Die öffentliche Debatte um die Daseinsberechtigung und damit die Vor- und Nachteile der Trophäenjagd im 21. Jahrhundert ist im vollen Gange. Viel- und Auslandsjäger Jens Ulrik Høgh begründet eindrucksvoll, warum diese Form der Jagd unentbehrlich für den Natur- und Artenschutz in Afrika ist.

Verteidiger der Trophäenjagd

Am 15. Mai, einem Montag, verteidigte ich als Jäger die Vorteile der Trophäenjagd in einer dänischen Sendung der „Aftenshowet“. Der Repräsentant des WWF (World Wide Fund for Nature) Dänemark, Bo Normander, äußerte in diesem Zusammenhang, dass die Trophäenjagd nichts anderes sei, als eine „geschmacklose“ Zurschaustellung des Egos der Jäger in den sozialen Medien. Diese Jagd habe nichts mit der Erhaltung der Natur zu tun und sei generell von Korruption durchzogen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass der Jagdtourismus in einer Krise steckt. Die zahlreichen „shitstorms“, in denen in den sozialen Medien gegen die Trophäenjagd gewettert wird, haben dieser umstrittenen Form des Naturtourismus geschadet. Verschiedene Länder haben bereits irgendwelche Beschränkungen für den Import von Jagdtrophäen beschlossen, und der politische Druck, ähnliche Verschärfungen im Rest der Welt vorzunehmen, ist markant gestiegen. Die indirekten Folgen sind deutlich weitreichender.

Risiko eines Shitstorms

Wohlhabende Jäger entscheiden sich wegen des Risikos, öffentlich stigmatisiert zu werden, öfter gegen Jagdreisen. Das Leben des Zahnarztes Walter Palmer, welcher der illegalen Jagd auf den Löwen „Cecil“ in Simbabwe beschuldigt wurde, wurde nach einer solchen Jagdreise vollständig zerstört. Die Tatsache, dass inzwischen feststeht, dass die Jagd auf Cecil weder etwas Ungewöhnliches noch Illegales war, spielte für die Medien später keine Rolle mehr. Aus diesem Grund ist es schwer geworden, Jagden auf bedeutende Arten, wie Löwen oder Elefanten, zu verkaufen. Millionen sogenannte Tierfreunde auf der ganzen Welt feiern den schwindenden Erfolg der Jagdreiseindustrie und fühlen sich darin bestärkt – mit dem Ziel, diese Form der Jagd gänzlich zu verbieten –, weiter gegen die Trophähenjäger vorzugehen. Dies wirkt auf den ersten Blick völlig logisch. Die Jäger erlegen seltene Tiere, also muss ein Verbot dieser Jagdform von Vorteil für die Erhaltung dieser Arten sein – nicht wahr?

© Jens Ulrik Høgh

Was ist Trophäenjagd

Das, was wir heutzutage unter dem Begriff Trophäenjagd verstehen, bezeichnet eine Jagdform, bei der es dem Jäger primär um das Jagderlebnis selbst und spezielle Teile des erlegten Wilds als Andenken geht. Die moderne Trophäenjagd ist eine regulierte, legale und auf Genehmigungen basierende Jagdform. Die besagten Genehmigungen werden sowohl von lokalen als auch internationalen Behörden ausgestellt. Die Verteilung der Jagdlizenzen basiert auf unabhängigen, wissenschaftlichen Bewertungen der Nachhaltigkeit der Jagd. Die Jäger bezahlen den Jagd-Organisator für Kost und Logis sowie für die Jagdführung auf bestimmte Wildarten. Haben die Jäger das Glück, ein Stück Wild zu erlegen, bezahlen sie außerdem eine sogenannte Trophäengebühr für das Stück. Diese gibt den Jägern das Recht, die jeweilige Trophäe des erlegten Wilds mit nach Hause zu nehmen. Bejagt werden meist die großen Pflanzenfresser und Raubtiere. Die gleichen Arten werden seit Urzeiten von den lokalen Jägern wegen ihres Fleischs, Fells oder ihrer Trophäen bejagt. Der Unterschied heute besteht bloß darin, dass der moderne Trophäenjäger für dieses Erlebnis oft lange Strecken zurücklegt. Das Fleisch wird weiterhin in lokalem Kreise verzehrt. Im Prinzip wird alles genutzt.

