Jagd auf Muffelwild

Die Jagd auf Muffelwild ist länderübergreifend auf jeder Jagdreise eine äußerst spannende Angelegenheit.

Deutschlands führender Muffelexperte Dr. Holger Piegert gibt Ihnen wichtige Tipps, damit es bei der Jagd auf Muffelwild auch klappt. Besonders im Ausland sind die Chancen auf einen reifen Widder hoch, sofern der Jäger über das nötige Grundwissen verfügt. Folgen Sie dem Autor bei einer Pirsch durch das Muffelrevier.

Deutsche Muffelbestände

In Deutschland ziehen heute etwa 20 000 Stück Muffelwild in freier Wildbahn ihre Fährten, wovon rund zwei Drittel in den Revieren der neuen Bundesländer leben. Die Jagdstrecke hat sich in den letzten Jahren bei rund 6000 Stück eingependelt. Nachdem die Mufflons nun seit über 100 Jahren in deutschen Revieren leben, werden sie von den meisten Naturfreunden und Jägern als eine Bereicherung unserer Wälder angesehen. Und jeder, der auf das reizvolle Wild gejagt hat, wird mir bestätigen, dass die Jagd auf Muffelwild eine Herausforderung darstellt. Wenn auch die Mufflons in ihrer Körperhöhe kleiner sind als unsere Rehe, sind sie doch fast doppelt so schwer. Dazu kommt ihre schon sprichwörtliche Schusshärte. Deshalb empfehle ich bei der Jagd auf Muffelwild Kaliber ab 7 x 57 aufwärts. Natürlich benötigen wir keine Großwildbüchsen, aber bis 9,3 x 74 ist schon in Ordnung.

Jagd auf Muffelwild – die Treffpunktlage

Bei der Jagd auf Muffelwild ist die Ziel- und Treffpunktlage wichtig. So sollten Trägerschüsse unterbleiben, die auch bei anderen Wildarten kritisch zu bewerten sind. Die Schläuche verdecken den Träger weitgehend, was bei gedrehtem Haupt noch verstärkt wird. Viele Jäger, die das erste Mal auf Muffel jagen, nutzen den Sattelfleck als Zielpunkt. Auch das ist falsch, denn der Sattel liegt auf der Flanke. Der Schuss dorthin ist immer ein Weidwundschuss und führt meist zu sehr aufwändigen Nachsuchen. Vorn am Blatt angefasst, besteht die Gefahr der Beschädigung der Trophäe genauso wie beim Trägerschuss. Am besten ist es also etwa eine Handbreit vor dem Sattel, das ist dann kurz hinter dem Blatt, eventuell noch am hinteren Teil der Blattschaufel.

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Wichtige Ausrüstung

Neben einer im Kaliber der Jagd auf Muffel angepassten Büchse ist eine gute Optik erforderlich. Zu empfehlen sind Zielfernrohre mit Vergrößerungen zwischen sieben- und zwölffach. Wenn man dann noch ein Lichtstarkes für den Ansitz und ein Leichteres für die Pirsch am Tage zur Verfügung hat, ist dies schon das Optimum. Somit unterscheidet sich die Ausrüstung recht wenig von der, die für die Jagd auf andere Schalenwildarten erforderlich ist. Muffelwild ist wenig wetterempfindlich. Nur bei Dauerregen stehen die Stücke in der Dickung und verlassen diese nur ungern. Aber Schauer und Wind beeinflussen ihre Aktivität kaum. Somit sind Regenbekleidung und für den Winter ein Schneehemd empfehlenswert.

Ansitz zur Jagd auf Muffelwild

Die erfolgversprechendste Jagdart ist der Ansitz am Wechsel, in lichten Althölzern, an Waldwiesen und saisonal unterschiedlich auch in der Feldflur. Die Muffel sind am Abend meist zeitig auf den Läufen. Deshalb ist die Ansitzeinrichtung möglichst zwei Stunden vor Sonnenuntergang zu beziehen. Der Morgenansitz darf nicht mit endender Dämmerung abgebrochen werden. Die Muffel sind noch lange, nachdem die anderen Wildarten schon längst die Tageseinstände aufgesucht haben, unterwegs.

