Elchjagd in Alaska

Die Elchjagd in Alaska ist wohl für die meisten inländischen Jäger ein lang ersehnter, oft auch unerfüllter Traum.

JÄGER-Autor Carl Gremse konnte sich mit der Begleitung einer Elchjagd in Alaska gerade diesen Traum erfüllen. Für das Bergeteam beginnt mit der Erlegung eines Elchschauflers durch den Jagdgast hingegen jedoch ein wahrer Albtraum.

Eine gefährliche Tortur  

Jagdführer Josh und mir steht ein Abenteuer auf der Elchjagd in Alaska bevor. Am Vortag hat der Chef mit seinem Gast einen Elch erlegt. Sie hatten den Hirsch mit einer Auslage von 68 Zoll (173 cm) mit dem Spektiv über einige Meilen entfernt entdeckt und nach zwei Tagen Pirsch erlegen können. Weit und breit nun aber keine Möglichkeit, das Flugzeug zu landen – zu sumpfig ist das Gelände. Obendrein liegt auf dem Weg zu unserem „Strip“ eine Schlucht. Diese ist zu Fuß gerade noch zu bewältigen – beladen mit 45 Kilogramm Elchwildbret jedoch eine Tortur und mitunter auch gefährlich. Dies denkt sich auch Ben, unser Chef, als er – immer das Wohlergehen seines Gastes im Blick, nachdem das Erlegerfoto im Kasten war – lieber das Team einfliegt.

Gefriergetrocknetes Essen

Wohl und Wehe liegen stets eng beieinander: Nach 20 Tagen Schafjagd mit gefriergetrocknetem Essen und Zwei-Mann-Zelt erscheint uns das Elch-Camp wie der Taj Mahal mit zwei großen Zelten und Propangas-Grill, dazu reichlich Elchfilet, welches Ben schnell noch gesichert hat. Es wird auf dem Grill gebraten, Gewürze, ja sogar Saucen gibt es. So lässt es sich aushalten. Dazu großartige Landschaft, kein Telefon, Fax oder E-Mail.

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Hungrige Bären auf der Elchjagd in Alaska

Doch ruft die Pflicht – auch hier. Es ist kühl genug um diese Jahreszeit, nachts schon Frost, das Wildbret ist vorerst vor dem Verderben geschützt. Doch sehen wir im Spektiv im Umkreis von rund einer Meile um den erlegten Elch fünf Schwarzbären und auch einen Grizzly. Was diese mit solch frei ausgelegten Gaben anstellen, haben wir schon mehrfach zuvor beobachtet. Zwei Jahre zuvor hatten wir einen Dallwidder geborgen und das Wildbret, rund 50 Kilogramm, etwas abseits des Zelts gelagert. Am nächsten Morgen war alles weg. Ein Schwarzbär hatte sich einen Vorsprung für den Winter gesichert. Ein anderes Mal war es der Kern eines Braunbären, geschätzt 500 Kilogramm, der sich keine drei Tage hielt. Wenn also diese Bären unseren Elch finden, wird innerhalb kürzester Zeit nichts mehr von ihm übrig sein.

Am Elch

So machen wir uns im Morgengrauen auf den Weg. Unseren Anmarsch planen wir so, dass wir bei Erreichen des Elchs genügend Licht und einen guten Einblick haben, um nicht einen Bären an „seinem Riss“ zu überraschen. Bereits das Durchqueren der Schlucht mit leeren Rucksäcken macht uns klar, dass wir eine Landebahn für das Flugzeug suchen und finden müssen. So steil und verwachsen zeigt sich das Gelände, dass die Überwindung mit voller Ladung unmöglich scheint – zumal nicht einmal, sondern fünfmal pro Mann. Unsere Rechnung geht so: Pro Ladung 100 Pfund (1 Pfund = ca. 0,5 Kilogramm) pro Mann. Das ergibt bei zwei Mann 1.000 Pfund – das Gewicht, auf welches Ben das Wildbret dieses Elchs, sein Geweih plus Decke geschätzt hat. Gegen neun Uhr erreichen wir den Elch. Aus einer Entfernung von rund 150 Meter glasen wir das Umfeld eine gute Viertelstunde ab.

Schwerer Transport

Zunächst ein gutes Zeichen – es ist kein Erdhaufen zu sehen. Ein Grizzly hat also das Wildbret noch nicht gefunden. Diese Bären haben die Angewohnheit, ihr Fleisch zu verscharren, wohl um es vor Konkurrenten zu verbergen, wenn sie selbst mit vollem Wanst in der Nähe den Tag verschlafen. Auch Schwarzbären zeigen sich nicht. So nehmen wir den Elch in Besitz und machen uns an die Versorgung des Wildbrets.
Zum Zwecke des Transports ist es in diesem „Game Management Unit“ (GMU, Wildbewirtschaftungsgebiet) gestattet, das Wildbret vom Knochen zu lösen. In Alaska ist das Belassen von Wildbret im Feld mit harten Strafen belegt. Das Ausbeinen wird in den meisten Gebieten untersagt, da dabei häufig zu viel Verwertbares draußen verbleibt. Ausnahmen werden für solche Gebiete gemacht, in denen eine Bergung mit Booten und Geländefahrzeugen nicht möglich ist. Dies ermöglicht auf der Elchjagd in Alaska einen leichteren Transport im Rucksack und später im Flugzeug.