Vorteile der Trophäenjagd – das begehrte Jagdwild

Trophähenwild sind meist alte Männchen, die in der Fortpflanzung keine Rolle mehr spielen, dafür aber begehrenswerte Trophäen besitzen. Bei den meisten afrikanischen Wildarten macht dieses sogenannte Trophäenwild etwa ein bis drei Prozent des gesamten Bestands aus. Das bedeutet in anderen Worten, dass 30 Stück Wild (Weibchen, Jungtiere und Männchen) in verschiedenen Altersgruppen benötigt werden, damit Trophäenjäger ein altes Männchen pro Jahr erlegen können. Eine nachhaltige Bejagung von Trophäenträgern setzt also voraus, dass große und natürlich zusammengesetzte Bestände in dem entsprechenden Jagdgebiet vorhanden sind.

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Geldquelle Jagd

Die Trophäenjagd ist die wichtigste Geldquelle von mehr als 1.400.000 Quadratkilometern afrikanischer Natur in den gut 20 Ländern, die Jagdtourismus erlauben. Mancherorts findet die Jagd in gigantischen staatlichen Gebieten statt, die Jagdgesellschaften gepachtet haben. Anderenorts gehören der Grund und das Jagdrecht der lokalen Bevölkerung. In einzelnen Ländern können Privatpersonen Land besitzen, welches genutzt wird, um große Teile des Jagdtourismus auf diese Gebiete zu verlegen. Es liegt natürlich im Interesse der Jagdfirmen, die Natur als Basis für spätere Geschäfte zu erhalten. Dies geschieht mit Hilfe von Lebensraumpflege und einer umfassenden Bekämpfung von Wilderei. Pro Jahr kommen etwas weniger als 20.000 Jagdtouristen nach Afrika. Überwiegend – etwa 80 Prozent – jagen sie in Südafrika und Namibia, dort wird im Großen und Ganzen die gleiche Art Jagdtourismus praktiziert.

Jagdland Südafrika

Rund 10.000 ausländische Jäger jagen pro Jahr in Südafrika. Die dänischen Jäger bilden die drittgrößte Gruppe und werden nur von den Amerikanern und den Spaniern übertroffen. Im Verhältnis zur dänischen Bevölkerungszahl sind die dänischen Jäger die aktivsten Jagdreisenden der Welt. Die Jagd findet in Südafrika in der Regel auf privaten Farmen statt, die vorher fast ausnahmslos als Weideland für Rinder und Schafe genutzt wurden. In den letzten fünf Jahrzehnten sind die Farmen von intensiver Landwirtschaft auf Jagdtourismus umgestellt worden. Diese Umgestaltung ging völlig freiwillig vonstatten, da der Jagdtourismus eine bessere Einnahmequelle für die Eigentümer der Farmen bedeutet als die Viehwirtschaft. Hierbei geht es um ein gigantisches Naturwiederherstellungsprojekt. Die Landstriche werden so weit wie möglich in ihren Urzustand zurückversetzt und die ursprünglichen Tierarten wieder angesiedelt. Insgesamt sind in Südafrika gegenwärtig mehr als 170.000 Quadratkilometer – fast die vierfache Größe Dänemarks – ehemaliger Rinderfarmen „rewilded“ worden. Vor 50 Jahren bevölkerten etwa 500.000 große, wildlebende Pflanzenfresser die privatisierten Bereiche Südafrikas – heute sind es ungefähr 20 Millionen.

© Jens Ulrik Høgh

Privates Wild

Im Vergleich dazu erstrecken sich die staatlichen Naturgebiete – die unter anderem den berühmten Krüger-Nationalpark beinhalten – „nur“ über etwa 70.000 Quadratkilometer. Es befindet sich also der Großteil des Großwildes Südafrikas – mehr als 75 Prozent – auf privatem Jagdgrund und kann dem Jagdtourismus für seine Existenz danken. Sowohl der Bestand des jagdbaren als auch des nicht jagdbaren Wilds wächst dank des Jagdtourismus. Die Liste der Arten, die in privaten Jagdgebieten als bedroht galten und nun einen stabilen Bestand vorweisen, ist lang. Heute gibt es etwa 20.000 Breitmaulnashörner – vor 50 Jahren gab es nur gut 200 dieser Tiere. Eine positive Entwicklung kam erst ins Rollen, als man eine stark regulierte Trophäenjagd einführte und die großen Tiere dadurch einen Wert für die Grundbesitzer bekamen.

