Jagd auf den Steinbock

Der König der Berge ist unangefochten der Steinbock. Hier locken sensationelle Jagden, die spannender nicht sein können.

Die Krone der Bergjagd ist die Jagd auf den Steinbock. Wo man welchen König der Berge erlegen und mit welcher Trophäenstärke man jeweils rechnen kann, verrät Jagdreisevermittler Nikolaus Brockmann von Globus Jagdreisen.

Ein viereinhalbstündiger Aufstieg

In Deckung einiger Felsblöcke unterhalb des Grats lasse ich mich fallen und verschnaufe. Der Höhenmesser zeigt 4.270 Meter an. Unser Camp und Ausgangspunkt der Pirsch heute Morgen liegt auf 3.200 Metern. Von dort unten sah es gar nicht so weit aus, aber der viereinhalbstündige Aufstieg in einer steilen Rinne und über Geröll- und Schotterfelder hatte es in sich. Meine beiden kirgisischen Jagdführer hocken in ihren Baumarktgummistiefeln ohne Socken und rauchen, als wären sie nur mal eben hierher geschlendert. Sie warten, dass sich mein Puls normalisiert und wir die Jagd auf den Steinbock zum Abschluss bringen können. Hinter dem Grat und etwas tiefer haben wir vom Tal aus sieben jagdbare Steinböcke ausgemacht, die sich dort in völliger Vegetationslosigkeit auf einem Felsvorsprung niedergetan hatten und die wir jetzt überstiegen haben.

Zum Schuss gedrängt

Nach zehn Minuten habe ich mich einigermaßen erholt, setze das Zielfernrohr auf die Büchse und lade durch. Dann kriechen wir an den Grat heran und lugen vorsichtig hinunter. Dort, auf 285 Meter und steil nach unten, liegen sie noch immer. Ich überlege kurz, wie ich das Absehen für diese Entfernung verstellen soll: Bei der Entfernung müsste ich ein paar Klicks hochstellen, dafür aber geht es steil bergab, und die Luft ist dünner. Ich belasse es bei der Einstellung auf Fleckschuss auf 200 Meter und bin bereit. Die Kirgisen drängen zum Schuss, als der erste hoch wird, sich dreht und sich gleich wieder niedertut. Ich habe mittlerweile den Stärksten des Rudels angesprochen und will nur den erlegen.

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Kirgisischer Jubel während der Jagd auf den Steinbock

Nach fast 45 Minuten tut er mir als letzter den Gefallen und wird hoch. Als er halbwegs breit steht, zeigt das Absehen auf das Blatt. Im Knall springen alle sieben ab und flüchten quer zum Hang unter uns entlang. Meine Jagdführer fordern den nächsten Schuss, aber ich kann nicht erkennen, welcher der Beschossene ist, bis einer langsamer wird, fällt und den Hang hinunterrutscht. Jubel bei den Kirgisen, nachlassende Anspannung bei mir. Ich bin am Ziel: Einen Sibirischen Steinbock im Hochgebirge nach einer anstrengenden Pirsch zu erlegen, ist sicher eine besondere Herausforderung, auch unter den Bergjagden.

Der sibirische Steinbock

Der Weg hierher mit dem Flugzeug, dem Auto und mit Pferden war weit, die Nächte im Zelt waren nicht die bequemsten und die Pirsch in der Höhe erfordert gute Kondition, vor allem aber Durchhaltewillen. Nicht zuletzt muss dann auch die Kugel auf eine Entfernung ins Ziel, die in der Regel deutlich über jener liegt, die wir zu Hause gewohnt sind. So entscheidet bei diesen Bergjagden neben der Kondition und der Ausrüstung vor allem der Wille über den Erfolg und die Trophäenqualität. Wer bereit und in der Lage ist, immer noch ein Stück weiter zu gehen und trotz der Umstände geringere Stücke zu pardonieren, sollte am Ende einer solchen Jagd auf den Steinbock mit etwas Expeditionscharakter mit einem reifen Steinbock belohnt werden.

© Globus Jagdreisen
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Lohnende Schlauchlängen

Die Steinböcke Kirgisiens und Kasachstans erreichen Schlauchlängen von bis zu 130 Zentimeter, wobei Böcke mit 110 bereits als gut jagdbar und ab 120 Zentimeter als stark gelten. 130 Zentimeter werden gelegentlich übertroffen, sind aber eine seltene Ausnahme. Eine sechstägige Jagd auf den Steinbock in Kirgisien kostet 5.500 bis 6.000 Euro plus Nebenkosten. Die beste Zeit für die Jagd ist von September bis November, wobei im November schon Schnee liegt und es kalt werden kann.