Die Bergung

Gegen Mittag brechen wir auf, um eine nähergelegene Landemöglichkeit für das Buschflugzeug zu suchen. Die Piloten bestehen aus gutem Grund darauf, dass eine potenzielle Landebahn vom Boden aus geprüft werden muss. Nur so hat man Gelegenheit, Gräben, Löcher, Felsen oder spitze Steine zu entdecken, die sonst schnell einmal einen Reifen oder gar eine Aufhängung beschädigen.

© Carl Gremse
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Erheblicher Aufwand auf der Elchjagd in Alaska

Der Mühe, auf der Elchjagd in Alaska eine Landebahn anzulegen, steht dem Aufwand gegenüber, unseren Elch zwei Meilen (1 Meile = ca. 1,6 Kilometer) durch die Schlucht zu verbringen. So machen wir uns auf den Weg. Rund eine Meile oberhalb des Platzes werden wir fündig. Ein sanfter Bergrücken bietet genug Länge, einen guten Einflug sowie Auslauf. Allerdings müssen wir etliche Steine bewegen, einen Graben ausgleichen und auf dem Weg einen Pfad durch ein Weidendickicht hauen. Nach gut zwei Stunden ist alles geschafft. Wir bringen an diesem Tag noch vier Ladungen, also rund die Hälfte des Wildbrets, zur Landebahn und machen uns dann auf den Rückweg. An diesem Tag beläuft sich die Laufstrecke auf zehn Meilen, davon zwei unter Last. Am nächsten Morgen brechen wir wieder auf. In drei weiteren „Trips“ bringen wir den Rest des Wildbrets und das Geweih zur neuen Landebahn. Gegen Nachmittag zurück am Zelt genießen wir die Sonne und entspannen uns – das auf dem Grill zubereitete Fleisch kommt gerade recht.

Das Warten

Schließlich schlägt das Wetter auf der Elchjagd in Alaska um. Regen – schlimmer noch starker Wind – macht den Einsatz des Buschflugzeugs unmöglich. Es ist Ben und seinem Bruder Bill noch gelungen, das Wildbret, die Decke und Trophäe des Elchs auszufliegen, Josh und ich aber müssen ausharren. So geht es in Alaska. Solche Dinge muss man ertragen. Sich aufregen bringt gegen Wetterunbilden nichts. Wie heißt es so schön: „Zuversicht und gute Laune belasten nicht das Jagdgepäck, doch hängt oft der Erfolg daran.“  

Drei Tage Sturm

Drei Tage weht der Sturm, ehe Ben es wagt, wieder zu fliegen. Über das Satellitentelefon kündigt er sein Kommen an. In einem solchen Fall ist es üblich, alles gepackt zu haben; jedoch die Zelte erst abzubauen, wenn das Flugzeug gelandet ist. So spart man sich doppelte Arbeit für den Fall, dass einem das Wetter ein Schnippchen schlägt. Alles geht gut. Ben landet. Allerdings pfeift der Wind über den Talkeetnas noch so stark, dass er uns auffordert, alles in das Flugzeug zu packen und beide einzusteigen. Nun fliegen wir zwar mit doppelter Last – eine Herausforderung für den Piloten –, aber wir umgehen das Risiko, dass der Zurückgebliebene wegen des Sturms nicht mehr geholt werden kann. Um in Gegenden, wo das Wetter so unbeständig ist, sicher und erfolgreich jagen zu können, bedarf es der großen Erfahrung und Umsicht von Piloten wie Ben und Bill.

© Carl Gremse
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Unübliche Höhen

Es gilt, die nächste Elchjagd in Alaska vorzubereiten. Josh führt Shawn und Ray, zwei Brüder aus New Mexico. Sie wollen Elche und, wenn sich die Gelegenheit bietet, einen Grizzly jagen. Wir fassen einen ungewöhnlichen Plan. Es gilt, ein enges Flusstal zu bejagen. Wir wollen, für eine Elchjagd unüblich, uns zunächst von oben einen Überblick verschaffen. Zu diesem Zweck steigen wir erst einmal auf in Höhen, wo wir sonst eigentlich nur Dallschafe jagen.

