Die Traditionsfirma Heym fertigt seit 1865 hochwertige Waffen. Eine ihrer Spezialitäten ist bis heute die klassische Doppelbüchse. Hier ein ganz exklusives Stück im Großwildkaliber .470 Nitro Express.
Edel und stark
Die Doppelbüchse hatte ihre große Zeit, als Elefanten und Löwen in afrikanischen Kolonien Freiwild der europäischen Jagdherren waren. Heute wird sie eher auf Drückjagden eingesetzt. Doch ihre eigentliche Domäne ist die Pirsch: Zwei Schüsse freihändig möglichst schnell hintereinander anzubringen, ohne nachzuladen, und das mit der Sicherheit zweier voneinander unabhängiger Systeme – das kann sonst keine andere Büchse. Erst recht nicht, wenn von den dicken Pillen .450 NE, .470 NE und .500 NE die Rede ist. Die Safari 88 basiert auf dem seit zwanzig Jahren von Heym gefertigten Modell 88 B, in das modifizierte Anson- und Deeley-Schlosse eingebaut sind. In der Safari sind hingegen echte Seitenschlosse mit Fangstangen und bruchsicheren Spiralfedern integriert. Zusätzlich ist alles mit Fangstangen gegen Doppeln gesichert. Zudem sind die Schlagbolzen von den Schlagstücken getrennt. Im Stoßboden werden die federbelasteten Schlagbolzen von vorn verschraubt, bei Bedarf sind sie leicht zu wechseln. Die aus dem Vollen gefräste Stahlbasküle weiß mit sanften Bögen und Ausschnitten auch optisch zu überzeugen. Zusammen mit den extrem aufwändigen Reliefgravuren ergibt sich ein Gesamtkunstwerk.
Lange Graveurarbeiten für die Heym 88 Safari
Ein Jahr lang hatte der Graveur mit der Umsetzung aller Wunschmotive täglich zu tun! Das Auge jagt mit Der Öffnungshebel wurde auf der Oberseite als Elefantenhaupt mit gefächerten Ohren, Rüssel und Stoßzähnen ausgebildet. Abzugsbügel, Scheibe, Muscheln, Laufwurzeln und Patentschnäpper sind mit feinen Arabesken verziert – genau wie die Rahmungen der Seitenplatten. Auf der unteren Basküle prangt das Haupt eines reifen Büffels. Und auf dem Abzugsblech befinden sich die Brust und der Kopf eines zähnefletschenden Leoparden, dem die Angriffslust aus den Augen abzulesen ist. Die rechte Seitenplatte zeigt zwei Mähnenlöwen, von denen der vordere einen Impala frisst. Zwischen zwei Spitzmaulnashörnern auf der linken Seite und dem Gebirge im Hintergrund befinden sich drei Massai. Kaum größer als ein Streichholzkopf und dennoch perfekt gearbeitet. Wenn man sie durch eine Lupe betrachtet, kann man sogar noch die Waffen der Krieger bewundern. Das ist wahrlich hohe Schule – gestochen von Heyms Gravurmeister.
Im Safaristil
Doch genug geschwärmt, was hat die Doppelbüchse technisch zu bieten? Sie wird ohne Riemenbügel geliefert, muss also im Safaristil auf der Schulter getragen werden. Auf der Scheibe sind Signalstifte, die den Schlosszustand anzeigen, und eine Schiebesicherung, die auf Abzüge und Abzugsstangen wirkt. Damit ist die Waffe bedienungsfreundlich und sicher. Mit einem Widerstandsdruck von 2,3 Kilogramm ist die Heym zu sichern und zu entsichern. Sie hat zwei vergoldete Abzüge: Der vordere Abzug ist als Gelenkabzug ausgestattet, der Abzugsbügel reicht bis zum Stahlkäppchen des Pistolengriffs fort. Beide Trigger stehen und brechen trocken bei 2,5 und 2,8 Kilogramm Widerstand. Mit diesen harten Abzügen, die auf Kundenwunsch vom Werk noch nachjustiert werden können, ist ein Doppeln quasi ausgeschlossen. Das glatt polierte Laufbündel ist tiefschwarz brüniert und hat eine Länge von 66 Zentimeter.