Der Alpensteinbock

Eine viel näherliegende, aber leider auch deutlich teurere Steinbockjagd ist die auf den Alpensteinbock. Nach einem bemerkenswerten Hegeerfolg der Jägerschaften im vergangenen Jahrhundert sind die Bestände des Alpensteinbocks wieder bejagbar, und vornehmlich in Österreich und der Schweiz ist dies auch möglich. Sind es in Österreich überwiegend private Reviere, die eine Quote erhalten und gelegentlich vermarkten, so ist für den ausländischen Gastjäger die Jagd in der Schweiz nur im Kanton Wallis möglich. Dort muss ein Abschuss beantragt und mit einer mehrjährigen Wartefrist gerechnet werden. Die wenigen und weltweit begehrten Lizenzen, die pro Jahr an Gäste vergeben werden, sind nur für reife Böcke ab elf Jahren, die dann Schlauchlängen zwischen 85 und 95, gelegentlich bis 100 Zentimeter erreichen.

Jagd auf den Steinbock über gut erschlossene Reviere

Die Jagd auf den Steinbock findet in Höhen zwischen 2.000 und 3.000 Metern statt, wofür sicher auch eine gute Kondition erforderlich ist, aber die Reviere sind natürlich besser erschlossen als in Asien, und Unterbringung und Verpflegung können zwischen rustikal und sehr komfortabel gewählt werden. Die Jagdführer sind erfahren und sprechen das Wild versiert an. Da aber die Abschussgebühr nach der Trophäenstärke (hier Länge) berechnet wird, kann allein der Abschuss schon mal 10.000 Franken (etwa 9.200 Euro) kosten. Die privaten Reviere Österreichs, in denen Abschusslizenzen sofort verfügbar sind, bieten Abschüsse in drei Altersklassen an. Für die begehrten Einser (reife Böcke) werden aber schon mal bis zu 20.000 Euro verlangt, wobei diese aber keinesfalls stärker als die der Eidgenossen sind.

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Der Iberische Steinbock

Ebenfalls sehr reizvoll und gut erreichbar sind die Steinbockgefilde Spaniens. Dort sind vier Unterarten des Iberischen Steinbocks beheimatet, die sich im Wesentlichen nur durch ihre Trophäengröße und Einstandsregionen unterscheiden: der Gredos-, Beceite-, Sierra Nevada- und Ronda-Steinbock. Die lyraförmigen Gehörne erinnern noch eher an ihre Verwandten, die Ziegen, aber der Safari Club International (SCI) erkennt vier eigenständige Wildarten an. So darf es nicht wundern, dass vor allem aus Übersee der Wunsch nach Kombinationsjagden auf alle vier Arten kommt, wofür jeweils zwei bis drei Jagdtage geplant werden. Diese Jagden finden dann in Regionen zwischen 1.000 und 2.000 Metern statt, die oft noch einen dichten Bewuchs mit Büschen und Mandelbäumen aufweisen. Die Begleitumstände dieser Jagden sind von den Annehmlichkeiten spanischer Gastfreundschaft mit schönen Unterkünften, leckerem Essen und guten Weinen geprägt und lassen auch Kombinationen mit anderen Wildarten wie Muffel-, Rot- oder Schwarzwild sowie touristischen Aufenthalten zu. Eine dreitägige Steinbockjagd in Spanien inklusive Abschuss eines Bocks der oberen Altersklasse kostet zwischen 5.000 und 6.800 Euro.

Der Bezoar-Steinbock

Nicht unerwähnt bei der Jagd auf den Steinbock in Europa darf die Türkei bleiben. Hier zieht der Bezoar-Steinbock seine Fährte, der auch seinen asiatischen Verwandten an Trophäenlänge in nichts nachsteht. Wenn die asiatischen und alpinen Steinböcke schon mal über einhundert Kilogramm schwer werden, so erreichen Bezoare nur etwa achtzig Kilogramm, stehen aber auch in den höchsten Gipfelregionen der sich bis auf über 3.000 Meter erhebenden Jagdgebiete. Die Schläuche der reifen Bezoare erreichen bis zu 130 Zentimeter Länge und weisen weite Bögen, aber weniger Schmuckwülste auf.

© Dr. Nina Krüger
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Fitness als Voraussetzung

Für die Jagd sollte der Gast fit und in der Lage sein, auf mindestens 300 Meter zu treffen. Die Unterbringung erfolgt in Hotels oder Pensionen in den Jagdgebieten, und es sollte kein allzu hoher Komfort erwartet werden. Indes, die Türken sind sehr gastfreundlich und die Jagden sowohl im Herbst als auch im Frühjahr im Schnee sehr reizvoll. Da die Türkei neben den Bezoaren auch für starke Keiler berühmt ist, kann man so nebenbei vielleicht auch noch seinen Lebenskeiler mit über 23 Zentimeter Waffenlänge erlegen. Eine sechstägige Bezoar-Jagd schlägt mit etwa 8.500 Euro, der Keiler mit 23 Zentimeter mit 1.550 Euro zu Buche. Da die Türkei mit schönen Stränden und Hotels aufwarten kann, müsste die Familie nicht zu Hause bleiben.