Die Pirsch auf Muffelwild

Die Pirsch bei der Jagd auf Muffelwild ist die hohe Schule der Jagd und sollte nur vom revierkundigen Jäger durchgeführt werden. Die Hauptaktivitätsphasen sind in den Dämmerungszeiten, und diese sollten dem Ansitz vorbehalten bleiben, um nicht unnötig Unruhe im Revier zu verbreiten. Nach dem Morgenansitz kann die Pirsch durchaus erfolgversprechend sein, denn die Muffel ziehen lange noch langsam in Richtung Tageseinstände. Das beste Pirschwetter ist an feuchten Tagen bei leichtem, möglichst gleichmäßig wehendem Wind. Somit kann man sich leise und berechenbar den Wechseln nähern.

Vielversprechende Stöberjagd

Höhepunkt vieler Jäger sind die jährlichen Hubertusjagden, die in unterschiedlichster Weise als Bewegungsjagden oder Gemeinschaftsansitze gestaltet werden können. Kritisch zu bewerten sind die neuerdings stark verbreiteten Stöberjagden mit Hunden. Die Mufflons haben aufgrund ihres entwicklungsgeschichtlichen Ursprungs im Hochgebirge zwei angeborene Feindbilder, auf die ihr gesamtes Fluchtverhalten aufgebaut ist. Das ist zum einen der Adler, der den Lämmern zusetzt, und der Wolf, der die Jagd auf das schwächste Stück ausübt. Dem Wolf zu entkommen, gelingt nur durch rechtzeitiges Erkennen der Gefahr und dem schnellen Aufsuchen von dem Grauhund unzugänglichen Arealen wie Felsklippen im Hochgebirge. Dabei ist Revierkenntnis des Leitschafs gefordert, das aufgrund seiner Lebenserfahrung das Rudel an diese Stellen führen muss.

© Silvio Heidler
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Drückjagd auf Muffelwild

In unseren Revieren, in denen sehr häufig diese Klippen nicht vorhanden sind, flüchten die Muffel vor jagenden Hunden oft kilometerweit. Schnellen Hunden ist es möglich, das nach etwa 100 Meter Flucht meist noch einmal verhoffende Rudel einzuholen und ein Stück zu reißen. Somit sind wildernde Hunde der größte Feind. Im Muffelrevier ist starker Druck gar nicht erforderlich, da die Rudel meist schon bei geringster Beunruhigung auf die Läufe und damit in Bewegung kommen. Meist geschieht dies schon beim Anstellen der Schützen. Bei Druck rudeln die Muffel sofort zusammen, nehmen die Lämmer in die Mitte und verlassen oft in schnellen Fluchten das Revier. Somit haben nur wenige Jäger die Möglichkeit, zu Schuss zu kommen. Das Ergebnis ist ein unkontrollierter Abschuss weiblicher Stücke, die im äußeren Bereich des Rudels ziehen, was meist ältere Schafe sind. Eine Bewegungsjagd bei der Jagd auf Muffelwild kann also lediglich dem Erlegen weiblichen Wildes zur Planerfüllung oder Bestandsreduzierung dienen, nicht aber einem gezielten Abschuss jungen oder kranken Wildes.

Jagd auf Muffelwild – der Gemeinschaftsansitz

Empfehlenswert ist der Gemeinschaftsansitz am Morgen. Das Anstellen der Jäger wird rechtzeitig, aber nicht vor Büchsenlicht erfolgen, um die sich in Bewegung abendlichen Muffel auch beim Angehen bejagen zu können. Zwei Stunden nach Sonnenaufgang können einige ortskundige Treiber die Einstände noch einmal beunruhigen. Auf diese Art ist das Muffelwild auf Gesellschaftsjagden am erfolgreichsten zu bejagen. In Revieren, in denen neben Muffel- auch Schwarz- und Rotwild erlegt werden sollen, ist mitunter nicht völlig auf den Einsatz von Hunden zu verzichten. Hier ist die Kombination von Treibern mit wenigen kurzläufigen Hunden anzustreben. Dabei eignen sich Teckel, aber auch wenige Wachtel durchaus. Wir haben bei einer unserer ersten Jagden mit Stöberhunden ein großes Rudel Muffelwild über den Fluss Selke getrieben, welches nie wieder zurückwechselte. So kann es zu ungewollten Vergrößerungen des Einstandsgebiets kommen.