Lange Lebensdauer
Auf der Visierschiene liegt ein klassisches Schmetterlings-Flucht-Visier (Expressvisier) mit drei Klappen. Diese sind, ebenso wie die Kimme, mit feinen Rillen versehen, um Lichtreflexe zu vermeiden, und für die Schussabgabe auf 50, 100 und 150 Meter vorgesehen und haben einen goldenen Mittelstrich sowie feine Rundausschnitte für den präzisen Schuss. Als Korn wählte man ein feines, zwei Millimeter starkes Rundkorn, das sehr geeignet für eine schnelle Zielerfassung ist. Der Waffe liegt ein Schmidt & Bender Zielfernrohr 1,25 - 4x20 mit Leuchtabsehen bei. In die Visierschiene hat Heym formschön und stilsicher die Fußplatten der Suhler-Einhak-Montage eingesetzt. So kann das Glas tief montiert und leicht abgenommen werden. Das Zielfernrohr ist ein Zugeständnis an die europäischen Jagdgewohnheiten. Afrikanische Berufsjäger bevorzugen noch heute die offene Visierung. Das Laufbündel wird mit den zwei Laufhaken (konisch, daher selbstständig nachregulierend) sowie dem Greener-Verschluss arretiert. Der Scharnierbolzen ist mit zehn Millimeter Stärke ausreichend dimensioniert, der Abstand vom Stoßboden zum Scharnierbolzen beträgt sichere 60 Millimeter. Ein Verschluss für eine lange Lebensdauer – auch bei harter Nutzung.
Umstrittene Verschlüsse
Die Büchse ist mit Schlag-Ejektoren nach dem Southgate-Prinzip ausgestattet. Die kräftigen Auswerfer schmeißen die Hülsen anstandslos raus. Zur Sicherheit wurde dabei die Waffe (mit Trainingspatronen) in verschiedenen Positionen, auch über Kopf getestet, um ein Nachladen in jeder Situation zu simulieren. Gerade der Wert von Ejektoren ist immer wieder Bestandteil hitziger Diskussionen. Fakt ist: Eine Literaturauswertung hat ergeben, dass von den großen Elfenbeinjägern des letzten Jahrhunderts nur ein einziger der Doppelbüchse ohne Ejektoren den Vorzug gegeben hat. Als Grund nannte er, dass man wegen des lauten Klickens höchstens vier Stück aus einer Herde strecken könnte!
Passender Schaft
Der sehr glatt geschliffene Schaft in der besten Holzklasse überzeugt mit seinem Ölfinish. Die gerade Schäftung ist nach klassischem Safari-Vorbild ausgeführt und angenehm schlank. Der Hinterschaft mit geradem Rücken hat einen langgezogenen Pistolengriff und eine Backe. Den Abschluss bildet eine mit Glattleder überzogene Gummischaftkappe. Der Vorderschaft ist als Halbbiberschwanz geformt. Die .470 Nitro Express (12,07 Millimeter) ist eine der beliebtesten Patronen für Großwild- Doppelbüchsen. Sie ist eine hervorragend ausbalancierte Patrone, was Leistung und Rückstoß (der auch für körperlich schwächere Personen noch auszuhalten ist) betrifft. Sie hat die nötige Power, um Großwild sicher zu Fall zu bringen. Die .470 NE wurde 1907 von Joseph Lang konstruiert und vorgestellt, als die Briten in den afrikanischen Kolonien das .450er Kaliber verboten hatten. Heute werden wieder zahlreiche Waffen für die alte englische Randpatrone eingerichtet.
Entscheidender Präzisionstest
Der Präzisionstest der Waffe erfolgt auf 80 Meter mit drei Schusspaaren, aufgelegt und über das mitgelieferte Zielfernrohr. Für den Test wird das bewährte Vollmantelgeschoss (VMR) vom Labor für Ballistik verwendet. Das VMR hat 500 grain, bei hundert Metern eine Geschwindigkeit von 589 Meter pro Sekunde sowie eine Energie von 5626 Joule. Die Günstigste Einschießentfernung liegt bei 138 Meter. Zehn Patronen kosten 134 Euro. Der Streukreis beträgt hervorragende 52 Millimeter. Ich habe das Schmuckstück auch auf 35 Meter freihand getestet. Im Abstand von zwölf Sekunden zwischen den Schüssen – um ein Klettern zu provozieren – sitzen zwei Treffer im inneren Kreis des auf der Scheibe gedruckten Herzens (kleines Foto oben links). Kompliment an Büchse und Munition.
Heym 88 Safari - Traum eines Großwildjägers
Die Verarbeitung der Doppelbüchse und des Zubehörs ist exzellent. Sie wiegt stolze 4560 Gramm und ist insgesamt 109,5 Zentimeter lang. Die Pass-, Polier- und Gravurarbeiten wurden hervorragend ausgeführt – auch bei den nicht sichtbaren Teilen. Die Heym ist ausgewogen, führig und liegt ruhig im Anschlag. Der alte Eigentümer hat nach der Jagd auf die Big Five das schöne Stück an die Firma Heym zurückgegeben. Nun erfreut sie, komplett aufgearbeitet und wie neu, im hauseigenen Museum die bewundernd vor ihr stehenden Besucher und wartet auf neue Abenteuer. Dafür muss ein solventer Großwildjäger 80 000 Euro (der Grundpreis beträgt 20 000 Euro, der „Rest“ sind die Extras) in den afrikanischen Traum investieren.