Tur und Markhor

Es fehlen noch der Tur und der Markhor, wobei beide Arten für die meisten Auslandsjäger eher unbedeutend sind. Zum einen, weil die Jagd auf Ture in Aserbaidschan sehr anspruchsvoll, sprich hart ist, und zum anderen sich die Abschussgebühren für die verschiedenen Markhor-Unterarten, etwa in Pakistan, mittlerweile in sechsstelliger Höhe bewegen. Darüber hinaus ist auch die Sicherheitslage in diesen Ländern regional kritisch.

Schöne Landschaften

Alle hier genannten Steinbockjagden haben gemein, dass sie eine Kombination von sportlichem Einsatz oder konditioneller Herausforderung, sehr schönen Landschaften und reizvollem Wild darstellen. Sie unterscheiden sich in ihrer Erreichbarkeit, dem Preis und der Herausforderung durch die Begleitumstände. Wer ein gediegenes Umfeld wünscht, der wird sich für eine Jagd auf den Steinbock Europa entscheiden. Wer aber auch ein wenig Abenteuer, Fremde und Expeditionscharakter sucht, der wird die Türkei, Kasachstan oder Kirgisien in die engere Wahl ziehen. Auf jeden Fall sollte man sich vor so einer Jagd genau über die Bedingungen vor Ort informieren und sich darauf vorbereiten. Zunächst konditionell, dann auch im Hinblick auf die Ausrüstung. Bei jeder Bergjagd braucht man eingelaufene Pirschstiefel, einen funktionellen Rucksack, ein Spektiv, einen Entfernungsmesser und eine auf weite Entfernung eingeschossene Büchse. Kaliber von der .270 SM über die .300 WM bis zur 8x68 mit hochvergrößernden Zielfernrohren tun überall ihren Dienst. Für entferntere Gefilde braucht man dann auch noch weitere Utensilien einer hochwertigen Campausrüstung. Jeder gute Outfitter wird einen mit einer entsprechenden Packliste versorgen.

Ein Lebenstraum

Wenn der Amerikaner sagt, man sollte sein (Dall-)Schaf mit 50 Jahren geschossen haben, müsste dies einmal mehr für den Steinbock gelten. Allerdings wird sich der europäische Jäger mehr aus Passion für die Bergjagd dem Steinwild zuwenden als aus Prestige oder Trophäensammlerei. Bei den vielfältigen Möglichkeiten für gute Steinbockjagden stehen dem geneigten Bergjäger unterschiedliche Ziele in Nah und Fern zur Verfügung. Auf jeden Fall sehr schöne, um den Traum einer Jagd auf dieses herrliche Bergwild zu verwirklichen.

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Sibirischer Steinbock

  • Jagdländer: Kirgisien, Kasachstan, Mongolei, Tadschikistan
  • Beste Jagdzeit: September–November
  • Kosten: ca. 5.500–6.000 Euro
  • Nebenkosten: Anreise, Hotel außer Jagd, Bearbeitungsgebühren, Visum 70–120 Euro, Trinkgeld
  • Waffeneinfuhr: besorgt Veranstalter

Alpensteinbock

  • Jagdländer: Schweiz, Österreich
  • Beste Jagdzeit: August und Oktober
  • Kosten: Schweiz ca. 8.500-15.000 Franken, Österreich ca. 10.000-20.000 Euro
  • Nebenkosten: Anreise, Hotel, Trinkgeld
  • Waffeneinfuhr: Europäischer Feuerwaffenpass

Iberischer Steinbock

  • Jagdländer: Spanien
  • Beste Jagdzeit: Oktober-Dezember und März
  • Kosten: ca. 5.000-6.800 Euro
  • Nebenkosten: stärkere Trophäen 1.290-2.390 Eur, Anreise, Hotels außer Jagd, Bearbeitungsgebühren
  • Waffeneinfuhr: Europäischer Feuerwaffenpass

Bezoar-Steinbock

  • Jagdländer: Türkei
  • Beste Jagdzeit: Oktober-März
  • Kosten: ca. 8.500 Euro
  • Nebenkosten: Anreise, Zuschlag für stärkere Trophäen (165 Euro pro cm über 100 cm), Bearbeitungsgebühren, Trinkgeld
  • Waffeneinfuhr: besorgt Veranstalter