Jagd auf junge Widder

Im Sommer sind die alten Widder wie vom Erdboden verschluckt. Sie stehen am Rand des Einstandsgebiets, verbringen den Tag mit Äsen und Ruhen und verlassen die Einstände kaum. Auch macht das Sommerhaar den alten Widder nicht unbedingt attraktiv. So wird man sich in dieser Zeit insbesondere um die Jährlinge und geringen Widder kümmern, die im Mutterfamilienrudel stehen. Das Nähern der Rudel ist in der Sommerzeit oft schon weithin hörbar, wenn die Lämmer und Mutterschafe ihre meckernden Kontaktlaute austauschen. Im Rudel herrscht nun buntes Treiben. Die Lämmer spielen, und die Jährlinge nehmen lebhaft am Rudelleben teil, kämpfen schon einmal miteinander oder rempeln einen mittelalten Widder an. Nun muss der Jäger möglichst rasch das Rudel überblicken.

© Silvio Heidler
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Gefährliches Einwachsen

Junge Widder im Rudel sind oftmals gering. Die stärkeren haben sich bereits den Widderclans angeschlossen. Zum Einwachsen neigende mittelalte Widder können jetzt bedenkenlos erlegt werden. Bei den Jährlingen schaut man auf die Schlauchspitzen. Das Schlauchwachstum ist jetzt in vollem Gang, so dass eine Prognose über die Längenentwicklung bis zum Herbst meist noch nicht möglich ist. Zeigen die Schlauchspitzen beim Jährling nach außen, dann ist er gut veranlagt und verspricht eine gute Auslage zu erreichen. Zeigen die Spitzen dagegen nach innen, dann deutet dies auf einen engen Kreisbogen und geringe Auslage oder sogar auf das Einwachsen hin. Einen solchen Jährling kann man getrost erlegen und hat damit einen Beitrag zur Erfüllung des Abschusses in der Jugendklasse geleistet.

Jagd auf weibliches Wild

Im Herbst muss an den notwendigen Abschuss der Lämmer und des weiblichen Wildes gedacht werden. Die Lämmer saugen lange und haben eine sehr enge Bindung an das Mutterschaf. Deshalb ist bei der Jagd auf Muffelwild stets das Lamm vor dem Schaf zur Strecke zu bringen. Im Rudelverband ist die Zuordnung von Lamm zu Schaf nicht immer einfach, da die Lämmer gern miteinander spielen und die Mutterschafe äsend am Rand umherziehen. So wird ein geringes Lamm ausgesucht. Hat man sich nun zum Schuss entschlossen, ist das ausgewählte Stück ständig zu beobachten, weil das Rudel immer in Bewegung ist. Dabei geschieht es sehr schnell, dass ein völlig anderes Stück an der Stelle steht, wo vorher das auserwählte Lamm stand.

Erfolgreiches Anpirschen

Gelingt es dem pirschenden Jäger, an ein Rudel heranzukommen, dann ist es besonders wichtig, das zu erlegende Stück fest im Auge zu behalten. Wenn jetzt der Warnpfiff des Leitschafs erfolgt, flieht das gesamte Rudel. Meist aber verhoffen die Stücke nach 50 bis 70 Meter noch einmal, um sich nach der vermeintlichen Gefahr umzuschauen. Dann hat der Jäger eine zweite Chance, die Kugel aus dem Lauf zu bekommen.

Jagd auf reife Widder

Über die weniger attraktive Sommerjagd auf den Widder wurde schon berichtet. Viel spannender wird es, wenn im Herbst langsam Bewegung in die Rudel kommt und die mittelalten Widder wieder die Nähe der Mutterfamilien suchen, abgeschlagene Widder umherziehen und auch die alten Widder wieder sichtbar werden. Nun muss der Jäger oft ins Revier und die bekannten Wechsel absetzen. Dabei ist eben nicht davon auszugehen, dass die Muffel an jedem Tag zur gleichen Zeit am selben Ort auftauchen. Sitzfleisch und Ausdauer führen aber zum Ziel. Oft hört man die Widder schlagen, aber an ganz anderen Stellen, als dort, wo man sie erhofft hat. Am Morgen lohnt sich eine Pirsch in Richtung des Rudels. Und selbst, wenn kein jagdbarer Widder dabei ist, ist das Beobachten des Brunftgeschehens im Rudel schon ein unvergessliches Schauspiel.

