten. Zbigniews Pirschabschnitt bestand vor allem aus größeren Feldabschnitten. Zu unserem Nachteil waren die Felder gerade frisch umgebrochen und dementsprechend schwarz und äsungsarm für das Wild. Nicht gerade die überzeugendsten Argumente für eine Jagd auf Rehwild in Polen. Glücklicherweise konnten wir jedoch großzügig über die Reviergrenzen hinaus jagen. Hier befanden sich ebenfalls größere Grünabschnitte, die noch reichlich Äsung für das Rehwild boten. Die meisten der örtlichen Felder waren immer noch der Planwirtschaft angepasst und umfasst somit insgesamt jeweils 100 bis 200 Hektar. Riesige Monokulturen, die den dänischen Jäger durchaus einschüchtern konnten.
Jagd auf Rehwild in Polen – interessante Szenerie
Ich beobachtete die Szenerie aufmerksam aus dem Auto heraus und dachte mir bereits, dass es nicht gerade einfach wird, ein passendes Stück in dieser Umgebung vor die Büchse zu bekommen. Besondere Bauchschmerzen bereiteten mir die übermäßig langen Schussdistanzen, die ich aus meinen Eindrücken folgerte. Meine Sorgen realisierten sich schneller als ich erhofft hatte. In kleineren und größeren Sprüngen verteilt, sah ich eine Menge Rehwild, welches sofort panisch absprang. Es sah so aus, als würde es absolut keine Chance geben, nur ansatzweise in Schussdistanz zum Wild zu kommen. Schließlich hielt Zbigniew das Auto an und wir bewegten uns langsam in Richtung einer längeren Hecke. Auf dem Feld vor uns sicherten zwei Rehböcke aufmerksam in unsere Richtung. Unser eigentliches Ziel befand sich dahinter – eine Ricke mit zwei Kitzen. In meinen Gedanken hatte ich die Situation allerdings schon abgehackt, denn es erschien mir unmöglich, an den aufmerksamen Böcken vorbei zu pirschen, ohne den gesamten Sprung hochzumachen. Unser Jagdführer allerdings hatte einen anderen Plan.
Andere Pläne
Er jetzt fiel mir auf, dass die Hecke leicht hangaufwärts verlief. Zbigniew pirschte langsam entlang der Hecke vor und signalisierte uns, ihm zu folgen. Nun hatten wir den Wind im Gesicht und damit standen die Chancen wahrscheinlich um einiges besser. Mit etwas Glück konnten wir auf der Hangkuppe einige andere Stücke Rehwild im nächsten Tal überraschen und dies hoffentlich auf besseren Distanzen. Plötzlich hielt Zbigniew inne und griff zu seinem Fernglas. Auf der anderen Seite des Hügels standen weitere Sprünge und diesmal waren sie durchaus näher als zuvor. Leise hefteten wir uns nun an Zbigniew und warteten einige Augenblicke. Auf der Kuppe angekommen, bereitete Zbigniew begeistert den Schiessstock vor. Vor uns ästen zwei Ricken und ein paar weitere Stücke. Zbigniew gab mir zu verstehen, dass ich das Stück am rechten Ende des Sprunges schießen konnte. Er hatte es sauber als Schmalreh ansprechen können. So bereitete ich mich auf einen etwas weiteren Schuss vor und stellte die Schnellverstellung auf 200 Meter. Unter diesen Distanzen war ein Schuss in der offenen Landschaft kaum möglich.
Moment der Wahrheit
Zbigniew wollte den Moment des Schusses auf keinen Fall verpassen und blickte aufmerksam durch sein Fernglas auf das zu beschießende Stück. Ich passte einen ruhigen Moment ab und drückte ab. Just in diesem Moment meinten wir einen eindeutigen Kugelschlag vernommen zu haben. Das Schmalreh wurde sofort an den Platz gebannt und lag wohl offensichtlich im Feuer. Auch Zbigniew bestätigte mir, dass ich gut abgekommen bin. Tief beeindruckt über den weiten und sauberen Schuss gratulierte er mir ausgiebig. Genau in diesem Moment nahmen wir jedoch einige andere Stücke wahr, die aus dem Sprung abgesprungen waren. Eine einmalige Gelegenheit um weiterhin Beute zu machen. Eindeutig sprachen wir eine einzelne Ricke an, die ohne Kitz unterwegs war. Zbigniew hatte mir das Signal „Feuer frei“ gegeben.
Weitere Gelegenheiten
Zunächst sprang das einzelne Stück hektisch über das Feld, bis es schließlich zum Orientieren stehenblieb. Diese Ricke befand sich nun auf rund 180 Meter und damit in bester Schussdistanz. Ich ließ mich nicht lange bitten und passte einen weiteren ruhigen Moment ab um fliegen zu lassen. Auch der zweite Schuss überzeugte und traf genau ins Schwarze. Wir waren überglücklich – beide Schüsse waren optimal platziert und über weite Strecken erfolgt. Besser hätte es für mich persönlich nicht laufen können. Zbigniew ging in der Zwischenzeit los, um das Auto zu holen. Schnell war er wieder am Ort des Geschehens und gratulierte mir nochmal ausführlich mit einem Bündel Gras. Ich bedankte mich und band mir den unkonventionellen Erlegerbruch an den Hut. Bis hierhin eine perfekte Jagd auf Rehwild in Polen. Auch der Rest der Jagdreise sollte erfolgreich verlaufen – für alle von uns.