Vorteile der Trophäenjagd – Lebensraum für große Bestände

Andere – weniger symbolträchtige – Arten waren der Ausrottung noch näher. Dies galt zum Beispiel für das Weißschwanzgnu (Connochaetes gnou), den Buntbock (Damaliscus pygargus) und das Bergzebra (Equus zebra zebra), die ein Tief von unter 50 Individuen erreicht hatten, bevor der Jagdtourismus aufblühte. Heute sind diese Arten wieder zahlreich vertreten – vor allem in den privaten Gebieten. Es gibt etwa 9.000 Naturgebiete in Privatbesitz in Südafrika, in denen der Jagdtourismus die Haupteinnahmequelle ist. Die durchschnittliche Größe einer Jagdfarm beträgt etwa 20 Quadratkilometer. Insgesamt werden pro Jahr rund 45.000 Jagdtrophäen aus Südafrika exportiert, dies entspricht etwa 0,25 Prozent des großen Wildtierbestands, der in diesen privaten Naturgebieten lebt. Es ist also das Erlegen einiger weniger Individuen, welches den Lebensraum für große Bestände finanziert. Der Jagdtourismus in Südafrika beschäftigt etwa 65.000 Menschen und versorgt mindestens 200.000 in den ländlichen Regionen.

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Typische Jagdfarm

Ein typisches Beispiel für eine südafrikanische, private Jagdfarm liegt nahe des Dorfs Pongola im Gebiet von KwaZulu-Natal, die ich oft besuche. Diese wird von einem professionellen Jagdveranstalter verwaltet. Da es auf dieser Farm Nashörner gibt, möchte ich wegen der intensiven Wilderei den Namen der Farm nicht nennen. Alles in allem handelt es sich um ein Gebiet von 130 Quadratkilometern. Das Gebiet selbst, aus einer Reihe ehemaliger Rinderfarmen bestehend, liegt als Inseln inmitten von konventioneller Landwirtschaft und Ackerbau. Wie auch in Europa ist hier die Rede von monokulturellem Anbau – alle Formen wilder Natur sind im Prinzip unerwünscht. Unter anderem deshalb ist die Jagdfarm, wie auch fast alle anderen Jagdgebiete in Südafrika, eingezäunt. Der Zaun hindert jedoch nicht bloß die Tiere der Farm daran, sich in den umliegenden landwirtschaftlich genutzten Gebieten auszubreiten, sondern dient auch dazu, das Gebiet vor Wilderern zu schützen. Außerdem ist der Zaun eine gesetzlich vorgeschriebene Bedingung dafür, dass der Besitzer des Landes als Eigner der wilden Tiere des Gebiets mit dem Recht, den Bestand zu verwalten, angesehen werden kann.

Großflächige Ausrottung in der Vergangenheit

Früher gab es fast ausschließlich Rinder auf der Farm. Es gab so gesehen keine Antilopen – die meisten sind von den Farmern vor mehr als einem Jahrhundert geschossen worden. Die wilden Grasfresser konkurrierten mit dem Nahrungsbedarf der Nutztiere. Die meisten kleineren Vögel verschwanden, als die Rinder mit giftigen Insektenmitteln besprüht wurden. Geier und Raubvögel wurden geschossen, weil man sie im Verdacht hatte, sich an neugeborenen Lämmern zu vergreifen. Die größeren Raubtiere wurden mit allen erdenklichen Mitteln ausgerottet. Eine konventionelle afrikanische Rinderfarm ist überraschend arm an wilden Tieren 
– ob klein oder groß.

Rewilding

Wenige Jahre nach der Umstrukturierung zu einem Jagdgebiet präsentierte es sich wieder wild. Man findet dort nun gesunde Bestände von mehr als 15 ursprünglichen Antilopenarten und außerdem Nashörner, Strauße, Zebras, afrikanische Wildschweine sowie ein Gewimmel von kleineren Säugetieren, Vögeln und Insekten, die hier nicht gedeihen konnten, als es nur Rinder gab. Insgesamt geht man von einem Bestand von großen Pflanzenfressern aus, der etwa 7.000 Tiere umfasst. Pro Jahr werden etwa 600 Stück geschossen, um den Bestand auf einem konstanten Niveau zu halten, damit das Gebiet nicht überlastet wird. Von diesem erlegten Wild sind nur 200 Stück Trophäenträger, welche als Jagdtrophäen exportiert werden. Der Jagdbetrieb gewinnt mehr als 50 Tonnen Wildbret, das lokal konsumiert wird. Leider ist Wildbret pro Kilogramm nicht so gewinnbringend wie Rindfleisch, und daher sind die Einnahmen aus der Trophäenjagd entscheidend für die ökonomische Nachhaltigkeit des Betriebs.