© Silvio Heidler
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Faszinierende Brunfterlebnisse

In der Brunft ist bei der Jagd auf Muffelwild auch eine Pirsch am Tage erfolgversprechend. Die Rudel sind nun ständig in Bewegung, und die Widder suchen ununterbrochen. Abgeschlagene, aber auch alte Widder ziehen mit vorgestrecktem Haupt und fast geschlossenen Lichtern durchs Revier. Jetzt kann es schon einmal passieren, dass ein suchender Widder vor ein Auto läuft oder den pirschenden Jäger fast umrennt. Wetterbedingungen spielen nun eine völlig untergeordnete Rolle. Meine ersten beiden Widder erlegte ich bei strömendem Regen.

Eine Vormittagspirsch

Mit einem älteren Jagdgast entschloss ich mich nach einer erfolglosen Woche zu einer Vormittagspirsch. Es regnete leicht, und die Stimmung war ob der Erfolglosigkeit der vergangenen Tage am Tiefpunkt. So pirschten wir ruhig durch die Buchenalthölzer parallel zur Höhenschichtlinie in einem Steilhang. In dieser Zeit sahen wir drei Widder auf Schussentfernung ziehen, die keinerlei Notiz von uns nahmen. Einer davon zog keine 15 Meter an uns vorüber. Leider war kein Reifer dabei. Ein mittelalter Einwachser, den ich sofort freigab, sollte es aber nicht sein. So haben wir uns nach der erlebnisreichen Pirsch dennoch zufrieden verabschiedet. Der Widderabschuss wurde um ein Jahr vertagt.

Dianas Gunst bei der Jagd auf Muffelwild

Viele Jagdgäste, aber auch einheimische Jäger habe ich auf der Widderjagd begleitet. Dabei war es mir immer wichtig, möglichst ruhig anzusitzen und den Jägern klar zu machen, dass die Muffel eben nicht auf einem Brunftplatz stehen, sondern dass stets Diana mitwirken muss, um am schon günstig ausgesuchten Platz zu Schuss zu kommen.

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Mit der Kutsche

Mein Vorgänger im Amt berichtete von einer ganz anderen Jagdart auf den Widder. Während der Brunft oder auch im Winter wurden die Pferde vor die Kutsche oder den Schlitten gespannt, und so fuhr man zur Pirsch. Die Muffel haben sich von dem pferdegezogenen Gefährt nicht stören lassen. Der Jäger konnte unbemerkt den Wagen oder Schlitten verlassen und sicher den Schuss antragen. Zu meiner Zeit waren zwar Pferde noch in der Forstwirtschaft im Einsatz, aber leider konnte ich mit dieser sicherlich sehr reizvollen Jagdart keine eigenen Erfahrungen sammeln.

Einmal und nie wieder

Es war schon Mitte Dezember, als ich bei der Jagd auf Muffelwild am Rand einer Waldwiese einen sehr starken Widder mit gut gedrehten Schläuchen bei einem kleineren Rudel ausmachen konnte. Da ich in diesem Jahr einen Widder der Klasse I frei hatte, ärgerte ich mich natürlich darüber, dass ich keine Waffe bei mir hatte. So entschloss ich mich, an dieser Wiese regelmäßig anzusitzen in der Hoffnung, diesen Widder zur Strecke zu bringen. Etwa zehn Tage hielt ich durch, morgens und abends saß ich an der Wiese, konnte mehrmals das Rudel wieder bestätigen. Auch waren immer Widder dabei, doch niemals der ersehnte. Nach den zehn Tagen war ich dann schon selbst am Ende. Da erschien das Rudel wieder einmal auf der Wiese. Diesmal stand wiederum ein starker Widder im Rudel, den ich dann auch erlegte. Den ersehnten, starken und besonders gut gedrehten Widder sah ich jedoch nie wieder.

Teaserbild: Silvio Heidler

Titelbild: Karl-Heinz Volkmar