Sofortiger Anblick

So wundern sich Shawn und Ray dann auch ziemlich. An unserem Aussichtspunkt angekommen, der gleichzeitig unser Lager für einige Tage sein soll, verstehen sie aber schnell die Taktik – und die Notwendigkeit. Das Tal ist eng und verwinkelt; in der Sohle dicht bewachsen. Von hier oben sehen wir jedoch einen fast vier Meilen langen Abschnitt ein. Sofort kommt Elchwild in Anblick. Innerhalb weniger Stunden hat sich ein Bild geformt. Wir sehen Hirsche auf ihren Brunftplätzen. Wir sehen umherziehende geringere Hirsche, die versuchen, doch eine der Damen von ihren Qualitäten zu überzeugen. Wir sehen reichlich Kahlwild. So verbringen wir zwei Tage auf der Höhe. Um möglichst viel des Tals einsehen zu können, wandern wir zwischen zwei Bergrücken hin und her – diese liegen einen strammen Marsch von zwei Stunden voneinander entfernt. Unser Camp besteht aus zwei Zwei-Mann-Zelten.

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Der Sturz

Schließlich treffen wir die Entscheidung auf der Elchjagd in Alaska: Der Hirsch, im Spektiv als alter mit rund 60 Zoll Auslage angesprochen, steht rund zwei Meilen flussaufwärts an einer Flussgabel. Er bewegt sich kaum und hat reichlich Damenbesuch. Doch zunächst gilt es herabzusteigen. Das Camp wird abgebaut und auf den Rücken geladen. Es hat geregnet. Steine und Gras sind nass. Der Abstieg dauert vier Stunden und überfordert Shawn. Er stürzt unglücklich und poltert regelrecht den Hang hinunter. Nichts gebrochen, doch klagt er später über starke Kopfschmerzen.

Gedämpfte Stimmung

Wir finden einen guten Zeltplatz auf einem Hügel. Von hier aus haben wir gute Einsicht auf den Brunftplatz eines etwas schwächeren Elchs direkt unter uns. Shawn braucht Ruhe. Dass er weiter den Fluss hoch wandert, um, wie geplant, auf den starken Hirsch zu jagen, ist ausgeschlossen. Wir schlagen den Brüdern vor, dass ich mit Shawn im Camp bleibe und Josh mit Ray flussaufwärts geht. Shawn bestärkt seinen Bruder, doch dieser winkt ab. Er möchte lieber in der Gruppe zusammen bleiben. Es steht ihm die Sorge um seinen Bruder im Gesicht. Vermutlich hat sich dieser bei seinem Sturz doch eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Die Stimmung ist etwas gedämpft an diesem Abend, doch als es Shawn nach einer gut durchruhten Nacht deutlich besser geht, atmen wir auf. Wir entscheiden, dass Josh und Ray auf den unter uns stehenden, jedoch etwas schwächeren Hirsch jagen und Shawn und ich das Geschehen vom Camp aus beobachten.

© Carl Gremse
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Erfolg auf der Elchjagd in Alaska

Josh und Ray verlassen morgens das Camp, kehren aber zunächst ohne Beute zurück. Erst am dritten Tag gelingt es ihnen, den sich niedergetanen Hirsch anzupirschen. Als dieser auf einen Ruf von Josh, der die Elchdame sehr überzeugend nachahmen kann, hoch wird, trägt ihm Ray auf gut 120 Schritt die Kugel an. Die .30-06 Winchester Fail Safe hochblatt aus seinem Browning Unterhebelrepetierer lässt den Hirsch nach einer kurzen Flucht verenden. Ein weiterer Schuss ist nicht erforderlich. Shawn hält es jetzt auch nicht mehr im Camp. Wir machen uns auf den Weg und erreichen nach einer Stunde Josh und Ray an ihrem Elch. So freuen wir uns gemeinsam über diese trotz Widrigkeiten erfolgreiche Jagd. Wir versorgen den Elch, und wieder beginnt für Josh und mich ein Déjà-vu – die Suche nach einem Landeplatz und der Transport des Wildbrets. Ray hilft hierbei tapfer mit. Shawn allerdings ist zu schwach, so dass wir auch die Jagd vorzeitig abbrechen. Die zwei Brüder fliegen zufrieden heim – Shawn wird im nächsten Jahr zurückkehren und seinen Elch jagen.

Reisetipps

• Flug: Vom 1. Mai bis 31. September direkt von Frankfurt nach Anchorage mit Condor.

• Waffentransport: Vorabbeantragung beim „Bureau for Alkohol, Tobacco & Firearms“. Rechnen Sie acht Wochen Bearbeitung ein.

• Visum: Für Deutsche nicht notwendig (Visa Waiver Programm).

• Ausrüstung: Eingetragene, wasserdichte Wanderstiefel; Watstiefel vor Ort leihen oder besorgen; Rucksack – wird gestellt, eventuell die Einstellung eines Packers mit dem Outfitter besprechen; Ferngläser 8x40 oder 10x40, zuverlässige Markengläser empfohlen.

• Waffe: Robuste, zuverlässige Repetierbüchse; Optik 6x42, 3-9x40 oder ähnliches, Weitschüsse auf Elchhirsche ausgeschlossen, fallen selbst auf Dallschafe kaum an.

• Patronen: .30-06, .300 Win. Mag., 8x57 IS, auch 8x68 S; robuste Geschosskonstruktionen wählen.

© Carl Gremse