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Intensive Raubwildbekämpfung

Es könnte deutlich mehr Wildbret produziert werden, doch dies würde – wie auf einer Rinderfarm auch – einer intensiven Raubwildbekämpfung bedürfen. Die Umweltorganisation Panthera schätzt den Bestand der Leoparden auf der Farm auf etwa zehn erwachsene Tiere mit Jungen. Dies ist ein sehr hoher Bestand. Dazu kommen braune und gefleckte Hyänen. Als es noch Rinder auf der Farm gab, wurden alle größeren Raubtiere, die sich in dieser Umgebung herumtrieben, prompt erlegt, um die Rinder zu schützen. Nun lebt man mit den Leoparden und Hyänen, obwohl diese mehr Tiere reißen, als die Jagdgäste in diesem Gebiet erlegen. Insgesamt werden pro Jahr etwa 800 Antilopen gerissen. Der Jagdtourismus schafft fünf- bis sechsmal so viele Arbeitsplätze wie die Viehwirtschaft auf einer entsprechenden Fläche. Auf der Farm arbeiten nun insgesamt 40 Menschen. Es handelt sich um professionelle Jäger und eine Vielzahl Helfer, die hart hinter den Kulissen arbeiten. Die Arbeitsplätze sind in der näheren Umgebung sehr geschätzt.

Folgen eines Verbots

Wie schon erwähnt, spielt sich der Jagdtourismus in Südafrika sowie Namibia überwiegend auf Privatgrund ab. In Verbindung mit dem Jagdtourismus und Naturschutz gibt es in diesen Ländern keine wesentlichen Probleme mit Quoten oder Korruption. Die Konsequenzen für die Natur sind insgesamt im Vergleich zum Weideland für Rinder, das dort vorzufinden war, bevor der Jagdtourismus Einzug gehalten hat, und wieder zurückkehren wird, wenn dieser verboten oder weniger rentabel als die Viehwirtschaft wird, überwältigend positiv. Millionen von wilden Tieren werden ihre Lebensräume verlieren, wenn die Vorteile der Trophäenjagd aus Afrika verschwinden. Tausende aus der Lokalbevölkerung würden ihre Arbeitsplätze verlieren. Ist das ein Preis, den man zu zahlen bereit ist, nur weil man wie der WWF Dänemark das Gefühl hat, dass das Verhalten der Trophäenjäger und ihre mutmaßlichen Motive „geschmacklos“ seien?

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Die Wirklichkeit

Ich habe im Voherigen versucht, die Wirklichkeit zu umreißen, wie ich sie wahrgenommen habe. Ich möchte an dieser Stelle unterstreichen, dass die Trophäenjäger weder Helden des afrikanischen Naturschutzes sind, noch sich selbst so sehen. Wir Jäger finanzieren einen großen Teil des Ganzen, und unser Geld ist unentbehrlich für den Naturschutz in vielen Landstrichen,
aber wir tun, was wir tun in erster Linie, um gute, private Jagderlebnisse zu erleben – nicht um die Welt zu retten. Es sind die extrem engagierten Landbesitzer, die die eigentlichen Umwelthelden des südlichen Afrikas darstellen. Ja, sie verdienen Geld mit der Jagd, aber ohne ihre Leidenschaft, ihren Willen und einer Menge harter Arbeit wären diese Naturwunder nie realisiert worden.

Zukunft mit Wert

Afrika steht kurz vor einer Bevölkerungsexplosion. Es wird sich in der Zukunft um jeden Quadratzentimeter gerissen werden. Die wilden Tiere haben daher nur eine Zukunft, wenn diese einen Wert für die Bevölkerung haben. „If they pay, they stay.“ Der Jagdtourismus gibt dem Wild effektiv einen Wert – ein System, das sich seit einem halben Jahrhundert bewährt. Ich verstehe den Skeptiker, der nicht auf einen eingefleischten Jäger vertrauen möchte, sehr gut. Daher möchte ich jedem Interessierten nahelegen, den Bericht der IUCN „Informing decisions on trophy hunting“ zu lesen. Dieser ist frei im Netz erhältlich.

Zu guter Letzt

Die Jagd auf ausgesetzte Löwen, Krokodile und andere, speziell für die Jagd gezüchtete und ausgesetzte Arten stellt ein großes Imageproblem für den Jagdtourismus dar. Bei weitem die meisten Jäger sind gegen diese künstlichen Formen der Jagd, die zum Glück nur einen verschwindend geringen Teil des gesamten Jagdtourismus ausmachen. Dass ich diese Problematik bisher nicht angesprochen habe, begründet sich damit, dass sie keine Auswirkung auf den Aspekt des Naturschutzes hat und daher ebenso irrelevant für den Naturschutz ist, wie die persönlichen Empfindungen in Bezug auf die Motive der Trophäenjäger.

© Jens Ulrik Høgh